Ein Fall für Perry Clifton
warum sollte es? Schließlich ist ein Waldweg keine Autostraße...
Das Motorengeräusch kommt näher... Dicki starrt den schmalen Waldweg entlang.
Da, das Geräusch ist weg... Stille... Das Auto muß angehalten haben. Sie werden bemerkt haben, daß sie sich verfahren haben. Sie werden wenden, versucht sich Dicki zu beruhigen.
Fast scheint es, als solle er recht behalten. Dicki hört den Motor anspringen. Immer leiser wird das Motorengeräusch... Der Wagen hat tatsächlich gewendet.
Dickis Hände sind von der eben ausgestandenen Aufregung und Angst schweißnaß. Er spürt, wie ihn etwas piekt... und er erschrickt aufs neue — er hat das Pfeifchen zerbrochen. Was wird Perry sagen, wenn er es sieht...?
Doch die Aufregungen reißen nicht ab.
Als Dickis Blick jetzt zufällig den Waldweg streift, befällt ihn lähmendes Entsetzen.
Unaufhaltsam nähert sich ihm eine Gestalt.
Es ist eine Frau mit einem Koffer. Sie muß mit dem Auto gekommen sein... Lang und schwerfällig sind ihre Schritte, während ihre Augen konstant in Dickis Richtung sehen.
Dicki wagt es nicht, sich zu rühren. Wie angewachsen verharrt er auf dem selben Fleck, und nur einmal wirft er einen ängstlichen Blick zum Haus hinüber.
Die Frau mit dem Koffer erscheint ihm riesengroß. Ihre Miene ist finster, und ihre Stimme ist von einer seltsamen kratzigen Rauheit. Ihre grauen Haare sind hinten zu einem strengen Knoten zusammengefaßt, über dem ein flaches, schwarzes Hütchen mit den Produkten einer ganzen Gärtnerei thront. Die Gestalt wird von einem glänzenden Mantel eingehüllt, der fast bis an die Knöchel reicht.
„Was suchst du hier?“ In Dickis Ohren klingen diese Worte wie eine einzige furchtbare Drohung.
„Ich... ich... oh... ich warte auf meine Klasse, Madam!“ Eine bessere Ausrede ist ihm nicht eingefallen.
„Ich bin keine Madam, ich bin Miß Kathrin, verstanden?“ bellt Kathrin Gillan zurück, stellt ihren Koffer auf den Boden und stützt ihre Arme kampflustig in die Seiten.
Dicki sieht sein letztes Stündchen gekommen, als Kathrin auf ihn Zutritt und mit einem schmerzhaften Griff nach seinem Ohr schnappt.
„Du wartest auf deine Klasse? Seit wann gehen Klassen sonntags in den Wald?“
„Wir... wir sind eine besondere Klasse, Miß Kathrin.“ Dicki ist froh, daß ihm diese Erklärung eingefallen ist. Miß Kathrin läßt sein Ohr los. Sie versucht ein Lächeln... „Meinetwegen — die Zeiten haben sich geändert. Zu meiner Zeit ging man sonntags in die Kirche.“
„Ja, Miß Kathrin.“
Doch Kathrins Interesse an Dicki ist schlagartig erloschen. Mit gerunzelten Augenbrauen fixiert sie plötzlich das Haus.
„Nanu, ich hatte doch alle Fensterläden geschlossen...“ murmelt sie vor sich hin... „sollte die Herrschaft da sein?“
Ohne Dicki noch eines Blickes zu würdigen, hebt sie ihren Koffer auf und geht auf das Haus zu. Das letzte, was Dicki von ihr hört, sind die halb beleidigt, halb zornig gebrummten Worte:
„Kann man sich denn nicht einmal in Ruhe den Blinddarm herausnehmen lassen...?“
Während Dicki Kathrin Gillan schreckensbleich nachsieht, kniet Perry Clifton triumphierend vor der Standuhr im Salon. Es ist ein selten schönes Stück aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Das Gehäuse weist handgeschnitzte Ornamente auf, und das Zifferblatt stellt die zwölf Sternbilder dar. Alle zwölf in wunderschöner Intarsienarbeit. Aber — der Perpendikel bewegt sich nicht.
Perry hat die Standuhr schon gründlich untersucht, jedoch nichts gefunden. Verzweiflung, Resignation und die Gewißheit, einem Hirngespinst nachgelaufen zu sein, hatten ihn überfallen. Die Standuhr war die letzte Uhr im Haus und demzufolge auch Perrys letzte Hoffnung.
Und dann im Abwenden fiel es ihm auf... die Uhr besaß ungewöhnlich große Gewichte. Ein Verdacht durchblitzte ihn, und fast ein wenig widerwillig öffnete er den Uhrenkasten noch einmal, nahm eines der Gewichte in die Hand und betrachtete es nachdenklich.
Und dann machte er die entscheidende Entdeckung... die Gewichte waren aufschraubbar.
In diesem Augenblick sitzt Perry vor der Uhr. Seine Augen glänzen, und mit zittrigen Fingern öffnet er den Verschluß des zweiten Gewichts. Perry hat seine Umgebung vergessen. Fasziniert betrachtet er die gleißende Pracht. Sein Herz schlägt in einem wilden Rhythmus bis zum Hals. Am liebsten würde er seinen Jubel hinausschreien...
Da zuckt Perry zusammen — war das nicht ein Ruf?
Das unheimliche Gefühl, wie vorhin schon
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