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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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machte einen Pappumschlag dafür, und Peter versteckte es unter den nicht mehr benutzten Kleidungsstücken in seinem verschließbaren Koffer. Charlie war ebenso darauf bedacht, seine Studien von Peter zu verstecken. Er legte sie unten in ein Fach, in dem eingemottete Wintersachen lagen.
    Zufällig ging er eines Morgens an das Fach, um zu sehen, ob eine der Skizzen, die er am Tage zuvor gemacht hatte, so gut war, wie er glaubte. Er zog es auf und wollte gerade hineingreifen, da hielten seine Hände wie gelähmt inne. Das eine Ende des Stapels Zeichnungen war nicht bedeckt. Er wußte, er hatte sie sorgfältig zugedeckt. Er war immer darauf bedacht gewesen. Der Schädel brummte ihm. Sein Mund wurde trocken, und seine Hände waren wie taub. Jemand hatte die Zeichnungen betrachtet.
    Es gelang ihm, seine Hände wieder zu bewegen, und er griff hinein und nahm die Zeichnungen heraus. Hier war der unwiderlegbare Beweis seiner in anatomischen Details sich ausdrückenden Leidenschaft für Peter. Sein Herz begann wild zu schlagen, und in seinen Ohren brauste es. Er sagte sich immer wieder, C.  B. konnte es nicht gewesen sein. Sie hätte sie nicht betrachtet. C.  B. hatte zu viel Respekt vor seiner Privatsphäre. Es war etwas, das zu Hause hätte geschehen können. Seine Mutter schlich sich immer leise in sein Zimmer, beugte sich über ihn oder öffnete seine Briefe ›aus Versehen‹. C.  B. tat das nicht. Nie und nimmer. Aber wenn jemand die Zeichnungen gesehen und ihr berichtet hatte, was sie darstellten, war die Katastrophe ebenso groß. Was würde eine einfache Frau wie Rosie davon halten? Er war darauf trainiert, in gefährlichen Situationen schnell zu reagieren, und begann sofort eine Geschichte zu ersinnen, mit der er sich reinwaschen könnte. Er dachte sie sich in allen Einzelheiten aus, verwarf einige, ersetzte sie durch andere. Sie hatte Hand und Fuß. Sie würde jedem Verhör standhalten. Er erfand auch einen Dialog für Rosie und testete seine Geschichte daran. Er hatte alle Möglichkeiten einkalkuliert.
    Er wählte sechs oder acht der Zeichnungen aus, auf denen man Peters Glied nicht oder nur schwach angedeutet sah. Die übrigen legte er wieder unter die Kleidungsstücke, deckte sie sorgfältig zu und schob das Fach hinein. Er hätte gern mehr Zeit zum Nachdenken gehabt, aber er wußte, er mußte sofort handeln. Es war keine Zeit zu verlieren. Peter kam herein, als er hinausging.
    »Warte. Ich bin gleich wieder da«, sagte er. Er rannte die Treppe hinunter und fand C.  B. in dem dämmrigen Wohnzimmer, wo sie an ihrem Schreibtisch saß und Briefe schrieb. Er ging zu ihr und hielt die Zeichnungen deutlich sichtbar unterm Arm.
    »Hast du Peter gesehen? Wir wollten jetzt zum Strand fahren.« Seine Stimme funktionierte gut. Sie klang völlig natürlich.
    Sie nahm hastig den Kneifer ab, den sie fürs Schreiben aufsetzte, und blickte zu ihm auf. »Ich dachte, er sei mit dir hinaufgegangen. Was hast du dort? Weitere Zeichnungen?«
    »Was? Ach ja.« Er warf einen Blick darauf, als hätte er vergessen, daß er sie unterm Arm hatte. Er spielte die Szene glänzend. »Es sind ein paar Zeichnungen, die ich von Peter gemacht habe. Es ist eine gute Übung, und er ist ein ausgezeichnetes Modell. Man könnte in keiner Akademie ein besseres finden. Möchtest du sie dir ansehen?« Seine Armmuskeln schienen sich zu verkrampfen, als er ihr die Zeichnungen reichte. Aber er mußte das tun, wenn er seinen Zweck erreichen wollte.
    »Nur allzu gern, mein Liebster.« Sie nahm sie und legte sie vor sich. »Sehr hübsch, sehr hübsch. Hervorragend«, sagte sie, während sie sie betrachtete. »Du hast recht. Er ist ein ausgezeichnetes Modell. Und du wirst jeden Tag besser.«
    Als er sie vor ihr ausgebreitet, ihren Blicken dargeboten sah, brauste es wieder in seinen Ohren. Es war nichts Obszönes daran, sagte er sich verzweifelt. Jeder wußte, daß Männer sich unbekümmert nackt voreinander zeigten. Er beherrschte sich mühsam. Es war ihm, als ob sein Körper unter dem eisernen Zwang, dem er ihm auferlegte, zusammenbrechen müßte. Alle seine Muskeln waren gespannt. Er mußte seine Rolle zügig weiterspielen. »Übrigens ist da etwas Komisches. Ich habe oben einen Stapel Zeichnungen, den mir ein Mädchen geschenkt hat, das vor zwei Jahren mit mir auf der Kunstschule war. Sie sind... es ist schwer zu beschreiben. Sie sind nicht gerade obszön, aber sie hat immer des Guten ein wenig zuviel getan. Die Proportionen sind verzerrt. Der

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