Ein Fall von Liebe
Unterlagen von der Columbia Universität vertagt. Alles andere war im Augenblick vergessen. Sie waren erstaunt, wie billig alles zu sein schien. Sie saßen über dem Katalog und überlegten, welche Kurse er belegen könnte.
»Weißt du, vieles klingt verdammt interessant«, sagte Peter. »Ich werde wahrscheinlich hingehen, wenn ich dadurch nicht zu lange von dir fort bin.«
Sie redeten lang und breit darüber, wie sie den Plan C. B. unterbreiten sollten. Peter sollte es ihr erklären, als wäre es ganz seine eigene Idee. Ihr beizubringen, daß sie zusammen wohnen wollten, würde das Schwierigste sein.
»Kannst du nicht, wenn ich ihr alles gesagt habe, mir anbieten, bei dir zu wohnen?« fragte Peter.
Aber gerade das, wußte Charlie, war unmöglich. Seit sein Bruder wissenschaftliche Neigungen in sich entdeckt hatte und zu einem ernsten und sehr humorlosen Mann herangewachsen war, hatte sich C. B.’s ganze Leidenschaft, Persönlichkeiten zu formen, auf ihn konzentriert. Sie hatte ihn in die Stellung des Prinzgemahls erhoben, als den einzigen, der ihre Vorstellungen vom Leben mit ihr zu teilen vermochte. Sie war froh, daß er sich mit Peter befreundet hatte, aber sie sah darin nur eine Freundlichkeit, eine Herablassung. Vorzuschlagen, mit Peter zusammenzuleben, war unmöglich, weil sie finden würde, das stand ihm nicht zu; es müßte so wirken, als sei es ein glücklicher Zufall. Und noch während ihm dies klar wurde, wurde er sich des tief in ihm schlummernden Argwohns bewußt, daß er ein Schwindler war. Er spürte, er war gar nicht so klug und originell, so unfehlbar in seinem Urteil über Kunst und Literatur, wie C. B. das von ihm behauptete. Sein Glied war der sichtbare Beweis seiner Überlegenheit auf einem Gebiet. Seine Kunst hätte ihm den Halt geben können, durch den sich sein Charakter hätte entwickeln können. Aber C. B. blieb dabei, ein Gentleman müsse ein Dilettant bleiben, müsse das Beste von allem genießen, was die Welt zu bieten habe. Da war nur C. B.; er mußte sich beständig in ihren billigenden Augen spiegeln, damit der schwankende Bau, den sie errichtet hatte, nicht einstürzte. Selbst Peter gegenüber war er beständig auf der Hut, nicht durchschaut zu werden.
»Ich weiß wirklich nicht, warum du nicht einfach nach New York kommst und zu mir ziehst«, sagte er nach einer kurzen Pause, mit der er sich den Anschein gab, nachzudenken. »Das wäre so viel einfacher.«
Peters Gesicht umwölkte sich. Er wollte nichts in der Schwebe lassen. »Gut, wenn du das für richtig hältst. Ich möchte nicht etwas tun, das C. B. gegen mich aufbringen könnte. Sie kann mir bei dem Kampf mit meinen Eltern eine große Hilfe sein. Für sie ist sie geradezu der liebe Gott. Selbst meinem Vater imponiert sie sehr.«
»Nun, dann wollen wir uns ganz auf die Columbia Universität konzentrieren. Das übrige wird sich ganz von selbst ergeben.«
Als sie sich für den Abend umgezogen hatten, ging Peter zu Charlie, umklammerte seinen Hals mit beiden Händen. »Wenn du mir jetzt sagst, es wird alles gut gehen, ganz gleich, wie sie darauf reagiert, dann werde ich nicht mehr solche Angst haben.«
Charlie zog ihn an sich. »Es wird alles glatt gehen, Kleiner.« Er küßte ihn leicht auf die Lippen, und sie gingen engumschlungen hinaus.
Peter wartete, bis sie mit dem Essen begonnen hatten, ehe er sich kopfüber hineinstürzte. »Ich brauche deinen Rat, C. B. Ich habe mit Charlie gesprochen, und er meint, du kannst mir sagen, was ich tun soll. Wie du weißt, ist mir der Gedanke, nach West Point zu müssen, unerträglich.«
»Ich habe so viel darüber nachgedacht und wollte gern mit dir darüber sprechen, aber ich sah noch keinen anderen Weg. Du ein Armeeoffizier. Welch ein Unsinn. Dein Vater ist verrückt.«
Schnell brachte Peter das Gespräch auf die Columbia Universität.
»Columbia? Ich glaube, das wäre auch nicht viel besser. Dort studieren Leute aus allen New Yorker Slums.«
»Aber sie hat einen ausgezeichneten Ruf, nicht wahr, Charlie?«
Charlie hatte sich bis jetzt nicht an dem Gespräch beteiligt, sondern sich ganz auf sein Essen konzentriert. Er zuckte die Schultern, ohne einen von beiden anzublicken. »Ja, bestimmt. Eine ganze Menge von denen, die in Princeton studiert haben, sind, um zu promovieren, an die Columbia Universität gegangen.«
Peter warf ihm einen dankbaren Blick zu, aber er reagierte gar nicht darauf, und Peter fuhr fort, er wolle sich einen Job suchen und Abendkurse
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