Ein Fall für Perry Clifton
passiert. Selbst
das Bellen ist verstummt. Ein leises erbarmungswürdiges Winseln dringt jetzt zu
ihm...
Noch
zögert Perry Clifton ein paar Atemzüge lang.
Als
er die Klinke vorsichtig nach unten drückt, springt die Tür auf. Ein brauner
Dackel schießt ihm freudig jaulend entgegen. Für Perry hat ein Blick genügt, um
festzustellen, daß die vierbeinige Kreatur im Moment die einzige Bewohnerin der
Kabine ist.
Schmeichelnd
streicht er dem Tier das seidig glänzende Fell. Eine Geste, die der Dackel mit
einem zärtlichen Lecken über Perrys Hand beantwortet...
„Na,
wo steckt denn dein Frauchen?“
Der
Dackel unterbricht sein andächtiges Lecken und schnüffelt mit erhobener Nase in
die Luft...
Plötzlich
erinnert sich Perry seines kleinen Freundes, der auf der Ufermauer auf ihn
wartet.
Rasch
eilt er an Deck und ruft leise nach Dicki.
Wenig
später ist Dicki zur Stelle.
„Was
ist los, Mister Clifton?“ fragt er aufgeregt.
„Komm
herein!“
Zögernd
betritt Dicki zuerst das Boot und dann die Kabine. Lebhaft schnuppernd
untersucht der Vierbeiner den neuen Besucher und läßt sich zufrieden knurrend
hinter den Ohren kraulen...
„Ist
das Jocky?“
„Es
ist anzunehmen, Dicki. Genau weiß ich es natürlich auch nicht“, antwortet
Perry, während er nachdenklich den Hund betrachtet.
„Und wo ist die Frau?“
Dicki wendet sich suchend um.
„Sie ist nicht da!“ beantwortet er seine Frage selbst.
„Nein, sie ist nicht da. Aber
wir müssen damit rechnen, daß sie jeden Augenblick erscheint.“
„Vielleicht hat sie uns schon
gesehen“, wirft Dicki erschrocken ein.
„Auch
diese Möglichkeit müssen wir einkalkulieren. Auf alle Fälle verschwindest du
sofort im Wagen.“
Perry
Clifton läßt Dicki keine Zeit zu langen Widerreden.
„Hier“,
sagt er bestimmt, „hast du den Autoschlüssel. Du setzt dich hinein und
verhältst dich mucksmäuschenstill.“
„Und
was tun Sie?“
„Ich
bleibe hier und werde auf die Dame warten.“
Dicki
murmelt etwas Unverständliches, es muß etwas ähnliches wie
,Großvater’ gewesen sein, und verschwindet durch die Tür. Wenig später
hört man ihn über den Bootssteg gehen.
Die
Minuten schleichen dahin.
Perry
Clifton sieht sich in der Kajüte um. Sie hat eine mehr als armselige Einrichtung.
Der
Tür gegenüber befindet sich ein uralter, wurmstichiger Kleiderschrank, dem das
linke vordere Bein fehlt. Damit er nicht nach vorne kippt, hat man ihm ein
Stück Ziegelstein untergeschoben.
In
der Ecke daneben stehen an einem kleinen runden Eisentisch, der früher einmal
weiß lackiert war, zwei Korbsessel. Die Kissen darin sind grau und
verschlissen.
Zur
Vervollständigung dieser trostlosen Einrichtung tragen ein Metallgestell mit
Waschschüssel und ein größerer rechteckiger Tisch bei, der an der Fensterseite
vor einer Bank steht.
Über
allem liegt eine fingerdicke Staubschicht.
Erhellt
wird diese gespenstische Szenerie durch einen vor Schmutz starrenden
Kerzenstummel, der im Deckel eines Marmeladenglases auf dem Tisch am Fenster
steht.
Der
braune Dackel liegt zusammengerollt vor Perry und läßt keinen Blick von ihm. Ab
und zu stößt er ein leises, klagendes Winseln aus; so, als wolle er Perry auf
sich aufmerksam machen.
Perry
Cliftons Nerven sind zum Zerreißen gespannt.
Er
hat sich in die Bank vor dem Kajütenfenster gezwängt und versucht, in der
draußen herrschenden milchigen Dunkelheit etwas zu erkennen...
Dicki
sitzt regungslos im Auto und starrt ebenfalls in den Nebel.
Es
ist zwanzig Uhr fünfzehn. Eine reichliche Viertelstunde warten sie schon.
Dicki
muß an eine ähnliche Situation denken. Damals im Wald von Hertford, als Perry
die Jagdhütte des Barons Kandarsky durchsuchte und er, Dicki, draußen auf
passen mußte.
Dickis
Erinnerungen werden in diesem Augenblick schlagartig unterbrochen.
Das
Geräusch von Schritten bringt ihn in die Gegenwart zurück. Es sind schwere
Schritte, die sich ihm da von hinten nähern.
Dickis
Herz klopft bis zum Hals, als er sich vorsichtig im Sitz umdreht.
Noch
ist jedoch nichts zu erkennen. Der Nebel gleicht einem undurchdringlichen
Vorhang.
Perrys
kleiner Freund ist überzeugt, daß diese Schritte von keiner Frau stammen.
Wuchtig
und dumpf hallen sie über das Kopfsteinpflaster des Uferstreifens.
Dicki
macht sich ganz klein. Plötzlich ist die Gestalt aufgetaucht.
Es
ist die breite, untersetzte Figur eines Mannes, der, ohne jegliches Interesse
für seine Umgebung, nur ein Ziel zu kennen
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