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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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aufwärts. Magisch angezogen von dem erleuchteten Schaufenster eines Buchladens.
    Interessiert betrachtet er die ausgestellten Bücher. Er entziffert die Titel, liest ein paar Zeitungskritiken, die der tüchtige Buchhändler bei einigen Exemplaren dazugelegt hat und — ärgert sich über die Preise der angebotenen Kriminalromane.

    Nur im Unterbewußtsein nimmt er die klappernden, sich nähernden Schritte wahr.
    Noch zwanzig Meter trennen ihn von der Gestalt, die sich im Halbdunkel der schlechterleuchteten Straße schemenhaft auf ihn zubewegt.
    Noch fünfzehn Meter.
    Dicki rechnet sich gerade aus, wie viele und welche Bücher er kaufen könnte, wenn er jetzt drei Pfund in der Tasche hätte.
    Noch fünf Meter.
    Dicki entschließt sich für zwei zusammenhängende Bände mit dem Titel ,Die Texas-Story’.
    Das Klappern ist jetzt direkt hinter ihm.
    Dicki hat noch immer keine Veranlassung, sich herumzudrehen...
    Die Schritte beginnen sich zu entfernen.
    Doch plötzlich verstummen sie...
    „Na komm schon, Jocky...“
    Dicki hat es gehört. Deutlich. So deutlich, als hätte man ihm die wenigen Worte ins Ohr geschrien.
    ,Na komm schon, Jocky...’
    Das Klappern der Schritte setzt wieder ein.
    Dicki steht starr und steif und wagt sich nicht zu rühren. ,Na komm schon, Jocky...“ War das nicht Madame Porellis Stimme gewesen? Oder klang sie nur ähnlich? Sie war tief... Und daß es die Schritte einer Frau waren, hätte selbst ein Blinder gemerkt...
    Und dann reißt es ihn doch herum.
    Dicki Miller, ganze zwölf Jahre alt, mit neunundzwanzig Sommersprossen über der Nase, erschauert.
    Dreißig Meter Entfernung liegen zwischen ihm und der Frau im langen, dunklen Mantel, die jetzt um die Straßenecke biegt und seinen Blicken entschwindet. Sie und der Dackel.
    Was soll Dicki tun? Perry Clifton verständigen?
    Ein Blick zurück genügt, um zu erkennen, daß von Perry
    Clifton weit und breit nichts zu sehen ist.
    Fast automatisch setzt sich Dicki in Bewegung.
    ,Ich muß ihr nach“, geht es ihm durch den Kopf. ,Bevor ich Perry geholt habe, ist sie längst über alle Berge.’
    Zu diesem Entschluß gekommen, beschleunigt er seine Schritte. ,Ich darf sie nicht aus den Augen verlieren’, hämmert es in ihm, während ihm kalte Angstschauer über den Rücken kriechen. Gleichzeitig jedoch durchströmt ihn ein eigenartiges Glücksgefühl. Er, Dicki Miller, ist der Frau mit dem Dackel auf der Spur... Dicki Miller ist zum großen Detektiv geworden.
    Und wie er es aus der Lektüre unzähliger Kriminalromane weiß, hält er sich bei seiner Verfolgung immer dicht im Schatten der Hauswände, obgleich ihn besonders die finsteren Eingänge vor Furcht erzittern lassen.
    Nachdem Dicki die Straßenecke, hinter der die Dackeldame verschwunden war, passiert hat, sieht er sie wieder vor sich.
    Sie scheint keine sonderliche Eile zu haben.
    Dicki ist mit seiner Verfolgung so beschäftigt, daß er die sonderbaren Blicke der vorübergehenden Passanten nicht bemerkt.
    Es kommt ihm auch nicht zu Bewußtsein, daß er sich immer weiter von der Wourcester-Street entfernt. Ebensowenig wie er merkt, daß der Nebel ständig zunimmt. Ein Zeichen, daß er sich der Themse nähert.
    Da... Dicki preßt sich erschrocken an eine Hauswand.
    Die Frau ist stehengeblieben... ob sie ihn gesehen hat?
    Doch dann atmet er erleichtert auf... Es ist nur der Dackel, der an dem Rest eines alten Gaslaternenpfahles Gefallen gefunden hat.
    Um achtzehn Uhr zweiundfünfzig treten Perry Clifton und Scotty Skiffer aus dem Laden des noch immer lamentierenden Jan Krenatzki.
    Während Scotty Skiffer in seinen Dienstwagen steigt und davonfährt, wendet sich Perry Clifton nachdenklich seinem Mietwagen zu...
    Erst als er die Hand bereits auf den Türgriff gelegt hat, dringt es in sein Denken, daß Dicki gar nicht im Auto sitzt.
    Noch ist er nicht beunruhigt. ,Er wird irgendwo vor einem Schaufenster stehen“, spricht er zu sich und dreht sich suchend im Kreis.
    Von Dicki keine Spur.
    In Perry beginnt leichte Unruhe zu nagen.
    „Dicki!!“ schallt seine Stimme auf. Vergeblich lauscht er auf Antwort. Zuerst langsam, dann immer schneller eilt er die Wourcester-Street abwärts.
    Nichts... nichts...
    Perry ruft wieder und wieder. Er fragt Passanten. Doch niemand will einen zwölfjährigen Jungen gesehen haben. Perrys Sorge steigert sich zur Angst...
    ,Verdammter Bengel, warum hat er nicht im Wagen auf mich gewartet...’

    Dicki hat die Frau mit dem Dackel nicht aus den Augen gelassen.
    Verloren

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