Ein Fall für Perry Clifton
seiner Stimme
einen bedauernden Klang.
Dicki fühlt sich in die Enge
getrieben. Schließlich habe ich schon ganz andere Dinge fertiggebracht,
rechtfertigt er sich in Gedanken, ohne zu wissen, um welche Aufgabe es sich
handelt.
„Was soll ich denn machen?“
„Du sollst aus allen Zeitungen
die betreffenden Artikel herausschneiden und aufkleben.“ Und als er Dickis
enttäuschten Blick sieht, setzt Perry hinzu: „Wenn du glaubst, daß das eine
Kleinigkeit ist, irrst du. Du wirst schön schimpfen.“
Perry holt Klebstoff und eine
Anzahl weißer Bogen und legt sie wortlos vor Dicki auf den Tisch. Ohne sich
weiter um ihn zu kümmern, beginnt er, sich sorgfältig umzukleiden.
Diesmal hat sich Perry Clifton
einen eleganten dunkelblauen Kammgarnanzug angezogen. Auch auf die Mappe
verzichtet er. Wohlverwahrt ruhen die Diamanten in der Innentasche seines
Jacketts.
Der Bart, den sich Perry unter
die Nase geklebt hat, verändert ihn so sehr, daß selbst Dicki zweimal hinsehen
muß.
Perry hatte Dicki gesagt, daß
er um 15 Uhr in der Versicherung sein wolle. Und da er gewohnt ist, Vorsätze
auch einzuhalten, ist es selbstverständlich, daß er Schlag 15 Uhr das Portal
der Silver-General-Versicherung durchschreitet.
Miß Perkins ist gerade dabei,
einen neuen Bogen in ihre Schreibmaschine zu spannen, als es zweimal kurz an
ihre Tür klopft.
Bevor sie jedoch „Herein“ sagen
kann, öffnet sich die Tür, und ein elegant gekleideter Herr betritt das Sekretariat.
Überrascht und vorwurfsvoll
mustert Miß Perkins den Eintretenden. Als sie zu einer Zurechtweisung ansetzen
will — immerhin ist das Betreten der oberen Büroräume ohne vorherige Anmeldung
nicht erlaubt kommt sie wieder um einige Atemzüge zu spät.
„Guten Tag, Miß Perkins“,
spricht der Fremde sie in diesem Augenblick an. „Ich nehme doch an, daß der
Name an der Tür stimmt?“
Sie nickt verlegen. „Ja, der
stimmt...“ Sie weiß nicht, wie sie sich verhalten soll. Das Benehmen des
Besuchers strahlt so viel Selbstsicherheit aus, als würde er den ganzen lieben
langen Tag weiter nichts tun, als unangemeldet in Vorzimmer einzudringen.
Aber noch etwas anderes
beschäftigt Miß Perkins’ Gedanken. Wo habe ich diese Stimme nur schon einmal
gehört, überlegt sie angestrengt. Merkwürdig — ich kenne ihn nicht, und doch
kommt er mir bekannt vor... diese Bewegung zum Mund... Sie findet, daß der
Schnurrbart irgendwie die Erscheinung stört.
„Ich hoffe, daß Sie das Studium
meiner Person befriedigt, Miß Perkins“, lächelt sie der Fremde gewinnend und
liebenswürdig an.
Miß Perkins errötet bis an die Haarwurzeln . Ihre Verlegenheit ist fast greifbar, und
weil sie das selbst spürt, wird sie noch hilfloser. Gleichzeitig fragt sie sich
trotzig: Was will er eigentlich? Und als könne der Besucher Gedanken lesen,
klärt er die junge Dame auf:
„Sie wollen sicher fragen, was
mich zu Ihnen führt. Es ist nichts Ungewöhnliches: Ich möchte zu Sir Stanford.“
Miß Perkins bekommt langsam
wieder Oberwasser, und mit gerunzelten Augenbrauen stellt sie in sehr
dienstlicher Manier fest:
„Sie wurden aber gar nicht nach
oben gemeldet, Sir!“
„Sicher eine kleine
Nachlässigkeit des Portiers, verehrte Miß“, wischt Perry diesen Einwand in
einem Ton fort, als wolle er das Versäumnis des Portiers entschuldigen.
„Aber ich kann Sie trotzdem
nicht anmelden. Sir Stanford hat gerade Besuch und wünscht, nicht gestört zu
werden.“
Der Besucher lächelt und tut
so, als habe er die gewisse Genugtuung in Miß Perkins’ Worten nicht gehört.
„Gehen Sie ruhig hinein, Miß
Perkins. Ich bin überzeugt, daß Direktor Stanford seinen Besuch gern ein wenig
warten läßt, wenn er erfährt, worum es sich handelt.“
„Aber er hat sich jede Störung
verbeten“, und als sie das ungeduldige Gesicht des Fremden sieht, setzt sie
leise hinzu: „Er kann sehr ungemütlich werden, wenn man seine Anordnungen
übersieht.“
„Sagen Sie ihm, es handle sich
um die Kandarsky-Diamanten.“
Miß Perkins ist mit einem Male
wie verwandelt. Mit schnellen Schritten geht sie auf die Tür zu Stanfords
Zimmer zu.
„Das hätten Sie mir doch gleich
sagen können, daß Sie mit den beiden Herren verabredet sind“, sagt sie
vorwurfsvoll.
„Wieso mit beiden?“
„Na ja, Baron Kandarsky kam
kurz vor Ihnen!“
„Halt!!“ ruft der Besucher, und
Miß Perkins’ Hand, die bereits auf der Klinke liegt, zuckt erschrocken zurück.
„Lassen Sie, Miß Perkins...
vielleicht ist
Weitere Kostenlose Bücher