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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Gefühl drohenden Unheils.
    „Was ist denn Furchtbares
geschehen?“ fragt er ahnungsvoll.
    Aus Kathrin sprudelt es heraus.
    „Ich bin vom Krankenhaus sofort
zum Jagdhaus gefahren. Im Salon habe ich vor der Standuhr einen Mann
überrascht.“
    Die Stimme des Barons ist nur
noch ein heiseres Flüstern:
    „Vor der Standuhr?... Ein
Einbrecher...?“
    „Ja, Sir — ich bin bestimmt
kein Hasenfuß, was ich aber dann erlebt habe... Sir, ich bin in Ohnmacht
gefallen.“
    „Wieso? Was war denn los?“
fragt der Baron mit erstickter Stimme.
    „Der Fremde hantierte mit den
Uhrgewichten herum. Ich sagte zu ihm, er solle sich nicht bewegen... daraufhin
steckte er die Hand in die Tasche, ja, und dann... dann…“
    „Was dann, Kathrin?“
    „Dann war er plötzlich
verschwunden... das heißt, nicht ganz... ein Paar graue Hosen waren noch da...
Und dann bin ich in Ohnmacht gefallen...“
    Auf der Stirn des Barons haben
sich dicke Schweißperlen gebildet. Die Knöchel der Hand, die den Hörer halten,
haben eine weiße Farbe angenommen, während die Rechte mit fahrigen Bewegungen
die Krawatte lockert.

    „Und die Uhrgewichte, Kathrin?“
    Es ist fast ein Schrei... Doch
wozu frage ich, durchfährt es ihn. Es gibt nur eine Antwort.
    „Die lagen auf der Erde —
aufgeschraubt“, antwortet Kathrin, und mit einem Vorwurf in der Stimme setzt
sie hinzu: „Ich wußte gar nicht, daß die Gewichte zum Aufschrauben waren...“
    „Waren sie leer...?“
    „Ich weiß es nicht, Sir...
vielleicht... vielleicht auch nicht... aber die grauen Hosen... soll ich die
Polizei anrufen? Hallo, Sir — ich sterbe ja vor Angst hier draußen... wenn er
wiederkommt... was soll ich tun... Sir, soll ich die Polizei rufen... Sir, ich
habe Angst... hören Sie mich nicht...?“
     
    Nein, Baron Kandarsky hörte
nicht mehr. Er hat den Hörer aufgelegt. „Ich habe auch Angst“, murmeln seine
Lippen, während er sich den Schweiß von der Stirn wischt... Man hat die
Gewichte aufgeschraubt... Für Augenblicke hält er das alles für ein
abgekartetes Spiel... wenn nun Kathrin selbst? Unsinn — woher sollte sie sonst
von dem Mann in den grauen Beinkleidern wissen... Man ist ihm also auf der
Spur... Aber wer? Wer ist es? Wer ist der Mann in den grauen Hosen?
     
    Wenige Minuten nach zwanzig Uhr
treffen Dicki und Perry wieder in Norwood ein.
    Nachdem sich Dicki aufatmend in
einen Sessel hat plumpsen lassen, seufzt er beziehungsvoll: „Ehrlich, Mister
Clifton, ich bin froh, daß wir wieder da sind.“
    Perry lächelt verstehend, gibt
Dicki einen freundschaftlichen Nasenstüber und erwidert in Dickis Tonfall:
    „Ehrlich, Dicki, ich auch!“
    Dicki sieht mißtrauisch zu
Perry hoch. Er rümpft beleidigt seine Stupsnase, weil er annimmt, daß Perry ihn
nur foppen will. Aber wie war das — wollte ihm Perry nicht etwas zeigen?
    Perry hat es sich bequem
gemacht und blickt versonnen vor sich hin. Doch Dicki hat wenig für diese Art
innerer Beschauung übrig.
    „Mister Clifton — Sie wollten
mir doch etwas zeigen!“ erinnert er Perry in vorwurfsvollem Ton an dessen
Andeutung.
    Perry nickt stumm und greift in
die Tasche.
    „Da“, sagt er und legt etwas
auf den Tisch. „Ich fand es in zwei Gewichten einer alten Standuhr!“
    Dickis Augen weiten sich vor
Erstaunen, und wie ein auf Land gesetzter Karpfen schnappt er nach Luft.
    „In einer Standuhr?“
    „Ja, in einer Standuhr!“ Perrys
Stimme hört sich sehr sachlich an, und doch schwingt unverkennbar ein gewisser
Stolz mit.
    Dicki ist tief beeindruckt.
„Sind das... oh, Mister Clifton... das sind die Kandarsky-Diamanten?!“
    „Das sind sie, Dicki. Ich
glaube, daß sich Sir Stanford sehr freuen wird.“
    „Das ist der Direktor der
Versicherung, nicht wahr?“ Perry läßt die Steine gedankenvoll durch die Finger
gleiten.
    „Ja. Jetzt braucht er die 70
000 Pfund Sterling nicht auszuzahlen.“
    „Dann sind die Steine also in
Wirklichkeit gar nicht gestohlen worden?“
    „Nein. Alles war nur
vorgetäuscht, um in den Besitz der Versicherungssumme zu kommen.“
    Dicki nickt andächtig, und mit
einer Menge Schadenfreude in der Stimme stellt er fest:
    „Dann kommt der Baron also ins
Gefängnis.“
    „Das ist sehr wahrscheinlich.
Vielleicht dauert es noch eine Zeit — aber erwischen wird es ihn auf alle
Fälle.“
    Das versteht Dicki nun wieder
nicht. Überlegend runzelt er die Stirn.
    „Aber wenn doch feststeht, daß
die Diamanten bei ihm versteckt waren?“
    „Er wird behaupten, daß ihm ein
anderer die

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