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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Verkehrsampel liegt. Und noch größeres Pech ist
es, daß diese Ampel ausgerechnet in einem Augenblick auf „Stop“ geschaltet
wird, als sich unter den bremsenden Autos auch eine Taxe mit einer älteren Dame
befindet, die von vielen Schachteln, Tüten und Päckchen umgeben ist.
    „Warum stehen wir denn schon
wieder?“ fragt die Dame ungeduldig.
    „Eine Ampel, Madam“, gibt der
Chauffeur freundlich Auskunft. Und als sei er der Dame noch eine Erklärung
schuldig, setzt er hinzu: „Wir scheinen tatsächlich vom
    Pech verfolgt zu sein. Jede
Ampel schaltet auf ,Stop’ , wenn wir herankommen.“
    „Wozu nimmt man sich ein Auto.
Zu Fuß wäre ich längst da... eine Stunde sind wir schon unterwegs.“ Die Lady
ist mürrisch, ungeduldig und ungerecht. Doch mit unbewegtem Gesicht berichtigt
der Fahrer:
    „Genau vierzehn Minuten sind
wir unterwegs, Madam...“
    Und das ist der Moment, in dem
die Blicke des Chauffeurs auf einen Mann treffen. Auf einen Mann, der mit
halbgeschlossenen Augen an einem Whiskyglas nippt. Die Erinnerung durchfährt
den Chauffeur mit tausend glühenden Pfeilen. Die schlimmsten Stunden seines
Lebens werden in ihm lebendig... die harte Pritsche in der Arrestzelle. Noch
jetzt muß er sich schütteln, wenn er daran denkt... Es kann kein Irrtum sein.
Sein Gedächtnis ist gut und hat ihn noch nie im Stich gelassen.
    Hinter ihm setzt ein wüstes
Hupkonzert ein. Und die Lady im Fond schimpft... er kann sich von der Gestalt
auf dem blau-weißgestreiften Metallstuhl nicht losreißen...
    „Nun fahren Sie doch, es ist
doch frei...“
    Die Lady stubst ihn mit dem
Schirm an. Im selben Atemzug schimpft sie: „Mann, was sind Sie für ein Mensch.
Erst fahren Sie nicht und dann werfen Sie einen in die Polster, daß einem Hören
und Sehen vergeht...“
    Mit einem Satz hatte der
Chauffeur tatsächlich den Wagen von der Ampel weggebracht. Aber schon nach
fünfzig Metern stoppt er sein Taxi ab. Seine Stimme keucht vor Aufregung, als
er sich an seinen Fahrgast wendet:
    „Hören Sie, Mylady, von hier
bis Cokny & Snyder sind es nur noch wenige Minuten zu gehen. Ich
schenke Ihnen den Fahrpreis...“ und als er den fassungslosen Blick der Dame
sieht, fügt er erläuternd hinzu: „Ich habe etwas Dringendes zu erledigen!“
    Während sich die Frau gekränkt
und verständnislos mit allerlei Verwünschungen auf den Lippen aus dem Wagen
quält, eilt der Chauffeur den Weg zurück. Hinter einer Anzeigentafel für
Salatöl und Zigaretten verborgen, betrachtet er Perry Clifton.
    Nein, er hat sich nicht
getäuscht. Und fast erscheint es ihm wie ein Wunder, inmitten der
Acht-Millionen-Stadt den Mann in der grauen Hose getroffen zu haben. Denselben
Mann, der von unverständlichen Dingen wie grünem Glatteis und rechteckigen
Eiern gesprochen hatte. Denselben Mann, den auch Sergeant Paul Orville vom 18.
Polizeirevier zu sprechen wünscht.
    Der Chauffeur handelt. In
weniger als vier Minuten gelingt es ihm, zwei Polizisten für die Sache zu
interessieren. Und nach einem Telefongespräch mit dem 18. Polizeirevier
steigert sich das Interesse der Polizisten zum Tatendrang.
    Perry ist gerade dabei, den
Rest seines zweiten Whiskys hinunterzukippen, als seine Augen die
gegenüberliegende Straßenseite ins Blickfeld bekommen. Im selben Augenblick
aber weist der Chauffeur in seine Richtung; er tut es mit ausgestrecktem Arm.
In Bruchteilen von Sekunden hat es bei Perry geklingelt!

    Blitzschnell und abgezirkelt
sind seine nächsten Bewegungen. Das Glas auf den Tisch setzen, ein paar
Shillinge dazulegen, die Kollegtasche unter den Arm klemmen ist fast eins. Mit
weitausholenden Schritten eilt er dann die Mapples-Street in Richtung
Cook-Bridge hinunter.
    Nach fünfzig Schritt wendet er
sich um und zuckt irritiert zusammen. Der Wagenlenker und die beiden Bobbys
haben inzwischen beträchtlich aufgeholt. Noch scheinen sie zu versuchen,
unnötiges Aufsehen zu vermeiden.
    Perry fällt in einen leichten
Trab. Er blinzelt grimmig, als er wenig später das Trillern der Polizeipfeife
hört.
    Auch die Polizisten laufen
jetzt... schon beginnen sich die ersten Straßenpassanten für die Sache zu
interessieren, wenn auch niemand von ihnen weiß, um was es sich handelt.
    Perry überlegt, ob er sich
einfach den Polizisten stellen soll. Aber da fallen ihm die Diamanten in der
Kollegtasche ein. Niemand würde ihm glauben, daß er sie gerade zur Versicherung
bringen wollte... Man würde ihm der Einfachheit halber die ganze üble
Geschichte in die Schuhe

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