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Ein fabelhafter Lügner: Roman (German Edition)

Ein fabelhafter Lügner: Roman (German Edition)

Titel: Ein fabelhafter Lügner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Pásztor
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Namen zu geben, obwohl ich so etwas nicht mehr gern mache, weil es eine Art Liebesversprechen ist, für das ich zu alt bin. Am liebsten hätte ich Gabor gefragt, warum er so einen komischen Job hatte, aber mir fiel nichts ein, was nicht aufdringlich geklungen hätte. Außerdem konnte ich mich darauf verlassen, dass früher oder später meine Mutter oder Hannah, die bei solchen Dingen keine Zurückhaltung kannten, ihm diese Frage stellen würden.
    »Sollen wir langsam mal zum Hotel zurückgehen? Wir sind in einer halben Stunde zum Essen verabredet«, fragte Gabor und sah aus, als wäre er nicht sonderlich scharf auf unser Treffen dort. Es war dunkel geworden, und ich sah mich nach dem Mann mit dem Hund und den Münzen in der Pfanne um. Er war weg. Gabor zahlte. Sein Geldbeutel sah alt und abgegriffen aus. Als er sich erhob, wehte eine Welle Altmännergeruch in meine Nase, nicht schlimm, nicht stark, aber eindeutig diese Mischung aus Tabak, Mathelehrer und Einsamkeit.

3
    ALS WIR ZURÜCK INS HOTEL KAMEN , saßen meine Mutter und Hannah dezent ausgeleuchtet auf einem Ledersofa in der Eingangshalle, jede mit einem Glas Sekt in der Hand und ganz unübersehbar in einen albernen Flirt mit dem Kellner der Hotelbar verwickelt, der mit seinen gegelten Haaren wie eine Robbe aussah und dazu noch mindestens zwanzig Jahre jünger war als die beiden. Von Hannah kenne ich es nicht anders, aber dass meine Mutter sich offenbar auch ganz prächtig amüsierte, gefiel mir nicht besonders, und noch weniger, dass Gabor aufmerksam dabei zusah. Hannah bemerkte uns zuerst und winkte so heftig, dass ihr Sektglas überschwappte, was bei meiner Mutter einen kleinen Heiterkeitsanfall auslöste und Robbie erst richtig auf Touren brachte. Er eilte mit einem Stapel Papierservietten zur Hilfe, der ausgereicht hätte, das halbe Foyer trockenzulegen, traute sich dann aber doch nicht, selbst aktiv zu werden, und platzierte die Servietten so ungeschickt neben Hannah auf der Sofalehne, dass sie sofort wieder runterfielen.
    »Darf ich Ihnen auch etwas zu trinken anbieten?«, fragte er mich, und ich wusste, normalerweise hätte dieser Typ mich geduzt oder eher noch geflissentlich ignoriert, und deswegen legte ich größtmögliche Verachtung in meine Stimme, als ich »Nein, danke« zu ihm sagte. Gabor lehnte sein Angebot ebenfalls ab.
    »Wo wart ihr?«, wollte meine Mutter wissen.
    »Draußen in einem Café«, sagte ich und ließ mich in einen Sessel fallen.
    »Ich bin in einer Viertelstunde wieder hier«, sagte Gabor und floh Richtung Treppe. Er war noch nicht einmal außer Sichtweite, als Holmes und Watson mich in die Zange nahmen.
    »Habt ihr miteinander reden können?« (Hannah)
    »War er freundlich zu dir?« (meine Mutter)
    »Hat er von sich erzählt?« (Hannah)
    »Hat er was über sein Verhältnis zu Joschi gesagt?« (meine Mutter)
    Ich gebe zu, ich stehe gern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, vor allem wenn ich über Informationen verfüge, die andere gern haben wollen, also tat ich erst mal so, als müsse ich mich sehr anstrengen, um mich überhaupt erinnern zu können, wo und mit wem ich die vergangene Stunde verbracht hatte.
    »Ich weiß, wie ich alle Songs auf deinem iPod löschen kann«, sagte meine Mutter freundlich.
    »Und glaub nicht, dass dein Leben schöner wird, wenn ich erst mal das Sorgerecht für dich habe«, sagte Hannah ebenso zuvorkommend.
    »Ist ja schon gut«, sagte ich. »Er hat mir erzählt –«
    In diesem Moment begann mein Handy zu klingeln.
    »Das ist nicht fair«, protestierte Hannah. »Ich musste meins ausschalten.«
    »Deins bleibt auch aus«, sagte meine Mutter.
    Ich zog mich zurück bis ans andere Ende der Eingangshalle, wo die anderen mich nicht hören konnten. Es war mein Vater.
    »Hallo, Tigerlily«, sagte er. »Passt es gerade?«
    »Nicht wirklich«, sagte ich. »Wir sind noch im Hotel und gehen gleich essen.«
    »Wie ist die Stimmung?«
    »Ganz okay.«
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich morgen an dich denken werde. An euch alle«, fügte er schnell hinzu, und ich merkte, dass er eigentlich »an dich und Mami« hatte sagen wollen und es dann doch lieber bleiben ließ. »Das wird bestimmt ein wichtiger Tag für euch.«
    »Das glaube ich auch«, sagte ich. »Bist du bei Nora und Paul?«
    »Nein, ich bin in meiner Wohnung«, sagte er.
    »Gib Paul einen Kuss von mir.«
    »Mach ich«, sagte mein Vater. »Hey, Tigerlily, pass gut auf dich auf. Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    Unsere Familiengeschichte hat neben

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