Ein Fall von Liebe
belegen.
»Ich sehe, du hast das wirklich durchdacht«, sagte C. B., als er verstummte. »Vielleicht habe ich da doch zu schwarz gesehen. Ich würde mich so gern deiner annehmen. Princeton ist die beste Lösung. Und du verdienst das Beste. Sollten wir nicht dort anfangen und uns etwas ausdenken, womit wir deines Vaters Plan vereiteln könnten?«
»Ach nein«, stammelte Peter und setzte hastig hinzu: »Du weißt es doch selbst, Dad würde das nie erlauben. Aber wenn ich auf eigenen Füßen stehe, wenn ich ihn um nichts zu bitten brauche, dann kann er nicht viel dagegen sagen. Für ein College bin ich fast schon zu alt, und wenn ich, weil ich nur Abendkurse besuche, ein paar Jahre länger für das Studium brauche, spielt das kaum eine Rolle.«
»Und würdest du in der Universität wohnen?« fragte C. B.
»Ach nein. Das könnte ich mir nicht leisten. Ich muß erst einen Job finden und mir dann irgendwo ein passendes Zimmer suchen.« Sein Herz tat ihm weh, als er das sagte.
»Das ist wahrscheinlich ebenso gut, wenn man bedenkt, mit was für Leuten du dort zusammen leben würdest«, sagte C. B. »Erstaunlich, daß ihr das alles so gründlich durchdacht habt. Der Gedanke, daß du dir irgendwo ein schäbiges Zimmer mietest, gefällt mir gar nicht. Aber das übrige um so mehr. Du entzückst mich. Niemand kann behaupten, ich hätte dir das eingeredet. Nun müssen wir uns aber genau überlegen: was tust du, wenn dein Vater es dir verbietet?«
»Was kann er schon damit erreichen, wenn er es mir verbietet? Ich meine, er kann mich nicht am Genick packen und mich durch das Tor in West Point schieben. Er kann mir jede finanzielle Hilfe versagen, aber das macht mir nichts aus.«
»Ich sehe, ich habe einen Rebellen an meinem Busen genährt.« Sie strahlte schelmisch. »Du bist wirklich wunderbar. Ich nehme an, du hast das alles mit Charlie bespro-chen.«
»Nun, nur ein bißchen. All das Zeug von der Columbia ist erst heute morgen gekommen. Wir haben es am Nachmittag durchgesehen.«
»Und ich habe die ganze Zeit geglaubt, dies sei eine aussichtslose Angelegenheit. Freilich, da ist noch eins. Ich will mich nicht einmischen, aber würdest du in Erwägung ziehen, die Wohnung mit Charlie zu teilen, oder würde dir das unangenehm sein? Sie ist sehr klein, aber Männer verstehen sich einzurichten. Die Entscheidung liegt natürlich ganz bei Charlie.«
Peter verschluckte sich und bekam einen heftigen Hustenanfall. Charlie rutschte auf seinem Stuhl hin und her und stieß beinah sein Glas Eistee um. Er wagte nicht, Peter anzusehen, weil er fürchtete, er könne nicht angemessen ernst bleiben. Er betrachtete die Wand, und als er sicher war, daß er sich wieder in der Gewalt hatte, sah er C. B. an. Sie blickte beklommen zu Peter hin.
»Ist dir wieder gut, mein Lieber?« fragte sie. Er nickte, sein Gesicht war dunkelrot.
»Das wäre eine Möglichkeit«, sagte Charlie. »Bestimmt. Ich habe jedenfalls nichts dagegen, wenn es Peter nichts ausmacht auf diesem Sofa zu schlafen, das sich in ein Bett verwandeln läßt.«
»Das ist ja rührend von dir. Ich muß sagen, mir ist wohler bei diesem ganzen Plan, wenn du dich seiner annehmen kannst. Ihr seid so gute Freunde geworden.« Sie wandte sich Peter zu. »Und was hältst du davon, mein Lieber?«
Er lachte laut, aber in seinen Augen glitzerten Tränen. »Mir ist alles recht«, sagte er, als ihm die Sprache wiederkam. »Es wäre wundervoll.«
Charlie blickte ihn kühl an, um ihn zu warnen, es nicht zu übertreiben. C. B. strahlte.
»Wie herrlich! Mir ist, als hätte ich ein wenig dazu beigetragen, obwohl ich sicher bin, ihr wäret selber auf den Gedanken gekommen, wenn ihr alle Möglichkeiten in Betracht gezogen hättet.«
»Du findest das also richtig?« fragte Peter atemlos. »Du billigst die Idee?«
»Billigen? Sie ist alles andere als vollkommen, aber ich verstehe, was du meinst. Der General könnte sehr unangenehm werden, wenn er dahinterkäme, daß du unterstützt würdest. Ich finde, man soll aus einer alles andere als glücklichen Situation das Beste machen. Zumindest ist es ein Anfang. Wir werden sehen, wohin es führt. Im nächsten Jahr wirst du einundzwanzig, und dann werde ich vielleicht einspringen. Du bist nicht der erste, der für seine Ausbildung arbeiten muß. Wahrscheinlich würden manche Leute sogar sagen, es sei gut für dich. Obwohl ich immer gefunden habe, man solle jungen Leuten keine Hindernisse in den Weg legen. Ich hätte mich schon längst deiner
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