Ein Fall für Perry Clifton
Trickdiebstähle der letzten
fünfundzwanzig Jahre handelt.“
„Gibt
es denn keine Anhaltspunkte, Sir? Irgendwelche Körpermerkmale?“ will Perry
wissen.
„Doch,
die gibt es.“ Walker tritt an seinen Schreibtisch und fischt nach dem Schreiben
von Scotland Yard.
„Hier,
man schreibt ... ,eines haben alle Täterinnen
gemeinsam: eine tiefe, fast männliche Stimme. Diese Tatsache erhärtet auch die
Vermutung, daß es sich in allen Fällen um ein und dieselbe Person handelt. Ihr
Alter ist durch die mannigfaltigen Verkleidungen schwer zu bestimmen. Es dürfte
jedoch zwischen fünfunddreißig und fünfzig Jahren liegen. Weiterhin wurde
einigemal zum Zeitpunkt der Ereignisse ein herrenloser Dackel in der Nähe der
Schmuckabteilungen beobachtet’.“
„Das
dürfte doch wohl mehr der Phantasie der erschrockenen Verkäufer entsprungen
sein!“ lacht O’Brien.
„Ich
finde, daß wir keinerlei Grund zur Heiterkeit haben, Mister O’Brien!“ weist Sir
Adam Walker den kleinen Iren zurecht.
„Entschuldigung,
Sir“, murmelt O’Brien und versucht krampfhaft, ein ernstes Gesicht zu zeigen.
„Ich
habe vorhin den Verkauf in der Schmuckabteilung einstellen lassen. Veranlassen
Sie, Conolly, daß ab sofort weiterverkauft wird. Postieren Sie zwei Leute in
die Nähe.“
„Jawohl,
Sir“, nickt Bob Conolly, „wir werden auf tiefe Damenstimmen und herrenlose
Dackel achten.“
Überraschung
in Greenwich
Perry
Clifton merkt, obgleich er nicht zur Beobachtung in der Schmuckabteilung
eingeteilt wurde, wie seine Gedanken immer wieder zu der Unterredung bei Sir
Walker zurückkehren.
Irgendwas
ist in seinem Unterbewußtsein, das er mit den Ereignissen in Zusammenhang
bringen möchte, ohne daß es ihm gelingt.
So
ist er auch noch ziemlich nachdenklich, als ihm am Abend sein Freund Dicki wie
üblich einen Besuch macht. Und Dicki, der fühlt, daß etwas in der Luft liegt,
bohrt so lange, bis ihm Perry die Geschichte mit den Schmuckdiebstählen
erzählt.
Und
Dicki ist ein aufmerksamer Zuhörer.
„Das
einzige, was man mit Bestimmtheit sagen kann, ist, daß die Frau eine tiefe
männliche Stimme hatte“, schließt Perry Clifton seinen Bericht.
„Die
hat meine Tante Millie auch“, stellte Dicki trocken fest.
„Ach,
noch etwas...“ erinnert sich Perry, „bei einigen Fällen will man sogar einen
Dackel in der Nähe der Tatorte gesehen haben... Als ob ein Dackel die
Schmuckstücke wegtragen könnte...“
„Das
könnte nur ein Dackel“,
wirft Dicki seelenruhig ein.
„Wieso?
Wie meinst du das, Dicki?“ stutzt Perry und spürt, wie in ihm ein seltsames
Kribbeln auf steigt.
„Der
Dackel aus dem Zirkus, der könnte das... Wissen Sie noch, damals in Mitcham...
was ist, Mister Clifton?“
Perry
Clifton ist aufgesprungen. In seinen Augen lodert es, als er Dicki am Arm
packt.
„Du
bist doch wahr und wahrhaftig ein Teufelskerl, Dicki... Das ist es... das ist
es, wonach ich den ganzen Tag in meinem Gedächtnis gekramt habe... Das sind die
Zusammenhänge. “
Langsam
beginnt es auch in Dicki zu dämmern.
„Wie
hieß sie doch, Dicki? Madame... Madame...?“
„Madame
Porelli! Und der Dackel hieß Jocky... Und sie hat auch eine so tiefe Stimme
gehabt.“
Perry
schlägt sich mehrere Male vor die Stirn. „Und ich bin nicht draufgekommen.
Dicki, was würde ich ohne dich anfangen...“
Dicki
richtet sich geschmeichelt auf. Doch plötzlich fällt ein Schatten über sein
Gesicht.
„Es
geht doch nicht, Mister Clifton“, sagt er enttäuscht.
„Wieso?“
„Madame
Porellis Dackel ist doch damals verschwunden. Erinnern Sie sich nicht mehr an
die Anzeige mit der Belohnung?“
Perrys
Überzeugung und Sicherheit sind durch nichts mehr zu erschüttern. Mit einer
heftigen Bewegung wischt er Dickis Einwand weg.
„Seitdem
sind Monate vergangen, Dicki. Und wer sagt uns, daß sie ihren Dackel nicht
schon lange wieder hat? Und wenn nicht, daß alles nur ein klug eingefädeltes
Manöver war? Vielleicht hält sie den Dackel irgendwo versteckt?“
Perry
beginnt im Zimmer auf und ab zu gehen. In seinem Kopf purzeln die
abenteuerlichsten Gedanken durcheinander.
„Werden
Sie jetzt Scotland Yard Bescheid sagen?“
„Wozu
bin ich Detektiv, Dicki? Das werde ich allein machen.“
„Und
ich?“ entfährt es Dicki enttäuscht. „Bin nicht ich auf den Gedanken gekommen?“
Über
Perrys Lippen huscht ein flüchtiges Lächeln.
„Na
schön: Wir werden es
allein machen.“
Dicki
strahlt, und voller Zuversicht schlägt
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