Ein Fall für Perry Clifton
Witze auf. Hör zu: Du gehörst zwar nicht dem Raubdezernat an — aber eine Frage kannst du mir trotzdem beantworten. Wen hat der Yard am dicksten im Verdacht, die Sache gedreht zu haben?“ Scotty lehnt sich zurück.
„Du liebe Güte. Da kommt eine ganze Reihe feiner Herrschaften in Betracht, wenn auch einige Experten gerade im Gefängnis sind. Unter uns gesagt — wir tappen noch völlig im dunkeln . Nur eines steht fest: Irgendwas ist an der Sache faul. Und wenn es nur daran liegt, daß mir dieser Kandarsky unsympathischer ist als drei Schwärme Heuschrecken. Und außerdienstlich freue ich mich darüber, daß ihm ein Ganove den Schmuck geklaut hat... Ich möchte nur wissen, wie du an die Diamanten herankommen willst...?“
Perry, der aufmerksam zugehört hat, zuckt mit den Schultern, dazu macht er eine ziemlich unglückliche Miene...
„Irgendwas wird mir schon einfallen... So ganz ohne bin ich nämlich nicht...“
Und als Scotty hinterhältig grinst — Perry empfindet es wenigstens so — , setzt er geheimnisvoll hinzu:
„Du wirst noch eine Menge von mir hören. Und eines Tages wird jedes Detektivbüro froh sein, mich zu seinen ersten Kräften zählen zu können.“
„Mit deinem Optimismus würde ich Polizeipräfekt von London“, lacht Scotty. Und er lacht auch noch, als sich die Tür längst hinter Perry geschlossen hat.
Peek, Peek & Sohn, Spezialgeschäft für Herrenkonfektion, nennt sich das erste Haus am Platze. Spiegel in allen Größen und Formen lassen die Räume größer erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind. Die dicken Bodenteppiche schlucken jeden Schritt, und das Sprechen der Verkäufer und Kunden hört sich wie unterdrücktes Gemurmel an.
Als Perry das Geschäft betritt, eilt ihm sofort ein Herr entgegen, der aussieht, als sei er soeben einem Modejournal entstiegen.
„Womit kann ich Ihnen dienen, Sir?“
„Ich möchte gern eine graue Hose!“
Der Vornehme schnippt dezent mit dem Finger, worauf sich ein junger, sommersprossiger Mann zu ihnen gesellt. „Fred, der Herr wünscht graue Beinkleider!“
„Bitte, Sir, wenn Sie mir bitte folgen wollen?!“ Gravitätisch wie ein Stierkämpfer geht er Perry voran.
„Welches Grau soll das gewünschte Kleidungsstück haben, Sir?“
Perry folgt dem jungen Verkäufer an einen mit schwarzem Glas belegten Verkaufstisch.
„Tja, wissen Sie, ich habe zu Hause ein dunkelblaues Tweedjackett... dazu hätte ich gern ein passendes Grau
„Hm — dunkelblaues Tweed... ich glaube, ein sehr helles Grau wäre da das Richtige... Bitte, Sir, entschuldigen Sie mich einen Augenblick.“
Perrys plötzlicher Einfall, sich eine graue Hose zu kaufen, kam nicht von ungefähr. Schon seit einiger Zeit will er sich zu dem bewußten Tweedjackett eine passende Hose anschaffen. Daß er ausgerechnet heute diesen Wunsch verwirklichen will, liegt wohl an der guten Stimmung, in der er sich bereits seit dem frühen Morgen befindet.
Da ist der Sommersprossige auch schon zurück.
„Bitte, Sir — was sagen Sie zu diesem Stück?“
„Hm — ganz schön. Glänzt wie Metall.“
„Heute morgen erst hereingekommen. Es ist sozusagen die neueste Kollektion.“
„Und Sie meinen, daß dieses Grau zu blauem Tweed paßt?“
„Unbedingt, Sir. Außerdem stellen diese Beinkleider etwas ganz Besonderes dar. Sie bestehen zu hundert Prozent aus reiner Chemiefaser.“
„Aha — mit anderen Worten: Hosen aus der Retorte.“
Der Sommersprossige läßt ein höfliches Lachen hören und stimmt zu. „Ja, Sir, Sie haben das sehr treffend ausgedrückt. Außerdem sind diese Beinkleider völlig knitterfrei.“
Fast hat es den Anschein, als wolle der Vornehme von vorhin seinem Verkäufer zu Hilfe kommen.
„Ein Stück, wie es nur der elegante Herr trägt“, flötet er Perry zu.
„Na, schön. Dann packen Sie mir das Stück ein.“
Als Perry Peek, Peek & Sohn verläßt, hat er nicht die leiseste Ahnung, welche Folgen dieser Kauf noch haben wird.
Zwei Besuche in Kensington
Zu Hause angekommen, wird Perry bereits erwartet.
Es ist Dicki, sein kleiner Freund.
Aus Dickis Augen sprechen sämtliche Gefühle, die ihn in den letzten achtzehn Stunden bewegt haben. Neugier, Angst, Überraschung, Entsetzen, Stolz, Unglaube und Ärger. Ja, Ärger darüber, daß er niemandem von der Existenz des Zauberwürfels Mitteilung machen durfte. Doch um so mehr trumpft er auf, als ihn Perry wenig später daraufhin anspricht...
„Na, Dicki, schön dichtgehalten?“
„Nicht ein Wort habe ich
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