Ein Fall für die Schwarze Pfote: Hugo auf heißer Spur (German Edition)
Mund.
»Merlin, bist du völlig verrückt geworden? Kannst du mir das bitte mal erklären?«
Leider war das gar nicht so einfach. Merlin hasste es, nicht die Wahrheit zu sagen. Aber in diesem Fall musste er sich wohl oder übel wieder eine kleine Notlüge einfallen lassen.
»Also, Ida hat einfach angefangen zu schreien, und da wollte ich sie ein bisschen aufheitern und hab Hund gespielt.« Merlin hockte immer noch auf allen vieren. Um die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte zu verstärken, bellte er zweimal laut.
Sofort jammerte Ida wieder.
»Wauuuwaaaaauuuuhuhuhuuu!«
»Jetzt lass den Quatsch, Merlin, siehst du nicht, dass du ihr einen Riesenschrecken einjagst? Und zieh endlich deine Hose aus. Die ist ja völlig verdreckt.«
Mit diesen Worten verschwand seine Mutter kopfschüttelnd aus dem Zimmer. Erleichtert ließ sich Merlin zur Seite fallen und atmete laut aus. Das war gerade noch mal gut gegangen.
Die erste Nacht verlief ohne weitere Schwierigkeiten. Merlin konnte vor Aufregung fast kein Auge zumachen. Sobald er sicher war, dass seine Eltern tief und fest schliefen, holte er Hugo aus dem Bettkasten und nahm ihn mit unter seine Bettdecke. Der kleine Hund legte seine Schnauze auf Merlins Brust. Er genoss es sichtlich, dass Merlin ihn hinter den Ohren kraulte, und schlief sofort ein. Dabei klang sein Schnarchen wie das eines Erwachsenen. Die Spitze seines linken Ohres zuckte unaufhörlich.
›Bestimmt träumt Hugo von seiner Rettung und dem aufregenden Tag‹, dachte Merlin.
Am nächsten Morgen konnte er Hugo unbemerkt in seinem Schulrucksack aus dem Haus schleusen. Damit der Hund hineinpasste, hatte er den großen Atlas und das Mathematikbuch gar nicht erst eingepackt. Wahrscheinlich riskierte er damit eine Strafarbeit, aber das war es ihm wert. Er konnte Hugo ja schlecht den ganzen Vormittag allein zu Hause lassen.
Zwar bot ihm sein Vater mal wieder an, ihn in die Schule zu bringen, doch Merlin wollte lieber mit dem Rad fahren. Nicht, dass er Papas weißen Transporter mit der orangefarbenen Aufschrift Stadtwerke Hommelsdorf nicht mochte. Aber ein bisschen unwohl fühlte er sich doch, wenn er damit vorgefahren wurde, während manche Kinder mit den dicken Luxusschlitten ihrer Eltern in die Schule chauffiert wurden. Außerdem wollte Merlin nicht riskieren, dass sein Vater Hugo auf der Fahrt entdeckte.
Als Merlin durch das Gartentor radelte, sah er Herrn Scheurich, der laut fluchend mit dem Stiel seines Laubrechens ein kleines, braunes Würstchen von seinem Autodach schubste. Merlin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
»Hallo Herr Scheurich! Wow, das muss aber ein großer Vogel gewesen sein!«, rief er über den Zaun.
Herr Scheurich brabbelte irgendetwas Unverständliches und drehte mürrisch seinen Gartenschlauch auf.
An der übernächsten Straßenecke hielt Merlin an, stieg von seinem Rad und nahm den Rucksack vom Rücken. Damit Hugo frische Luft bekam, klappte er die Lasche nach hinten um.
»Jetzt siehst du wenigstens was. Aber ja nicht rausspringen, okay?«
Und so radelte ein fröhlich pfeifender Merlin Richtung Hommelsdorfer Gymnasium. Über seiner rechten Schulter sah man Hugos kleine Hundeschnauze, die sich mit flatternden Ohren dem Fahrtwind entgegenstreckte.
Kurz bevor Merlin in den Radweg einbog, der direkt zur Schule führte, hielt er noch einmal an und setzte Hugo auf die Wiese neben dem Sportplatz. Sofort pinkelte der kleine Vierbeiner an den ersten Baum, drehte sich dreimal im Kreis und verrichtete brav auch noch sein großes Geschäft.
»Also Hugo, wir müssen jetzt ein paar Stunden in die Schule. Das heißt, du musst mucksmäuschenstill sein, sonst kriegen wir richtig Ärger.« Merlin wusste keine bessere Lösung, als seinen neuen Freund mit in den Unterricht zu nehmen.
Hugo scharrte kurz mit den Hinterbeinen und sprang sofort wieder in Merlins Rucksack, der neben den beiden auf dem Rasen stand. Nachdem er den Hund noch einmal hinter den Ohren gekrault hatte, schloss Merlin den Rucksack sorgfältig.
Vor der Schule wurde er ungeduldig von Charlotte erwartet. Sie winkte und lief ihm entgegen.
»Und, was haben deine Eltern gesagt?«, fragte sie neugierig.
»Na ja, eigentlich nicht viel.«
»Wie, nicht viel? Irgendetwas müssen sie doch gesagt haben, wenn du einfach einen Hund mit nach Hause bringst«, sagte Charlotte.
»Na ja, eigentlich nicht«, antwortete Merlin.
»Na ja, na ja … Fällt dir nichts anderes ein? Sie haben doch bestimmt nicht einfach gerufen: ›Juhuu, wir
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