Ein endloser Albtraum (German Edition)
ausgeschlafen hatte, aber inzwischen war mein Betrieb auf Autopilot gestellt.
Ich ging mit Fi. Wir fühlten uns in den Straßen der Stadt inzwischen ziemlich sicher. Außer auf dem Snob Hill und beim Einkaufszentrum in der Barker Street wurden in noch zwei Gegenden der Stadt in der Nacht die Lichter aufgedreht. Wir nahmen an, dass sie bewohnt waren, und machten einen weiten Bogen um sie. Davon abgesehen lagen die Straßen der Stadt still und dunkel da. Wir sahen auch keine Patrouillen mehr. Die Soldaten gingen offenbar davon aus, dass sie Wirrawee fest in der Hand hatten. Sie mussten alle erwischt haben – alle außer uns.
›Wenn uns heute gelingt, was wir uns vorgenommen haben‹, dachte ich grimmig, ›werden wir uns in Wirrawee lange nicht mehr blicken lassen können.‹
Fi und ich betraten vier Häuser und fanden auf Anhieb vier Toaster; mit den Timern war es schwieriger. Im letzten Haus landeten wir jedoch einen Volltreffer. In fast allen Zimmern befand sich ein Timer, der jeweils einen Radiator steuerte. Die Leute, die hier wohnten, waren anscheinend besonders energiebewusst.
Um zwei Uhr waren wir wieder zurück; jeder brachte seine kleine Sammlung und ein Fahrrad mit. Robyn hatte an eine Fahrradpumpe gedacht, die wir alle dringend benötigten, weil die Reifen schon sehr platt waren. Lee war es zwar nicht gelungen, einen Timer aufzustöbern – Fi und ich konnten ihm hier aushelfen –, er hatte dafür aber eine Drahtzange aufgetrieben, mit der er uns vorführte, was wir tun sollten. Das Ganze war sehr einfach und sehr clever und schien sehr erfolgversprechend.
Als wir mit seinem Plan zufrieden waren, zwickte er mit der Zange in jedem Toaster den Glühfaden durch und forderte uns auf, das Einstellen der Timer zu üben. Inzwischen war es drei Uhr und Zeit zu gehen. Wir stellten unsere Timer ein, packten rasch unsere Bündel und banden sie uns auf den Rücken. Diesmal nahmen wir sie mit, um uns schneller aus dem Staub machen zu können.
Wir hatten uns für dieselben Häuser entschieden wie in der Nacht zuvor. Ich würde mir Fis Nachbarhaus vornehmen, Robyn das Haus nebenan, von dem wir dachten, dass es auch als Büro benutzt wurde, und Lee das nächste – das Haus von Dr. Burgess und vermutliche Hauptquartier. Ihm gegenüber stand ein großes neues Steinhaus, wo mehrere Offiziere schliefen, und dort wollte Homer zuschlagen. Da Fi diesmal keinen Möbelwagen den Hang hinunterschicken musste, konnte sie auch in eines der Häuser gehen. Tapfer bot sie an ihr eigenes zu sprengen, aber wir meinten, sie solle sich das auf der Spitze des Hügels vornehmen, da es stärker benutzt schien. Natürlich war damit zu rechnen, dass ihres von der Explosion nicht verschont blieb, aber das wusste sie ohnehin.
Ich ging denselben Weg wie in der Nacht zuvor, kletterte über die Gartenmauer und landete wieder in der Kompostgrube. Meinen Toaster hatte ich mir unter den Arm geklemmt; ein Timer wölbte sich in der einen Hosentasche und eine Taschenlampe in der anderen. Wir mussten spätestens um vier Uhr in den Häusern sein; ich hatte also auch diesmal genug Zeit, um mich langsam zu bewegen und auf der Hut zu sein. Aber ich schätze, es hing mir zum Hals heraus, immer nur vorsichtig und diszipliniert zu sein. Nachdem ich fünf Minuten gebraucht hatte, um sechs Schritte vorwärtszukommen, verlor ich endgültig jede Besonnenheit, legte mit einem Satz zehn Meter zurück und landete hinter einem Zitronenbaum. Ich dachte, auf diese Weise würde die übrige Strecke weniger monoton sein. Aber das hätte mich fast umgebracht. Ich wollte gerade hinter dem Baum hervorkommen und meinen nächsten Schritt machen, als ein Knacken die Stille durchbrach. Jemand musste auf ein Stück Holz getreten sein, denn das Geräusch klang entsetzlich menschlich. Ich zögerte, dann hockte ich mich hinter den Baum und wartete ab. Und tatsächlich, einen Moment später wanderte ein Lichtstrahl über den Garten. Er fuhr in tödlicher Stille über die Pflanzen. Ich duckte mich noch tiefer, kniff die Augen zusammen und wartete auf die Schüsse. Hört man die Kugeln, bevor man stirbt? Oder geschieht alles so schnell, dass man sie spürt und stirbt, ohne den geringsten Laut gehört zu haben? Ich zwang mich die Augen zu öffnen, streckte den Kopf ein wenig vor und riskierte einen Blick. Ich rechnete damit, dass die Wache vor mir stehen würde, die Waffe im Anschlag und den Blick auf mich gesenkt. Aber ich sah nur den Lichtstrahl der Taschenlampe, der nun schon
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