Ein Fall für Perry Clifton
Wourcester-Street abwärts.
Nichts...
nichts...
Perry
ruft wieder und wieder. Er fragt Passanten. Doch niemand will einen
zwölfjährigen Jungen gesehen haben. Perrys Sorge steigert sich zur Angst...
,Verdammter Bengel, warum hat er nicht im Wagen auf mich
gewartet...’
Dicki
hat die Frau mit dem Dackel nicht aus den Augen gelassen.
Verloren
dagegen hat er jeden Zeitbegriff. Er weiß nicht, daß er schon weit über eine
halbe Stunde hinter dem seltsamen Gespann her ist. Und — noch schlimmer — er
hat jegliche Orientierung verloren.
Dicki
hat keine Ahnung, wo er sich befindet... bis zu dem Augenblick, wo die Straße
zu Ende ist.
Dicki
spürt mehr als er sieht, daß da vor ihm das dunkle, unheimliche Band der Themse
sein muß. Und es sieht so aus, als wolle die Frau geradewegs in die schwarzen
Fluten des Flusses steigen.
Dicki
atmet den typischen Geruch des Wassers ein und erschauert. Wie ausgestorben
liegt die Gegend da, und Dicki wirft einen ängstlichen Blick um sich.
Sekunden
später durchfährt es ihn siedendheiß.
Wo
ist die Frau mit dem Dackel?
Dicki
beschleunigt seine Schritte. Er kann es nicht vermeiden, daß er dabei Geräusche
macht.
Schon
hört er das Wasser an die Ufermauern schlagen... Dieses satte, schmatzende
Klatschen...
Da...
beinahe wäre er gestürzt. Der Nebel hat die Straße glitschig werden lassen...
Dicki
bleibt stehen.
Vor
sich sieht er plötzlich eine Reihe Hausboote liegen. Ihr leichtes und geräuschloses
Schaukeln ist kaum wahrnehmbar.
Es
sind fünf an der Zahl... In zweien davon brennt Licht.
Und
dann sieht er auch die Frau mit dem Dackel...
Ein
unbeschreibliches Triumphgefühl steigt in ihm auf, als er beobachten kann, wie
sie in diesem Augenblick über die Planken balanciert.
Eine
Minute später ist sie im Inneren des Bootes verschwunden. Dicki prägt es sich
genau ein: Es handelt sich um das fünfte und letzte Hausboot in der Reihe-
Zurück.
Er muß Perry holen.
So
schnell ihn seine Füße tragen, läuft Dicki den Weg zurück...
Doch
schon bei der zweiten Straße stutzt er.
Kam
er von rechts? Oder war es die nach links abgehende Straße gewesen?
Fast
wird es ihm schlecht bei dem Gedanken, sich rettungslos verlaufen zu haben.
Atemlos
hastet er die Straße nach rechts entlang... Nach zweihundert Metern stoppt er
ab... alles kommt ihm fremd und drohend vor... Er kann sich beim besten Willen
nicht erinnern, ob er vorhin hier vorbeigekommen ist.
„Bitte,
Sir, wie finde ich zur Wourcester-Street?“ fragt er keuchend einen Mann, der
ihm leicht schwankend entgegenkommt.
„Wourcester-Street?“
fragt der augenscheinlich Beschwipste und beginnt im gleichen Augenblick laut
und grölend zu singen:
„Worcester-Sauce
eß ich nicht... Worcester-Sauce eß ich nicht...“ Dazu tanzt er, seinen Hut
schwingend, um Dicki herum.
Voller
Entsetzen hastet Dicki weiter... bis ihm der rettende Einfall kommt: ,Ein Taxi brauche ich... ich muß ein Taxi finden...’
Und
als habe jemand diesen Stoßseufzer gehört, biegt zwei Minuten später ein leeres
Taxi in die Straße ein.
Dicki
springt beglückt vom Gehsteig hinunter und fuchtelt wie wild mit den Armen...
„Ich
möchte in die Wourcester-Street“, bittet er höflich, ohne sich weiter um den
mißtrauischen Blick des Taxichauffeurs zu kümmern.
„Kannst
du denn bezahlen?“
„Ich
nicht, aber mein Freund Perry... der wartet nämlich in der Wourcester-Street
auf mich.“
Perry
Clifton ist in einer Art Panikstimmung. Bereits sechsmal ist er die
Wourcester-Street in ihrer ganzen Länge abgelaufen.
Eine
Minute vor viertel acht... Die Nebelschwaden sind jetzt so dicht geworden, daß
er nur die Hälfte der Straße absehen kann.
Wo
mag der Junge nur stecken...
Perry
Clifton überlegt ernsthaft, ob er die Polizei benachrichtigen soll. ,Was antworte ich Mistreß Miller, wenn sie mich nach Dicki
fragt?“
Perry
kommt nicht mehr dazu, diese Frage zu Ende zu denken.
Entsetzt
springt er zur Seite, als neben ihm ein Wagen mit kreischenden Bremsen zum
Stehen kommt.
Er
will schon zu einer Schimpfkanonade ansetzen, als ihm Dicki entgegenspringt.
„Ich
hatte mich verlaufen, Mister Clifton“, sprudelt es aus ihm.
„Dicki“,
würgt Perry heiser heraus, und sämtliche Empfindungen liegen in diesem einen
Wort.
„Ich
habe sie gefunden... ich weiß, wo sie wohnt...“ überschlägt sich Dickis Stimme.
Perry
sieht seinen Freund an, als handle es sich um einen zufällig gelandeten
Marsbewohner. Er hat keine Ahnung, wovon
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