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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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einmal, überfällt ihn wieder. Wird Zeit, daß ich hier verschwinde, überlegt er und versucht seine strapazierten Nerven durch tiefes Luftholen zu besänftigen. Doch es ist zu spät. Ähnlich der Stimme des Jüngsten Gerichts hört er es in seinem Rücken:
    „Keine Bewegung, Mister! Wer sind Sie? Und was machen Sie da an der Uhr?“
    Perry fühlt tausend prickelnde Schauer über seinen Rücken laufen. Für Bruchteile überkommt ihn die Erinnerung an Dicki. Warum hat er nicht gepfiffen?
    Hat er sich vielleicht gar aus dem Staub gemacht?
    Hatte er Dicki zuviel zugemutet? Drei Fragen — ohne Antworten. Seine Erstarrung währt genau fünfzehn Se-künden. Steif verharrt er in der gleichen Stellung — er holt tief Luft, dann gleitet seine Hand vorsichtig in die Tasche, während er sich auf richtet...
    Da kläfft es heiser hinter ihm:
    „Ich habe gesagt, Sie sollen keine Bewegung machen, Mister... Nehmen Sie die Hand aus der Tasche... Hören Sie, Mister, Sie sollen die Hand...“
    Perry hat sich jetzt vollends auf gerichtet. Als er sich umwendet, stößt Kathrin Gillan einen gellenden Schrei aus, und Perry muß einen gewaltigen Satz machen, damit er sie noch auffangen kann.
    Vorsichtig bettet er die Ohnmächtige auf die Bank neben dem Kamin. Vom Obergeschoß holt er eine Wolldecke und breitet sie behutsam über Kathrin aus. Mit flinken Händen bringt er dann die Uhr in ihren alten Zustand zurück - ein letzter, um Entschuldigung bittender Blick zu Kathrin — und Perry verläßt ohne Hast das Kandarskysche Jagdhaus.

    Von Dicki Miller ist nichts zu sehen, als er ins Freie tritt. Also doch aus dem Staub gemacht, denkt Perry und setzt sich in Marsch.
    Nach zehn Metern fährt er erschrocken zusammen.
    Dicki ist hinter einem Baum hervorgetreten.
    Seine Augen blicken angstvoll auf seinen großen Freund Perry... „Was haben Sie mit Miß Kathrin gemacht, Mister Clifton?“
    Als Perry Dickis furchtsamen Blick sieht, lächelt er. Er hat ihren Schrei gehört und glaubt, daß ich ihr etwas getan habe, denkt er und versucht Dicki zu beruhigen.
    „Sie kam , sah mich und fiel in Ohnmacht, Dicki. Ich habe ihr ein Lager auf der Ofenbank gemacht. Was hast du denn gedacht?“
    Dicki sieht an Perry vorbei. Soll er ihm glauben? Doch plötzlich weiß er, daß Perry die Wahrheit sagt. Perry würde niemals einem Menschen etwas zuleide tun.
    „Ich war so durcheinander, Mister Clifton“, antwortet er ein wenig zerknirscht.
    Und da ist schon die Frage, die Dicki insgeheim befürchtet hat: „Warum hast du die Kuckuckspfeife nicht gebraucht, Dicki. Du hättest Miß Kathrin die Ohnmacht ersparen können.“
    „Ich habe sie vor Aufregung zerbrochen“, gesteht er leise und ist froh, daß Perry der Sache weiter keine Bedeutung beimißt. Überhaupt macht er einen so zufriedenen Eindruck. Ob er gefunden hat, was er suchte?
    „Haben Sie etwas gefunden, Mister Clifton?“
    „Ja, Dicki, ich habe etwas gefunden. Unser Ausflug nach Hertford hat sich gelohnt.“
    Sie gehen nebeneinanderher. Wie zwei Spaziergänger ohne bestimmtes Ziel. Bald liegt die Jagdhütte, die mehr ein Haus ist, weit hinter ihnen. Und Dicki erinnert sich einer Äußerung, die Perry gemacht hatte.
    „Brauchen Sie sich jetzt nicht beim Baron Kandarsky zu entschuldigen?“
    „Nein, das brauche ich weiß Gott nicht. Doch ab sofort wollen wir nicht mehr von der Sache sprechen. Wenn wir zu Hause sind, werde ich dir etwas zeigen.“
    Still gehen sie weiter. Perry Clifton, glücklich und zufrieden; Dicki Miller, nachdenklich, weil er nicht weiß, was ihm Perry zu Hause zeigen will.
    Um achtzehn Uhr und vier Minuten verläßt der planmäßige Zug die Station Hertford in Richtung London.
    Zur gleichen Minute schrillt das Telefon Nr. 223941 im Londoner Stadtteil Kensington.
    „Hier Kandarsky“, meldet sich der Baron mit ungnädiger Stimme. Er hat gerade Patience gelegt und haßt es, wenn man ihn bei dieser Beschäftigung stört.
    „Hallo, Sir“, tönt es ihm aus der Muschel aufgeregt entgegen, „hier spricht Kathrin...“
    „Nanu, Kathrin“, wundert sich der Baron, „schon aus dem Krankenhaus entlassen?“
    „Heute, Sir — auf eigenen Wunsch. Habe es nicht mehr ausgehalten... aber es ist etwas Furchtbares geschehen...“
    Kandarsky kann sich eines unheimlichen Gefühls nicht erwehren. Es ist das Gefühl drohenden Unheils.
    „Was ist denn Furchtbares geschehen?“ fragt er ahnungsvoll.
    Aus Kathrin sprudelt es heraus.
    „Ich bin vom Krankenhaus sofort zum Jagdhaus gefahren.

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