Ein Fall für Perry Clifton
nicht…“ tönt Krenatzkis weinerliche Stimme auf.
„Auf
Wiedersehen!“ Der weißhaarige Gentleman lüpft kurz seine Melone und verläßt
kurzerhand den Laden. Krenatzki sieht ihm wie vom Donner gerührt nach... Doch
dann wird er lebendig... Er wird etwas unternehmen.
Das
Hausboot auf der Themse
Die
Ereignisse beginnen sich zu überstürzen.
Kurz
nach siebzehn Uhr fünfzehn hat Perry Clifton seinen Freund Scotty Skiffer bei
Scotland Yard angerufen, um mit diesem über die mysteriösen Schmuckdiebstähle
zu sprechet. Aber Scotty ist schon in Hut und Mantel und hat nur eine halbe
Minute Zeit. Doch die wenigen Worte, die sie austauschen, reichen, um Perry zum
Explodieren zu bringen. Mit einem Schimpfwort stürzt er aus der Telefonzelle
und hastet im Hundertmetertempo zu seiner Wohnung, um den Schüssel des
Mietwagens zu holen.
Um
ein Haar rennt er dabei Dicki Miller über den Haufen, der just in diesem
Augenblick gelangweilt aus der Haustür tritt. „Hoppla“, stammelt Dicki
erschrocken.
„Nanu,
Dicki, wo willst du denn hin?“ keucht Perry und ringt nach Luft.
„Bei
mir ist niemand zu Hause... und Sie waren auch nicht da“, antwortet Dicki.
„Warum sind Sie denn so außer Puste?“
Perry
hat keine Zeit für langatmige Erklärungen.
Hastig
zeigt er zu dem Mietwagen hinüber:
„Du
kannst mitfahren, Dicki. Geh immer zum Auto, ich muß nur noch die Schlüssel
holen.“ Und mit Riesenschritten eilt er die Treppen zum vierten Stock hinauf.
Dicki
schlendert mittlerweile kopfschüttelnd zu der hellblauen Limousine aus den
Hills-Garagen.
„Wohin
fahren wir eigentlich, Mister Clifton?“ will er Minuten später wissen, während
sie mit vierzig Meilen dahinfahren.
„Der
Dackel war wieder am Werk. Diesmal soll es ein Herr gewesen sein...“ gibt Perry
Auskunft. Und Dicki wie aus der Pistole geschossen:
„Sehen
Sie, Mister Clifton, wie wir Madame Porelli unrecht getan haben.“ Befriedigt
lehnt er sich nach dieser Feststellung ins Polster zurück.
Nach
einer Weile des Schweigens erkundigt er sich neugierig: „Was ist denn gestohlen
worden?“
„Ein
Diamant im Wert von annähernd vierhundert Pfund.“
„Donnerwetter!“
staunt Dicki. „Wieder in einem Kaufhaus?“
„Nein,
bei einem kleinen Händler in der Wourcester-Street.“
Dicki
runzelt die Stirn. Den Namen dieser Straße hat er noch nie gehört. Dabei ist er
ja schon immerhin zwölf Jahre in London...
„Wo
ist die Wourcester-Street?“
„In
der Nähe der Themse... Da, jetzt geht es wieder los...“
„Was?“
fragt Dicki irritiert.
„Nebel
„Hm...
fahren wir jetzt in die Wourcester-Street?“
„Nein,
auf den Mond...“ gibt Perry schnippisch zur Antwort, was Dicki veranlaßt,
beleidigt die Mundwinkel zu verziehen.
„Man
wird ja noch fragen dürfen...“
„Darfst
du. Aber daß wir keine Vergnügungsfahrt machen, liegt ja wohl klar auf der
Hand.“
„Großvater
sagt immer zu mir: Wenn du was nicht weißt, dann frage.“
„Ja,
ich weiß. Großvater ist ein kluger Mann.“ Perry ist ein wenig ungeduldig.
„Und
deshalb habe ich gefragt...“ Dicki ist nicht zu bremsen.
„Also,
wir fahren in die Wourcester-Street, weil ich mich dort mit Inspektor Skiff er
vom Yard treffe.“
„Ah,
Ihr Freund...“ erinnert sich Dicki.
„Genau...
nun zufrieden?“
„Hm“,
macht Dicki. Und dann fällt ihm ein, daß er fragen könnte, warum Perry vorhin gesagt
hat, sie würden zum Mond fahren.
„Warum
haben Sie vorhin gesagt, daß wir zum Mond fahren?“
Perry
Clifton knurrt grimmig vor sich hin.
„Noch
eine so dumme Frage, und ich werfe dich aus dem Auto.“
Je
näher sie der Themse kommen, um so langsamer muß Perry
fahren. Feine Nebelschwaden verhindern mitunter für Bruchteile von Sekunden die
Sicht. Dazu setzen die Scheiben jedesmal Feuchtigkeit an.
Endlich
kann er in die schmale Wourcester-Street einbiegen.
Gegenüber
Krenatzkis Laden stoppt er ab.
„So,
Dicki, dort drüben ist es. Du wartest auf mich, verstanden?!“
„Darf
ich nicht mit hineingehen?“ mault Dicki und verzieht den Mund zu einer
Grimasse.
„Nein,
mein Sohn“, gibt Perry entschieden zurück. „Kinder sieht die Polizei nicht gern
am Tatort... also, bis gleich.“
Dicki
gibt sich keine große Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. ,Da hätte ich ja auch in Norwood bleiben können’, denkt er und versetzt im Geist
einer auf dem Gehweg liegenden Zigarettenschachtel einen wütenden Fußtritt.
Dabei kommt ihm ein Gedanke. Daß er im
Weitere Kostenlose Bücher