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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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Sie selbst sagten - ist nur fünf Minuten von hier.« Rebus wandte sich zu Siobhan Clarke. »Sorgen Sie dafür, dass der Staatsanwalt die vorläufige Mitteilung erhält.«
    Curt blickte zurück ins Klassenzimmer. »Er war gerade erst aus der Haft entlassen worden, vielleicht war er depressiv.«
    »Das könnte einen Selbstmord erklären, aber keinen wie diesen: das wohl überlegte Vorgehen, der Schauplatz...«
    »Die Heilige Schrift hat dafür einen treffenden Ausdruck«, bemerkte Curt.

    »Der wäre?«, fragte Rebus, und ihm schwante, dass er mal wieder dabei war, auf eines von Curts Wortspielen hereinzufallen.
    »Ins Angesicht des Herrn«, enttäuschte ihn Dr. Curt denn auch nicht.

8
    Rebus ging zu Fuß nach Tollcross.
    Er hatte einen Geschmack auf der Zunge und einen Geruch in der Nase, und er hoffte, dass die Kälte beide abtöten würde. Er hätte in ein Pub gehen und sie ertränken können, aber er tat’s nicht. Er erinnerte sich an einen anderen Winter zuvor, der viel kälter als dieser gewesen war. Zwanzig Grad unter null, sibirische Temperaturen. Die Rohre an der Außenseite seines Hauses waren steinhart gefroren, sodass die Abwässer der Wohnungen nicht mehr abfließen konnten. Es hatte übel gestunken, aber man konnte immerhin die Fenster öffnen. Beim Tod war es nicht so; er verflüchtigte sich nicht einfach dadurch, dass man ein Fenster öffnete oder einen Spaziergang machte.
    Die Straßen waren glatt, und er rutschte ein paarmal aus. Ein weiterer Grund, nichts zu trinken: Er brauchte einen klaren Kopf. Er hatte McAnallys Adresse in sein Notizbuch geschrieben, aber er kannte den Block sowieso, da er nur ein paar Straßen von der ausgebrannten Ruine des Crazy Hose Saloon entfernt lag. Das Haus hatte eine Gegensprechanlage. Er betätigte sein Feuerzeug und sah, dass McANALLY der dritte Name von unten war. Als er klingelte, spürte er, dass seine Zehen fast gefühllos waren. Auf dem Herweg hatte er sich zurechtgelegt, was er sagen würde. Kein Polizist hatte es gern, schlechte Nachrichten überbringen zu müssen - mit Sicherheit nicht so schlechte.
»Ihr Mann hat den Kopf verloren«, wäre einfach nicht das Richtige gewesen.
    Die Gegensprechanlage schaltete sich mit einem Klick ein. »Erzähl mir bloß nicht, du hast die Schlüssel verloren, Shug! Wenn du saufen warst und hast sie verschlampt, kannst du dir von mir aus den Arsch abfrieren!«
    »Mrs. McAnally?«
    »Wer ist da?«
    »Detective Inspector Rebus. Darf ich raufkommen?«
    »Um Gottes Willen, was hat er angestellt?«
    »Darf ich raufkommen, Mrs. McAnally?«
    »Wird das Beste sein.« Die Tür summte, und Rebus drückte sie auf.
    Die McAnallys wohnten nur eine Treppe hoch. Ausnahmsweise einmal hatte Rebus auf das Dachgeschoss gehofft. Er stieg langsam die Stufen hinauf und ging noch einmal seine Rede durch. Die Frau erwartete ihn an der Tür. Es war eine hübsche, neu aussehende Tür, aus dunkel gebeiztem Holz mit einem fächerförmigen Glaseinsatz.Türklopfer und Briefklappe, beides aus Messing, waren auch neu.
    »Mrs. McAnally?«
    »Kommen Sie rein.« Sie führte ihn durch einen kurzen Flur in das Wohnzimmer. Es war eine winzige Wohnung, aber hübsch eingerichtet. Vom Wohnzimmer ging eine Kochnische ab, beides zusammen vielleicht fünfundzwanzig Quadratmeter. Ein Immobilienmakler hätte dazu »gemütlich« und »kompakt« gesagt. Alle drei Heizstäbe des Elektroofens glühten, und im Zimmer bekam man kaum Luft. Mrs. McAnally hatte ferngesehen; auf einer Armlehne ihres Sessels stand eine Dose Stout, Marke Sweetheart, auf der anderen lagen Aschenbecher und Zigaretten.
    Sie sah streitlustig aus; man hätte es nicht anders bezeichnen können. Sträflingsfrauen bekamen oft ein solches Aussehen. Die Gefängnisbesuche machten ihre Gesichter
hart und verwandelten ihre Augen in misstrauische Schlitze. Ihr Haar war blond gefärbt, und obwohl sie den Abend zu Hause verbrachte, hatte sie sich die Nägel lackiert und etwas Eyeliner und Mascara aufgetragen.
    »Was hat er angestellt?«, wiederholte sie. »Setzen Sie sich, wenn Sie möchten.«
    »Ich bleib lieber stehen, danke. Die Sache ist die, Mrs. McAnally...« Rebus stockte. So machte man das: Man senkte die Stimme respektvoll, sagte ein paar einleitende Worte, und dann legte man eine Pause ein in der Hoffnung, dass bei Witwe oder Witwer,Vater oder Mutter, Sohn oder Tochter der Groschen fiel.
    »Die Sache ist was?«, bellte sie.
    »Tja, es tut mir Leid, Ihnen sagen zu müssen...«
    Ihr Blick klebte am

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