Ein Fall für Perry Clifton
Sie denn gesteckt?“
„Was soll die Fragerei? Wo soll ich schon gesteckt haben? Sie sollten mal zum Arzt gehen, Mister, sehen ja miserabel aus...“
„Aber der Inspektor... der Inspektor... der hat doch auch...“ es ist mehr ein heiseres Krächzen als ein Sprechen.
Perry spielt jetzt den ganz Energischen.
„Hören Sie, Mister — gehen Sie zum Doktor. Der gibt Ihnen ein Mittelchen. Aber zuerst fragen Sie bei Direktor Stanford an, wie lange ich noch warten soll!!“
Genau dreimal sechzig Sekunden später betritt Perry Clifton das Büro des Versicherungsdirektors Robert P. Stanford, des Allgewaltigen der Silver-General-Versicherung.
Stanford ist um die Fünfzig herum, trägt sein Haar in der Mitte gescheitelt und stellt eine sehr gelangweilte Miene zur Schau.
„Bitte, nehmen Sie Platz, Mister !... Wie war doch Ihr Name?“
Perry lächelt. „Sie werden es mir verzeihen, Sir, wenn ich meinen Namen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht nennen kann.“
Perry lehnt sich zurück und registriert ein verärgertes Erstaunen bei Sir Stanford.
„Wie Sie wünschen, Mister Unbekannt. Wie ich aus dem Gestammel des Portiers entnommen habe, handelt es sich um die Kandarsky-Diamanten?“
„Ganz recht“, stimmt Perry zu. „Der Portier scheint im Augenblick ein wenig durcheinander zu sein... aber kommen wir zur Sache: Ich will Ihnen helfen, die Diamanten wiederzubeschaffen.“
Wenn Perry geglaubt hat, daß ihm der Direktor jetzt freundlich zustimmt, sieht er sich in seinen Erwartungen enttäuscht. Im Gegenteil. Stanfords Stimme ist mehr als ironisch, als er nach einer kurzen Spanne des Zögerns antwortet: „Wie freundlich von Ihnen. Vielleicht ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, daß sich Scotland Yard bereits dieser Aufgabe widmet.“
Als Perry den Mund öffnet, hebt Stanford die Hand... „Und nicht nur das, Mister ,Ohnenamen’ , auch eine Reihe namhafter Privatdetektive, einschließlich der unserer eigenen Versicherungsgesellschaft, verfolgen das gleiche Ziel. Sie sehen, daß wir auf Ihre Hilfe gern verzichten können.“
Perry Clifton ist so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Das muß auch Sir Stanford erfahren.
„Trotz dieses Massenaufgebotes war der Erfolg bisher gleich Null. All diesen Leuten stehen nicht annähernd die Hilfsmittel zur Verfügung, die ich vorzuweisen habe.“
Stanford scheint eine Spur interessierter zu sein. Zumindest hat Perry dieses Gefühl.
„Das soll ich Ihnen glauben?“
„Ich würde Sie darum bitten. Was riskieren Sie schon, wenn Sie mich in das Heer der Nachforschenden einreihen.“
Jetzt stellt Stanford eine Frage, die Perry mehr als unangenehm ist.
„Sie sind von Beruf Detektiv?“
„Nein, Sir. Die Kriminalistik ist sozusagen mein Steckenpferd. Ich arbeite in der Werbeabteilung eines Kaufhauses und habe mir für den Fall vierzehn Tage Urlaub genommen.“
Ja, und jetzt lacht Stanford sogar. Perry ist für einen Augenblick irritiert. Warum, zum Teufel, lacht dieser Stanford. Er kann sich nicht erinnern, einen Witz erzählt zu haben.
„Mit anderen Worten, Sie wollen den Fall Kandarsky in vierzehn Tagen aufgeklärt haben?!“
„Ja!“
„Hören Sie zu.“ Stanfords Stimme ist um eine Nuance freundlicher geworden. „In zwölf Tagen läuft die Wartefrist ab. Dann müssen wir zahlen. Das heißt, wir müssen die Versicherungssumme ausbezahlen. Die Diamanten waren bei uns mit 70 000 Pfund Sterling versichert. Sollten Sie zum Auffinden der Diamanten wesentlich beitragen, erhalten Sie von uns 2000 Pfund auf die Hand.“
Perry ist jetzt ganz sachlich.
„Lassen Sie mich die bekannten Fakten noch einmal zusammenfassen, Sir. — Baron Kandarsky hat die Diamanten von der Bank geholt, da seine Gattin diese bei einem am Abend stattfindenden Festbankett tragen wollte. Auf der Fahrt durch den Milton-Forst platzte ein Reifen. Der Chauffeur begann das Rad zu wechseln, während ihm der Baron dabei zusah. Plötzlich erhielt der Chauffeur einen Schlag über den Kopf und verlor die Besinnung. Als er wieder zu sich kam, lag der Baron halb über ihm. Ebenfalls besinnungslos und blutend aus einer Stirnwunde. Auto samt Diamanten waren verschwunden. Den Wagen fand man Tage später völlig zertrümmert in der Bolton-Schlucht zwanzig Meilen von London entfernt. — So war doch der Sachverhalt?“
Perry sieht den Direktor fragend an.
„Haargenau. Sie sind das reinste Zeitungsarchiv.“
„Ich glaube, daß ich die zweitausend Pfund verdienen werde, Sir. Erlauben Sie mir, daß
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