Ein Fall für Perry Clifton
gesagt. Mit keinem Menschen habe ich gesprochen. Ich war stumm wie ein Fisch.“
Perry lächelt.
„Ein bißchen viel Beteuerung auf einmal. Findest du nicht auch?“
„Ich habe Ihnen doch mein Ehrenwort gegeben.“
„Ich glaube dir, mein Sohn.“
Dickis Blicke wandern zu dem in der Ecke stehenden Holzkoffer.
„Wissen Sie, Mister Clifton — heute früh habe ich mir tatsächlich überlegt, ob ich nicht nur alles geträumt habe.“ Perry beginnt, sein Paket aufzupacken. Als er die Hose aus der Plastiktüte zieht, staunt Dicki.
„Das ist ‘ne tolle Hose.“
„Dicki — das ist keine Hose — - das sind ...“ Perry spitzt die Lippen... „Beinkleider.“
„Beinkleider?“
„Ja, Beinkleider. Das ist vornehm, weiß du. Aber unter uns: Hosen gefällt mir besser!“
„Warum glänzen die Dinger denn so?“
„Das liegt am Material, Dicki. Diese Hosen sind nämlich aus einer Chemiefaser gemacht... das heißt der Stoff.“
„Mister Clifton — waren Sie eigentlich bei der Versicherung?“
„Ja, Dicki, ich stecke sozusagen schon mitten in dem Fall drin.“
„Das ist toll“, staunt Dicki.
„Das kann man wohl sagen. Und jetzt mußt du verschwinden, ich will mich umziehen.“
„Wollen Sie denn schon wieder weg?“ Dicki ist maßlos enttäuscht. Dabei hat er geglaubt, daß Perry ihm jetzt in allen Einzelheiten Bericht erstatten wird.
„Müssen Sie unbedingt wieder fort?“ fragt er noch einmal.
„Ja, mein Sohn. Und dazu werde ich jetzt in mein neues Höschen fahren, mein blaues Jackett anziehen und mich als eleganter Herr nach Kensington begeben.“
„Nach Kensington?“
„Ja, Dicki, dort wohnt nämlich der Baron Kandarsky, und dem möchte ich einen Besuch abstatten.“
Perry Clifton fährt mit der U-Bahn bis Endstation Chelsea. Mit dem Omnibus gelangt er dann bis Hydepark, und erst hier besteigt er eine Taxe, die ihn nach Kensington bringt, wo sich die Villa des Barons befindet.
Zählt er die Kilometer dieser kleinen Reise zusammen, so kommt er auf die stattliche Zahl von zweiunddreißig.
Es ist wenig nach 13 Uhr, als er auf die Klingel am schmiedeeisernen Tor drückt.
Ein Butler mit schwarzweißgestreifter Weste taucht auf. Perry gibt an, daß er von der Silver-General-Versicherung kommt. Wozu soll ich ihm sagen, daß das gar nicht stimmt, überlegt er.
Der Empfang durch den Baron ist frostig, und Perry gibt seinem Freund Scotty recht, der den Baron als unsympathisch bezeichnete.
„Ich bin Baron Kandarsky. Sie kommen von der Versicherung, sagten Sie?“
„Ja und nein, Sir. Ja bedeutet, daß die Versicherung über mich und meine Pläne unterrichtet ist — nein bedeutet, daß sie nichts von meinem Besuch bei Ihnen weiß.“
Die Blicke des Barons sind abweisend und kalt.
„So, und was sind Ihre Pläne?“
„Ich habe der Versicherung angeboten, Ihre geraubten Diamanten wieder herbeizuschaffen.“
Als der Baron nach kurzer Pause seinen Mund aufmacht, sind seine Worte voller Hohn.
„Und Sie glauben, daß das, was die Polizei nicht schafft, Ihnen gelingen wird?“
„Ich glaube es, Sir“, antwortet Perry ohne weitere Umschweife.
„Das ist lächerlich!“
„Was ist lächerlich, Igor?“
Das war die Baronin, die sich, in diesem Augenblick aus dem Nebenzimmer kommend, neben den Baron stellt. Während sie mit neugierigen Blicken Perry betrachtet, spielen ihre Finger nervös mit einer Kette.
Nervös, die Lady, stellt Perry fest. Sehr nervös.
„Dieser — Herr...“ erklärt der Baron seiner Gattin höhnisch..., „ist ein kleiner Privatdetektiv, der es sich in den Kopf gesetzt hat, die Diamanten wieder herbeizuschaffen. Und wenn ich ,lächerlich’ sagte, so meinte ich damit seine Überzeugung, daß er es schafft.“
„Ich hoffe trotzdem, daß Sie an meiner Arbeit interessiert sind und mir die Einzelheiten des Überfalls schildern, Sir.“
Der Baron gibt sich keine Mühe, seinen Unwillen über Perrys Besuch zu verbergen.
„An Ihrer Arbeit bin ich nicht im geringsten interessiert. Und wenn Sie Einzelheiten wissen wollen, dann wenden Sie sich an die Polizei, die hat alles protokolliert.“
„Hm — damit hatte ich allerdings nicht gerechnet“, wundert sich Perry laut.
„Das tut mir leid. Ich glaube auch, daß Sie sich jetzt verabschieden müssen, ich habe heute abend viele Gäste und noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen.“
Wie verabredet öffnet sich in diesem Moment die Tür, und der Butler steht steif und würdevoll im Raum.
„Sir, Sie haben
Weitere Kostenlose Bücher