Ein Fall für Al Wheeler
zum Kuckuck, sie in einem
Büro zu suchen hatte, anstatt in einem Eingeborenenkanu zu sitzen, war mir
schleierhaft.
»Bitte, genieren Sie sich
nicht«, flehte sie mich an. »Wir haben Hunderte von Leuten, die aus genau dem
gleichen Grund hierherkommen wie Sie. Es sind nette Leute, aber sie sind einsam
und sie wollen gern andere nette Leute kennenlernen, aber sie wissen nicht, wie
sie es anfangen sollen — und so kommen sie zu uns. Wie, sagten Sie, war noch
Ihr Name? — Mr. Trieler?«
»Wheeler«, sagte ich entrüstet.
»Entschuldigung, Mr. Wheeler.«
Ihre Unterlippe wölbte sich leicht vor, und ihre faszinierende Seidenbluse tat
dasselbe, als das Mädchen tief Luft holte.
»Sie haben ein bißchen
gestottert, Mr. Wheeler, aber Sie scheinen ihre Nervosität sehr schnell
überwunden zu haben. Nun«, ihre Stimme war noch immer freundlich, aber das
Lächeln um ihre Lippen wurde etwas matt in den Mundwinkeln, »was können wir für
Sie tun, Mr. Wheeler? Ich denke mir, Sie sind auf der Suche nach einem netten
Mädchen, das Sie möglicherweise später auch heiraten wollen — und wir sind dazu
da, um Ihnen zu helfen, die Richtige zu finden! Haben Sie irgendwelche
speziellen Wünsche ?«
»Sie meinen, ich kann die Maße angeben
wie bei einer schriftlichen Bestellung für einen guten Sonntagsanzug ?« erkundigte ich mich interessiert.
»Wir können nicht dafür
garantieren, daß Sie genau das Mädchen Ihrer Träume finden, Mr. Wheeler«, sagte
sie vorsichtig, »aber in den meisten Fällen kommen wir den Erwartungen hübsch
nahe .«
Ich überlegte benommen zwei
Sekunden lang und legte dann los. »Das Mädchen, das ich suche, muß
pfirsichblond sein«, bekannte ich. »Nicht honig-, nicht erdbeer- und nicht
tomatenblond, sondern pfirsichblond. Sie verstehen schon, pfirsichblond? Mit
einem Gesicht, das eine Mischung aus Marilyn Monroe und Elsie Blatt ist — Elsie
war das Mädchen, neben dem ich in der High-School gesessen hatte. Ich meine,
sie soll sowohl apart als auch hausbacken aussehen. Ich schätze, ihre Maße
sollten sich um hundertundfünfundfünfzig —
achtundfünfzig herum bewegen, und sie soll reich und eine gute Köchin sein und
immer aufregende Unterwäsche tragen .«
Sherry Rand starrte mich eine
ganze Weile starr vor Staunen an, dann verzog sich ihr Gesicht hilflos und sie
brach in schallendes Gelächter aus.
»Heißen Sie vielleicht doch
Trieler ?« kicherte sie.
Spaß ist Spaß, aber schließlich
muß auch das Geschäftliche einmal erledigt weiden ,
wie der Bräutigam sagte, als er in der Hochzeitsnacht das Schachspiel beiseite
räumte.
»Ich bin Polizeibeamter«, sagte
ich in entschuldigendem Ton. »Ich bin ein Lieutenant und kein Mister .«
Sie hörte auf zu lachen und
blickte mich eine Weile vorsichtig an, als ob dies vielleicht der größte Witz
wäre, sie sich dessen aber nicht ganz sicher sei.
»Sie — ein Polizeibeamter?«
»Ich weiß, es klingt irgendwie
albern«, gab ich zu. »Aber die besten Polizeibeamten sind alle nach Hollywood
zum Fernsehen gegangen, und so müssen sie hier in Pine City mit dem Ausschuß vorlieb nehmen — wie zum
Beispiel mit mir .«
»Sind Sie wirklich Polizeilieutenant ?«
»Man hat mir sogar eine
Dienstmarke gegeben .« Ich warf sie vor das Mädchen hin
auf den Schreibtisch und Sie starrte darauf, als wäre es eine Dreidollarnote.
»Das verstehe ich nicht,
Lieutenant«, sagte sie schließlich mit verwirrtem Gesicht. »Dies hier ist ein
legitimes Unternehmen, und wir hatten nie irgendwelche... «
»Nun, es gibt immer ein erstes
Mal«, sagte ich mit tröstender Stimme. »Ich möchte nur ein paar Erkundigungen
über eine Ihrer früheren Kundinnen einziehen — Patty Keller .«
»Ich glaube, Sie sprechen
besser mit Mr. oder Mrs. Arkright «,
sagte sie zweifelnd. »Entschuldigen Sie mich .«
Ich wartete, während sie meine
Anwesenheit und meine Absichten mit unterdrückter Stimme irgend jemandem am anderen Ende der Leitung
mitteilte. Sie hatte denselben Ton, dessen sich Leichenbestatter bedienen, wenn
sie die Vergangenheitsform anwenden! Dann legte sie auf und erklärte, Mr. und Mrs. Arkright würden mich sofort
empfangen und ich möge durch die Tür dort links gehen.
Also öffnete ich die Tür zu
meiner Linken und trat in ein kleines, aber ordentliches Büro. Diesmal war eine Vase da — sie stand auf
dem Schreibtisch und enthielt einen Strauß verblaßter Nelken. Die Blumen paßten zum Rest der Einrichtung:
Die Vorhänge, der Teppich, die Wandbemalung —
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