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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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Gesamteindruck ist eigenartig. Jedenfalls hat sie jemand aus dem Fach genommen.«
    »Wirklich?« Sie lehnte sich zurück und sah ihn an. Er beobachtete sie genau. Ein noch so kleiner Vorwurf in ihrem Ausdruck hätte ihn die Beherrschung verlieren lassen können. Er wich ihrem Blick nicht aus und betete, daß dieser schreckliche Moment vorübergehe, ohne daß etwas passiere. Es gelang ihm, die Schultern zu zucken. »Aber es ist nicht so wichtig. Ich hatte ganz vergessen, daß ich die Zeichnungen noch besaß. Sie lagen unter alten Pullovern und anderen Sachen. Ich habe entdeckt, daß sie vor ein paar Tagen herausgenommen worden sein müssen.«
    War es falsch, das zu sagen? Würde Rosie berichten, sie habe sie gestern abend gefunden? Aber was machte das schon!
    »Vielleicht hat Peter sie gefunden.«
    »Nein. Er geht nie an diese Fächer. Ich hätte sie gar nicht aufgehoben, aber es schien mir falsch, sie einfach wegzuwerfen.«
    »Ja, das wäre grausam gegen eines anderen Werk, obwohl ich es nie für schicklich gehalten habe, daß ein Mädchen mit einem nackten männlichen Modell arbeitet. Wahrscheinlich hat eins von den Negermädchen in deinen Fächern gestöbert. Ich glaube, Rosie neigt ein bißchen zum Schnüffeln.«
    Sie hatte durch nichts angedeutet, daß sie beunruhigt oder auch nur neugierig war. Wenn sie bereits etwas gehört hatte, mußte seine Geschichte sie überzeugt haben. Wenn ihr jetzt jemand davon berichtete, wäre sie darauf vorbereitet, es nicht ernst zu nehmen.
    »Nun, ich werde jetzt mal Peter suchen.« Er legte die Zeichnungen zusammen, nahm sie wieder unter den Arm und verabschiedete sich, nichts von dem verratend, was in ihm vorging. Als er draußen war, begann er zu rennen. Am Fuß der Treppe stieß er gegen den Pfosten und hielt sich daran fest. Er glaubte, er werde sich übergeben müssen. Er holte tief Atem, bis sein Magen sich wieder beruhigte hatte. Nie, nie, nie, sagte er sich immer wieder. Nie durfte sie auch nur das Geringste von dem ahnen, was oben vor sich gegangen war. Wenn es auch nur die Möglichkeit geben würde, sie beide zu entdecken, würde Peter das Haus verlassen müssen. Der Gedanke, daß sie ihn bei etwas Unsauberem, geschweige Widernatürlichem ertappte, war ihm unerträglich. Er mußte immer ihr Ideal bleiben, um seinetwillen ebenso wie um ihretwillen. Als seine Kraft wiederkehrte, versuchte er sich ein absolut sicheres Versteck auszudenken. Wenn er keins finden könnte, würden die Zeichnungen vernichtet werden müssen. Endlich vermochte er die Treppen hinaufzusteigen.
    Als er sich wieder erholt hatte, sagte er sich, er habe es ganz erfolgreich durchgestanden, aber etwas nagte noch an ihm. Ein falscher Ton, etwas, das nicht ganz hineinpaßte.
    Er war schon die halbe Treppe hinaufgestiegen, als ihm einfiel, was es war. Er legte seine Hand auf das Geländer, um eine Stütze zu haben, da seine Beine wieder versagten. Sie hatte von männlichen Akten gesprochen. Woher hatte sie das gewußt? Er hatte nichts davon erwähnt. Aber dann sagte er sich, man hätte es ihr ansehen müssen, wenn sie wirklich etwas wußte. Die Zeichnungen von Peter hatten vor ihr ausgebreitet gelegen; es war eine normale Gedankenassoziation. Das war die einzige mögliche Erklärung. Seine Beine hörten auf zu zittern. Er holte wieder tief Atem und ging in den obersten Stock hinauf.
    Nachdem er sich mit Peter beraten hatte, verschloß er alle Zeichnungen, auch die von ihm, in Peters Koffer, und den wiederum verschlossen sie in einem Schrank im Gästebadezimmer, den Peter selten benutzte. Er gab das Zeichnen für immer auf.
    D IE Z EIT VERGING schnell. Bald konnten sie nicht mehr von fast einem Monat sprechen. Es waren nur noch drei Wochen, und als es nicht einmal mehr ganze vierzehn Tage waren, nahte die Trennungsstunde mit Riesenschritten.
    Eines Tages hielten sie vor dem Drugstore im Dorf, weil Peter dort Zahnpasta kaufen wollte. Als er herauskam und sie wieder weiterfuhren, fragte Peter: »Liebling, warum sagen so viele Menschen, du seist C.  B.s Neffe? Mr. Haines hat es gerade getan.«
    Charlie hatte immer gewußt, daß C.  B. sich da einen kleinen Schwindel erlaubte, und hatte das als harmlose Koketterie hingenommen, aber es war ihm peinlich, es Peter erklären zu müssen, denn er schämte sich für sie. Er zuckte die Schultern. »Ach, das ist nur ein altes Mißverständnis. Sie findet es überflüssig, die Leute zu berichtigen.«
    »Wenn sie’s nicht tut, lügt sie aber, und man kann sich kaum

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