Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur (German Edition)
so aufregend, dass er vor Freude drei leise Fiepser von sich gab und eine kleine, gelbe Pfütze auf Omas Decke hinterließ. Die würde Merlin erst später sauber machen können, denn es war allerhöchste Zeit, zum Essen hinunterzugehen.
»Määäliiiiiiiiiin!«, tönte es wieder aus dem Erdgeschoss.
Merlin schob den Kasten unters Bett. Dabei achtete er darauf, dass ein handbreiter Spalt offen blieb. Dann drehte er das Zutritt verboten – Schild an seiner Tür mit dem Totenkopf nach vorne und spurtete nach unten.
Herr Feldmann war eigentlich der coolste Vater, den Merlin sich vorstellen konnte. Immer wenn er Zeit hatte, baute er für seinen Sohn die verrücktesten Erfindungen.
An Merlins Monstertruck hatte er zum Beispiel eine kleine Digitalkamera geschraubt, die sich per Fernsteuerung bedienen ließ. Und in den Tacho an Merlins Fahrrad hatte er einen GPS – Sender eingebaut. So konnte man mit einem speziellen Computerprogramm und per Satellitenempfang das Fahrrad an jedem Ort aufspüren, wenn es mal geklaut wurde. Merlin wollte mit niemandem seinen Vater tauschen. Wenn er nur nicht so strikt gegen Haustiere gewesen wäre.
»Und wer passt dann auf die Viecher auf?«, war der Standardsatz seines Vaters.
Natürlich würde seine Mutter das übernehmen, da war sich Merlin ziemlich sicher. Sie kümmerte sich immer um alles. Da konnte doch ein kleines Haustier kein Problem sein.
Als Merlin sich an den Tisch setzte, war seine Mutter gerade mit der Planung für das nächste Ferienziel der Feldmanns beschäftigt. Neben ihrem Teller ließ sie ein goldenes Pendel kreisen.
»Linksrum bedeutet Italien, rechtsrum Österreich«, erklärte sie verschwörerisch.
Merlins Vater verdrehte die Augen und nahm einen großen Schluck aus seinem Bierglas. Frau Feldmann glaubte fest daran, dass das Pendel die richtige Entscheidung treffen würde.
Als Merlin kleiner gewesen war, hatte er seine Mutter einmal gefragt, ob sie eine Hexe sei. Frau Feldmann hatte nur gelacht und ihm erklärt, sie sei Esoterikerin. Das hätte nichts mit Hexerei zu tun, sondern würde dabei helfen, leichter durchs Leben zu kommen. Merlin konnte mit dem »Esoterikkram«, wie er es nannte, nichts anfangen. Und manchmal ging ihm seine Mutter mit ihrer Leidenschaft auch ziemlich auf die Nerven. Dafür backte sie die besten Kuchen der Welt.
Ida, das jüngste Familienmitglied, thronte sabbernd zwischen Merlin und seiner Mutter in ihrem rosaroten Kinderstuhl. Während des Essens quäkte sie mit vollem Mund ein »Mälin« nach dem anderen.
»Ich weiß, wie ich heiße, Ida!«, sagte Merlin leicht genervt.
Merlins Schwester Ida wurde bald zwei Jahre alt und sah mit ihren dicken Ärmchen und Beinchen und dem blonden Haarschopf ein bisschen aus wie ein Mini-Sumoringer aus einem Comic. Obwohl sie ständig irgendetwas kaputt machte und das Zutritt verboten – Schild an seiner Tür ignorierte, konnte Merlin ihr nie wirklich böse sein. Er war sogar ein wenig stolz darauf, der große Bruder zu sein.
Jetzt hatte das Pendel seinen Job erledigt. Freudig flötete Merlins Mutter: »Bellaaaa Itaaaalia!«
Ida blies ihre riesigen Pausbacken auf und versprühte strahlend einen feinen Spaghettisoßen-Nebel über den Tisch. Anscheinend wollte sie auch nach Italien.
Heute brachte Merlin beim Abendessen vor Aufregung fast keinen Bissen herunter. Obwohl es neben Idas Baby-Spaghetti aus dem Glas die Lieblingsspeise der Feldmanns gab: Königsberger Klopse mit Kartoffelpüree. Aber Merlin war mit seinen Gedanken ganz woanders. Immerhin hatte er oben in seinem Zimmer einen Hund versteckt.
»Und, wie war dein Tag? Was hast du Spannendes erlebt?«, fragte sein Vater.
Oje, jetzt musste Merlin cool bleiben.
»Och, nichts«, antwortete er so gelangweilt wie möglich.
Auf seinem Teller lagen sieben Klopse. Die Kapern in der hellen Soße erschienen Merlin wie Augen, die ihn erwartungsvoll anstarrten. Er konnte sie fast rufen hören: »Los, erzähl es ihnen! Na mach schon, jetzt oder nie!«
Aber Merlin traute sich nicht. Zu groß war seine Angst, Hugo wieder hergeben zu müssen.
»Du hast ja noch gar nichts gegessen.« Merlins Mutter streichelte ihm besorgt über den Kopf. Dabei legte sie die Hand kurz auf seine Stirn, um zu überprüfen, ob er vielleicht Fieber hatte.
»Irgendwie hab ich heute nicht viel Hunger.«
Hunger! Er hatte ja ganz vergessen, dass Hugo auch etwas essen musste.
»Aber na gut, ein bisschen esse ich vielleicht doch!«, sagte Merlin schnell. Er zog seinen Teller
Weitere Kostenlose Bücher