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Ein Fall für Al Wheeler

Ein Fall für Al Wheeler

Titel: Ein Fall für Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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alles wirkte verblaßt .
Hinter dem Schreibtisch standen Mr. und Mrs. Arkright wie auf einem verblaßten Foto im Familienalbum. Ich hatte das unheimliche Gefühl, daß, wenn man einem
von ihnen scharf auf die Schulter tippte, sich alles in einer Wolke von Staub
auflösen würde.
    Mr. Arkright war ein kleiner pausbäckiger Bursche mit einer randlosen Brille und dünnen über
die rosa Kopfhaut zurückgekämmten Restbeständen von Haaren, die durch
schimmernde Pomade festgeklebt zu sein schienen. Er trug einen leicht
zerknitterten grauen Anzug, der vermutlich zu der Zeit, als Herbert Hoover zum
Präsidenten ernannt wurde, einmal letzter Schrei gewesen war. Seine Krawatte
hatte mit ihren goldschwarzroten Streifen etwas Aufregendes und war auf
absonderlich feste Weise um den hohen gestärkten Kragen gebunden, der kaum
Platz für seinen Hals ließ.
    »Guten Morgen, Lieutenant«,
sagte er mit einer rostigen Stimme, die zugleich ein wenig quietschte, als sei
sie seit langem nicht mehr geölt worden. »Mein Name ist Arkright — Jacob Arkright — , und das
hier ist meine Frau Sarah.«
    Sarah war klein und mager. Ihr
Gesicht, nichts als Ecken und Löcher, wurde von spärlichem, gekräuseltem Haar
überdacht, das in schimmerndes Tizianrot eingefärbt war. Sie trug ein formloses
schwarzes Kleid, das um ihre hagere Gestalt hing wie ein achtlos über einen hochlehnigen Stuhl geworfener Schonbezug. Ihre Augen waren blaßblau und wurden gegen den Rand zu trübe. Ihre Stimme
hatte einen scharfen, spröden Unterton, so als ob sie gewohnt sei, Ausreden und
Halbwahrheiten zu hören und als ob sie nicht bereit sei, weiterhin
irgendwelchen Unsinn über sich ergehen zu lassen, selbst wenn ihn ein
Polizeibeamter zum besten gab.
    »Setzen Sie sich, Lieutenant .« Sie deutete auf einen staubigen Sessel. »Nun — Sherry
sagte, Sie seien an einer unserer Kundinnen interessiert ?«
    Ich setzte mich auf die verblaßte Kretonne, die an den Ecken bereits etwas
durchgeschabt war, und fragte mich, wie verzweifelt man sich wohl nach etwas
menschlicher Gesellschaft sehnen mußte, um ein Loch wie dieses hier
aufzusuchen. Sarah Arkright beobachtete mich einen
Augenblick und nahm dann ihren eigenen Platz hinter dem Schreibtisch wieder
ein. Ihr Mann blieb neben ihr stehen, und seine rechte Hand fiel auf ihre
Schulter, eine Pose, die noch mehr an das bewußte Familienalbum erinnerte.
    »Patty Keller«, sagte ich. »Sie
war bei Ihnen Kundin, Mrs. Arkright .«
    »Patty Keller ?« wiederholte sie scharf. »Ich erinnere mich nicht — du, Jacob ?«
    »Ich — ich glaube, ja .« Er räusperte sich entschuldigend. »Ein junges Mädchen,
das sehr schüchtern war und Schauspielerin werden wollte. — Sie ist doch
hoffentlich nicht in irgendwelche Schwierigkeiten geraten, Lieutenant ?«
    »Haben Sie nichts darüber in
den Zeitungen gelesen ?« fragte ich.
    »Wir lesen keine Zeitungen«,
sagte Sarah scharf.
    »Seit langem nicht mehr .« Jacob lächelte mir zu, und das war bei diesen superweißen
Zähnen ein Fehler. »Das Niveau des modernen Journalismus, Lieutenant... «
    »Sie ist tot«, sagte ich kalt.
» Gestern nachmittag kletterte sie im vierzehnten Stock eines Hotels auf einen Mauervorsprung hinaus
und... «
    »Selbstmord?« Die randlose
Brille vergrößerte eine Art wäßrigen Mitgefühls in
seinen farblosen Augen. »Wie tragisch!«
    Sarah Arkright faltete die Hände vor sich und schürzte mißbilligend die dünnen Lippen.
    »Sie schlagen nirgendwo mehr
Wurzel«, bemerkte sie gelassen. »Keine von ihnen, das ist heutzutage die
Schwierigkeit. Kein Lebensziel — alle Maßstäbe sind dahin .«
    »Und Patty Keller mit ihnen«,
brummte ich. »Führen Sie eine Kartei über Ihre Kunden ?«
    »Natürlich.« Jacob blickte bei
dem Gedanken, jemand könnte ihre geschäftliche Tüchtigkeit anzweifeln,
schockiert drein. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Lieutenant, ich
werde alles Erforderliche holen .«
    Er verließ das Zimmer mit
hüpfenden Schritten, die mich an den kleinen weißen Ball erinnerten, der in
einem der sechs Kurzfilme, die in meiner Kindheit den Hauptfilm einer
Samstagsmatinee zu begleiten pflegten, über Notenlinien sprang. Nachdem er
gegangen war, zog ich eine Zigarette heraus und blickte mich nach einem
Streichholz um, als Sarah schärfsten Einwand erhob.
    »Nicht in diesem Büro hier,
bitte, Lieutenant. Etwas, das niemand von uns in diesem Büro je duldet, ist der
widerwärtige Geruch nach Tabak !«
    Jakob kehrte in dem Augenblick
wieder,

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