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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Feuer... und
gute zwei Karat.“
    Selbstvergessen
ruhen die begehrlichen Blicke des Kauflustigen auf dem Stein. Es handelt sich
wahrhaftig um ein selten schönes Exemplar.
    „Ich
dachte, daß jeder Stein nicht mehr als ein Karat haben sollte... Dafür brauchte
ich zwölf Stück...“ murmeln seine Lippen.
    „Zwölf...
zwölf Steine??“ stottert Jan Krenatzki ehrfurchtsvoll und rechnet sich aus, was
er verdienen würde, wenn er zwölf Einkaräter besäße... Aber die besitzt er
tatsächlich nicht. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben: Der Zweikaräter
stellt im Augenblick seinen einzigen Besitz dar.
    „Was
kostet denn dieser zum Beispiel?“
    Krenatzki
schöpft neue Hoffnung.
    Er
verzieht sein Gesicht zu einer Miene, von der er glaubt, daß sie besonders
bieder sei.
    „Würde
ich Ihnen einen schönen Preis machen, Mylord... Dreihundertfünfzig Pfund...
bitte sehr, sagen Sie selbst, ist fast geschenkt...“
    „Sie
haben recht, Mister Krenatzki, fast geschenkt.“
    Der
Händler schluckt schwer. ,Warum habe ich nicht
fünfhundert verlangt?’ hadert er und gibt sich im Geist eine fürchterliche
Ohrfeige.
    Und
da geschieht es.
    Der
Weißhaarige legt den Diamanten auf den Verkaufstisch. Als er die Hand
zurückzieht, streift er dabei den Stein herunter...
    Es
entfährt ihm ein bedauerndes: „Oh!“, während er schnell einen Schritt zurücktritt...
    „Warten
Sie, ich komme...“ ruft Krenatzki und schlappt mit eiligen Schritten herbei.
„Hoffentlich ist er nicht...“
    Mitten
im Satz verstummt er. Seine Augen blicken entgeistert auf etwas zu seinen
Füßen.
    Doch
da hat er seine Sprache schon wiedergefunden.
    „He,
was ist das für ein Hund...?“ Er macht ein paar eilige Schritte auf die noch
offenstehende Tür zu. Aber er kommt zu spät.
    Mißmutig
wendet er sich seinem Kunden zu.
    „Was
für Hund?“
    „Er
stand schon eine Weile hier... Ich dachte, es sei Ihr Hund, Mister Krenatzki“,
erwidert der Weißhaarige seelenruhig.
    Krenatzkis
Stimme ist voller Erregung, denn plötzlich kehrt auch die Erinnerung an den
heruntergefallenen Stein wieder.
    Während
er sich auf dem Fußboden niederläßt, erklärt er: „Wird sich halten Jan
Krenatzki einen Hund, wo er selbst kaum genug zu essen... wo ist der Stein,
Sir?“
    „Er
muß hier liegen. Weit kann er nicht gerollt sein...“
    „Ich
sehe ihn nicht... ich sehe ihn nicht... Mylord“, jammert der Händler. Doch da
durchzuckt ihn ein fürchterlicher Verdacht. Hastig richtet er sich auf.
    „Oh,
Mylord, sollte der Köter...“
    Der
Weißhaarige winkt lässig ab.
    „Reden
Sie keinen Unsinn, Mister Krenatzki. Seit wann fressen Hunde Edelsteine? Für
einen Diebstahl käme da wohl höchstens eine Elster in Frage...“
    „Ich
bitte Sie, Mylord“, jammert Krenatzki weiter. „Kann dem Stein Flügel gewachsen
sein...?“
    „Sie
sollten mal den ganzen Plunder dort zur Seite rücken“, empfiehlt der Weißhaarige
wenig freundlich und weist auf das wurmstichige Harmonium.
    Jan
Krenatzki ist nicht beleidigt. Unermüdlich tasten seine Hände den Boden ab.
    „Es
tut mir leid, Mister Krenatzki, aber ich werde doch wohl in ein anderes
Geschäft gehen müssen...“
    Wie
von einer Viper gebissen springt Krenatzki auf. „Aber Sie können doch nicht
einfach gehen, Mylord... und mich allein lassen in meine Not...“
    „Glauben
Sie denn, Mann, daß ich da unten auf dem Boden herumrutsche?“
    Der
Weißhaarige macht einen kleinen Sprung zur Seite. Dabei zischt er unwirsch:
    „Was
soll das Gefummel an meinen Beinen?“
    Jan
Krenatzki hat sich des einen Beines seines vermeintlichen Kunden bemächtigt und
fingert aufgeregt an dessen Hosenbeinen herum.
    „Vielleicht
ist Stein in Hosenaufschlag...“
    „Zum
Teufel, da müßte ich ja was gemerkt haben. Sehen Sie lieber unter Ihrem alten
Krempel nach...“ Und pikiert ergänzt er: „Lord Orturby muß betrunken gewesen
sein, als er mir Ihren Laden empfahl.“
    Jan
Krenatzki läßt sich nicht stören. Schnaufend untersucht er jetzt den Aufschlag
des zweiten Hosenbeines. Als er auch da nichts findet, setzt er sich stöhnend
auf den Fußboden und schlägt die Hände vors Gesicht.
    „Heilige
Mutter von Tschenstochau, was soll ich machen nur?“ Der Weißhaarige stampft
kurz mit dem Fuß auf den Boden. Und voller Verachtung ist seine Stimme, als er
jetzt mit grimmiger Miene erklärt:
    „Jetzt
habe ich genug von diesem Theater. Es gibt in der Stadt schließlich noch andere
Geschäfte...“
    Er
geht auf die Tür zu.
    „Aber
Sie können

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