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Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur (German Edition)

Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur (German Edition)

Titel: Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Weber
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Sommer, wenn es abends länger hell war, hielt sich Merlin gern auf dem Gelände auf. Dann diente die Schmiede ihm, Charlotte und ihrem gemeinsamen Freund Fips als geheimer Treffpunkt.
    Merlin richtete seinen Blick starr auf den Weg vor ihm, um nicht zu den Fenstern des Hauses hinaufzuschauen. Denn er war sicher, dass sich mindestens hinter jedem zweiten ein Monster befand, das sie heimlich beobachtete. Zwar wusste Merlin, dass er sich das nur einbildete. Trotzdem hatte er weiche Knie.
    Charlotte hingegen stapfte todesmutig weiter. Geschickt bahnte sie sich einen Weg zwischen Pfützen, altem Gerümpel und Abfallsäcken, die überall verstreut auf dem schmutzigen Steinboden lagen. Merlin musste sich beeilen, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Das flaue Gefühl in Merlins Magen wurde stärker. Um sich abzulenken, wollte er Charlotte gerade eine völlig unwichtige Frage stellen. Da blieb sie plötzlich stehen. Merlin konnte nicht früh genug reagieren und prallte gegen ihren Rücken.
    »Hey, was …?«, fragte er.
    »Psst!« Charlotte legte den Zeigefinger an ihre Lippen und blickte sich suchend um. »Hörst du das?«
    Merlin rutschte das Herz in die Hose.
    »Was denn?«, flüsterte er leise und klammerte sich an Charlottes Jacke.
    »Pssssssst!« Diesmal klang ihre Stimme noch eindringlicher.
    Die beiden hielten die Luft an. Bis auf das leichte Pfeifen des kühlen Abendwindes war es mucksmäuschenstill. Doch dann hörte Merlin es auch: Ein leises, klägliches Wimmern tönte dumpf durch den Hof.
    »Oh Mann, Charlie, lass uns abhauen!«, flüsterte Merlin. »Bestimmt sind hier Kidnapper, die ein Kind entführt haben. Wenn sie uns erwischen, dann … mmmpffhhhh …« Weiter kam er nicht, denn Charlotte drückte ihm schnell ihre Hand auf den Mund.
    »Beruhig dich, Merlin, du liest zu viele Krimis. Komm, lass uns nachsehen, woher das kommt!« Charlotte ging zielstrebig zu den großen Tonnen neben der alten Ziegelmauer. Es war die dunkelste Ecke des Hinterhofs.
    Merlin wollte sie zurückhalten, doch wenn Charlotte sich etwas vornahm, dann zog sie es auch durch. Also trottete Merlin ihr zögernd hinterher. Je näher sie den Tonnen kamen, desto lauter wurde das Wimmern.
    Charlotte kletterte auf den Stapel alter Obstkisten, die neben der riesigen grauen Mülltonne standen. »Die hier ist es! Los, hilf mir!« Mit beiden Armen versuchte sie, den Deckel nach oben zu drücken.
    Bei dem Gedanken, was sie im Innern der Tonne erwarten könnte, wurde Merlin ganz anders. Doch er wollte vor Charlotte auf keinen Fall als Feigling dastehen. Also nahm er seinen ganzen Mut zusammen und stemmte sich von unten mit aller Kraft gegen den schweren Deckel.
    »Ja, gut so, du schaffst es!«, feuerte Charlotte ihn an.
    Mit einem lauten Quietschen hob sich die Klappe Zentimeter um Zentimeter. Auf halber Höhe rastete sie ein und blieb geöffnet stehen.
    Von ihrer erhöhten Position auf den wackeligen Obstkisten konnte Charlotte als Erste sehen, was sich in der Tonne befand. Angewidert rümpfte sie die Nase. »Uuuuh, wie das stinkt!«
    Merlin stellte sich auf die Zehenspitzen und lugte über den Rand. Zwischen blauen Müllsäcken, alten Plastikflaschen, schimmeligen Essensresten und einem rostigen Fahrradgestell entdeckte Merlin einen großen knallroten Schuhkarton. Im Vergleich zum restlichen Abfall sah er überraschend neu aus.
    Das Wimmern hatte aufgehört. Dafür fing der Karton plötzlich heftig an zu wackeln. Vor Schreck fiel Merlin rückwärts auf den Hosenboden. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, hing Charlotte kopfüber in der Tonne.
    Dumpf hörte er sie rufen: »Ich hab ihn! Zieh mich raus!«
    Nachdem Merlin ihr aus der Tonne geholfen hatte, setzte sich Charlotte auf den Stapel Obstkisten. Den wild wackelnden Karton balancierte sie geschickt auf ihren Knien.
    »Sollen wir ihn nicht lieber zulassen?« So aufgeregt war Merlin in seinem ganzen Leben noch nicht gewesen. »Nicht, dass da was drin ist, was beißt!«
    »Mensch, jetzt stell dich nicht so an, Merlin! Da ist jemand drin, der unsere Hilfe braucht!« Charlotte löste vorsichtig den Klebestreifen, der einmal rund um den Karton gezogen war, und öffnete langsam den Deckel. Und dann sahen sie, wie recht Charlotte hatte. In dem Schuhkarton saß ein zitterndes weißes Fellknäuel und starrte die beiden mit großen Augen an.
    »Was is ’n das?«, fragte Merlin erstaunt. Er war sehr erleichtert, dass das, was ihn da anguckte, alles andere als gefährlich aussah. »Ist das ein Iltis oder

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