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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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jemanden rennen. Ich blickte mich erschrocken und zugleich hoffnungsvoll um. Es war Lee; er kam keuchend hinter uns her.
    »Wir müssen hier weg«, stieß er hervor.
    »Guter Spruch für einen Film«, flüsterte ich. Er warf mir einen erstaunten Blick zu, dann erinnerte er sich und strahlte über das ganze Gesicht. Er sprang auf sein Rad und war im nächsten Augenblick fünf Meter vor uns. Fi und ich mussten kräftig in die Pedale treten, um ihn einzuholen.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis wir das Haus von Ms Alexander erreicht hatten. Wir mussten einen weiten Umweg machen und die meiste Zeit bergauf fahren. Als wir endlich da waren und vor ihrer Garage von den Rädern sprangen, ging plötzlich der gegenüberliegende Hügel in Flammen auf. Ich habe noch nie einen Vulkanausbruch gesehen, aber ich denke, so ähnlich muss das aussehen. Aus der Ferne war eine Art »Wuuschsch« zu hören und dann schossen die Flammen in die Höhe wie bei einer Leuchtkugel. Einen Augenblick später erreichte uns ein Geräusch wie ein Donnerschlag, dem sofort zwei weitere Ausbrüche folgten. Die Häuser konnten wir nicht sehen, aber ich sah, wie ein Dach in den Himmel stieg und in seine Bestandteile zerfiel. Unmittelbar darauf wurden sämtliche Bäume im Umkreis von den Flammen erfasst und brannten lichterloh.
    »Heilige Scheiße«, stieß Fi hervor, die mit vor Staunen offenem Mund dastand. Das war so ziemlich der stärkste Ausdruck, den sie je von sich gegeben hatte.
    Das Brüllen der Flammen war so laut, dass wir es sogar aus dieser Entfernung noch hören konnten. Als Nächstes fuhr die Energiewelle der Explosion wie ein Wind durch den Garten, bog die Bäume und Pflanzen um und traf uns wie ein Faustschlag. Kleine schwarze Dinger flitzten an mir vorbei. Sie schienen aus dem Nichts aufzutauchen: Vögel, die vor dem Feuer flohen. Der halbe Stadtteil von Wirrawee lag im Licht der Flammen und der Himmel leuchtete in einem höllischen Rot. Ich konnte den Brand beinahe riechen.
    »Schnell«, sagte Lee. »Hauen wir ab.«
    Wir eilten in die Garage. Als ich zuletzt in der Garage gewesen war, hatte ich unter äußerster Gefahr im Dunkeln nach Streichhölzern gesucht, doch dieses Mal hatten wir unsere Taschenlampen dabei.
    »Robyn und Homer waren hoffentlich weit genug weg«, sagte ich. Für Gespräche war keine Zeit. Ich riss die Tür des nächstgelegenen Wagens auf, setzte mich hinein und drehte den Zündschlüssel. Der Motor gab ein müdes Husten von sich, sprang aber nicht an.
    »O nein. Die Batterie ist leer.«
    Lee beugte sich in das andere Fahrzeug, einen Geländewagen, und versuchte es da, doch das Ergebnis war dasselbe.
    Als er sich wieder aufrichtete, stürzte Robyn schwer atmend und mit wildem Blick in die Garage.
    »Seid ihr alle hier?«, fragte sie.
    »Bis auf Homer. Außerdem lassen sich die Autos nicht starten.«
    »Hilfe« war alles, was sie sagte, dann verschwand sie wieder, wahrscheinlich um Homer zu suchen.
    Ich probierte es noch einmal beim ersten Wagen, aber das müde Geräusch wurde immer müder, bis es nur noch ein schwaches Murmeln war.
    »Dann eben auf den Rädern«, sagte Lee. Wir rannten hinaus und holten unsere Räder hinter einem Schuppen hervor, wo wir sie fallen gelassen hatten. Auf dem Hügel wüteten die Flammen. In den bewohnten Teilen von Wirrawee waren überall die Lichter angegangen und wir konnten die Scheinwerfer unzähliger Fahrzeuge sehen, die sich bei der Turner Street versammelten. Und dann sah ich zwei Feuerwehrfahrzeuge, die das Messegelände verließen.
    »Wir haben einen Vorteil«, sagte Lee. »Wenn wir viele ihrer Offiziere erwischt haben, haben sie jetzt niemanden, der das Kommando übernimmt und Entscheidungen trifft.«
    Ich nickte. »Nutzen wir die Gelegenheit. Aber was ist mit Homer? Sollen wir ihm eine Nachricht dalassen?«
    In diesem Moment tauchte Robyn wieder aus der Dunkelheit auf und schob ihr Rad vor sich her.
    »Ich warte auf ihn«, sagte sie.
    »Nein, Robyn. Das geht nicht. Es ist zu gefährlich. Bitte, Robyn. Tu's nicht.«
    Sie zögerte. Dann hörten wir eine Stimme, die wie eine Erlösung kam.
    »He, hat wer Bock auf Toast?«, rief uns Homer zu.
    »Bleib auf dem Rad«, sagte ich rasch. »Die Autobatterien sind alle. Wo ist Fi?«
    »Hier«, hörte ich ihre leise sanfte Stimme.
    »Los, fünf Freunde, fahren wir.«

Siebzehntes Kapitel
    Die Morgendämmerung kam viel zu rasch. Als das erste Tageslicht anbrach, lag noch ein weiter Weg zwischen uns und meinem Haus und dem Landrover. In

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