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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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ziemlich weit weg war und einen Rosenstrauch anleuchtete. Dann wurde die Lampe abgedreht. Ich begriff sofort, dass ich mich durch meine Ungeduld in eine denkbar blöde Lage gebracht hatte. Mit jeder Bewegung, die ich von jetzt an bis vier Uhr früh machen würde, würde ich riskieren gehört zu werden. Wenn ich mich jedoch nicht mehr rührte, würde ich um vier Uhr die ganze Entfernung bis zum Haus auf einmal zurücklegen müssen. Die Zeit würde ohnehin schon ziemlich knapp werden. Ungefähr zehn Minuten lang dachte ich nach, dann entschied ich mich für einen Kompromiss. Ich würde mich bis zu einem Punkt vorwagen, von dem aus ich die Wache sehen konnte, und dann alles Weitere entscheiden.
    Von nun an bewegte ich mich mit qualvoller Vorsicht. Und unter qualvollen Krämpfen, weil ich die längste Zeit eingerollt wie ein ängstliches Meerschweinchen auf dem Boden gelegen hatte. Ich fing beinahe zu kichern an, als ich mir vorstellte, wie ich den Toaster erklären würde, falls ich erwischt wurde. »Ich hatte plötzlich Heißhunger auf Toast und war auf der Suche nach einer Steckdose.« Ich schlich weiter und spähte nach jedem Schritt in die Dunkelheit, bis ich endlich die Wache erblickte. Er oder sie – es war zu finster, um das unterscheiden zu können – schien immer noch den Garten mit den Augen abzusuchen und auf jedes Geräusch zu achten. Ich musste natürlich auch noch das Glück haben, auf eine besonders gewissenhafte Wache zu stoßen. Ich schaute auf die Uhr, aber es war zu dunkel, um die Zeiger zu sehen.
    Wir hatten vereinbart, um vier Uhr, also zum Zeitpunkt der Wachablöse, zuzuschlagen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange es noch bis vier Uhr war. Mir blieb nur die Hoffnung, dass ich die neuen Wachen hören würde, sobald sie auf der Straße für das Ritual der Wachablöse auftauchten. Ich hatte die Zeremonie so oft beobachtet, dass ich den Ablauf bis ins Detail kannte. Die neuen Wachen marschierten bis zum Haus von Dr. Burgess, wo sie anhielten und der zuständige Kommandant in eine Trillerpfeife blies. Nun verließen die Wachen, die abgelöst werden sollten, ihre Stellungen, machten ihren Rapport, stellten sich in einer Reihe auf und marschierten zu ihren Quartieren, während die neuen ausschwärmten und ihre Posten bezogen. Das dauerte nur ein paar Minuten, aber davon hing alles ab.
    Ich dachte, wenn die Wache den Pfiff hörte, würde ich ihn auch hören; also blieb ich, wo ich war. Ich rechnete damit, eine Ewigkeit warten zu müssen, doch nach nur zehn Minuten hörte ich das Knirschen der Stiefel auf der Straße. Die Wache hörte es ebenfalls. Im selben Moment konnte von Gewissenhaftigkeit keine Rede mehr sein, denn sie ging zum Haus zurück, blieb an der Ecke stehen und wartete auf den Pfiff. Sie durfte offenbar erst auf die Straße, wenn das Signal kam, und an ihrer ganzen Haltung war zu erkennen, dass nichts anderes mehr zählte. Ich konnte mir vorstellen, dass in diesem Moment hinter jedem Haus eine Wache stand und auf den Augenblick der Ablöse wartete. Vier tödlich langweilige Stunden mitten in der Nacht mussten wohl diese Wirkung haben.
    Nun erklang das Trillern der Pfeife; die Wache verschwand, ohne sich noch einmal umzublicken. Im selben Moment war ich auf den Beinen und ging rasch zur Hintertür. Diese Wachen würden am nächsten Morgen in Riesenschwierigkeiten stecken, falls sie überlebten. Jetzt galt meine größte Befürchtung der Tür. Wenn wir vor verschlossenen Türen standen, hatten wir vereinbart, dass jeder nach eigenem Ermessen vorgehen sollte: entweder aufgeben oder die Hand in den Pulloverärmel wickeln und eine Scheibe einschlagen. Fi war jedoch überzeugt gewesen, dass sie nicht abgeschlossen sein würden. Sie meinte, die meisten Bewohner der Turner Street waren so auf ihre Sicherheit bedacht, dass fast jedes Haus mit Spezialverriegelungen versehen war. Um in die Häuser zu kommen, waren die Soldaten sicher gezwungen gewesen die Türen gewaltsam aufzubrechen. Das bedeutete, dass die Türen – außer sie waren in der Zwischenzeit repariert worden – unverschlossen sein würden. Und unverschließbar.
    Es war eine sehr logische Theorie und wenigstens dieses Mal ging die Logik auf. Als ich den Türknopf drehte und dagegendrückte, fiel die Tür fast aus den Angeln. Sie war mit Gewalt aufgebrochen worden und lehnte nur noch im Türrahmen. ›Eins zu null für dich, Fi!‹, dachte ich und hoffte, dass bei den anderen alles genauso reibungslos ablief. Es war so dunkel, dass ich

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