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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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machte Charlie weitere Skizzen. Als er das Gefühl hatte, es geschafft zu haben, arbeitete er noch einen ganzen Nachmittag an dem fertigen Bild. Schließlich durfte Peter es sehen.
    »So etwas«, sagte Peter ehrfürchtig, nachdem er es mehrere Minuten stumm betrachtet hatte. »Ich bin schön. Warum hat mir das noch niemand gesagt?«
    »Ich habe es gesagt«, antwortete Charlie kurz und hielt das Bild hoch.
    Peter blickte ihn an und dann wieder das Bild. Er betrachtete jede Linie, und aus jeder sprach mehr Liebe, als in Worten auszudrücken er je von Charlie zu erhoffen gewagt hätte. Die Muskeln seines Kinns spannten sich. »Ja, das hast du. Ich könnte wie ein kleines Kind heulen.« Er schlug sich mit geballten Fäusten auf die Knie und stand auf. »Was erwartest du jetzt? Ich würde auf allen Vieren nach New York kriechen, um bei dir zu sein.«
    Vorm Dinner trugen sie das Porträt zu C.  B. hinunter. Charlie sagte: »Es ist ein Geschenk von uns beiden. Wir dachten, du würdest es vielleicht gern besitzen.«
    Sie betrachtete es durch ihr Lorgnon. »Es ist einfach herrlich. Darum also wart ihr so oft oben. Was für eine prächtige Überraschung!« Sie erhob sich und ging vom einen zum anderen und umarmte und küßte sie. Dann hielt sie das Bild ein Stück von sich ab und blickte von ihm zu Peter hin. »Du bist es so ganz. Du bist wirklich ein schönes Geschöpf, mein Lieber.«
    »Es ist gut, nicht wahr?« sagte Peter voller Bewunderung. »Ich finde, er ist großartig. So etwas in wenigen Stunden schaffen zu können.«
    »Er hat großes Talent. Ich habe das schon vor Jahren entdeckt.«
    »Ja, das hat er. Er hat vor diesem Bild mehrere Skizzen gemacht. Sie sind alle wunderbar.«
    »Dies ist wirklich hervorragend. Es spricht so viel Gefühl und Verständnis daraus. Du mußt stolz darauf sein.«
    »Sei unbesorgt, ich bin es. Ich hatte keine Ahnung, daß ich so aussehe. Du solltest dich auch von ihm malen lassen.«
    »Nie und nimmer«, sagte sie lächelnd, den Kopf ein wenig neigend. »Ich fürchte, er hat, was mich betrifft zu spät mit dem Malen begonnen, als daß meine Nachkommenschaft nach Freude an einem Bild von mir haben könnte.«
    »Das ist lächerlich. Es würde schön sein. Wir sollten ihn zum Malen anregen. Er sollte aus seinem Talent etwas machen.«
    »Das wird er tun. Es wird immer ein faszinierendes Hobby sein, etwas, das ihn sein Leben lang interessieren wird. Winston Churchill malt auch.«
    »Aber warum nur ein Hobby?« fragte Peter.
    »Was könnte es sonst sein?«
    »Nun, er könnte ein wirklicher Maler werden.«
    »Ach, mein Liebling«, sagte sie lachend, »ich fürchte, du weißt nicht viel von der Welt. Kannst du dir Charlie in einer Dachkammer in Paris als Hungerleider vorstellen? Das ist wirklich nicht sein Stil.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht. Aber du würdest ihn nicht verhungern lassen.«
    »Bestimmt nicht. Doch das ist nicht das Entscheidende. Du wirst verstehen, daß Charlie sich nie von mir bei einer Angelegenheit helfen lassen würde, von der er wüßte, daß ich sie mißbillige.«
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Ihre volltönende Stimme klang sanft, aber Peter hörte den eisigen Unterton heraus, und es lief ihm kalt den Rücken hinunter. »Nun, wahrscheinlich habe ich das gesagt, weil es nichts gibt, was ich besonders gut kann«, sagte er einlenkend. »Wenn ich etwas kann, möchte ich nie damit aufhören.« Er blinzelte Charlie zu und unterdrückte ein Kichern.
    »Ein Talent kann so leicht eine Last werden. Es sei denn, man ist ein Genie. Dem Genie muß natürlich alles geopfert werden. Aber ein Genie schafft sich seine eigenen Gesetze. Ein Talent ist nur eine kleine Spezialität, die ein Hemmschuh im Leben ist.« Sie wandte sich Charlie zu, den der kleine Streit seines Freundes wegen beunruhigte. Man widersprach C.  B. nicht. Sie hielt das Bild noch einmal ein Stück von sich weg. »Du mußt mir sagen, wie du es gerahmt haben möchtest. Wenn wir hier nicht den richtigen Rahmen finden, werde ich bis New York warten müssen, aber ich würde es so gern gleich aufhängen.«
    Sie sprachen vor dem Essen ausführlich darüber. Später am Abend schlug Charlie beiläufig vor: »Gehen wir doch morgen abend alle ins Kino.«
    »Morgen ist Sonnabend«, erinnerte ihn Peter.
    »Da wollt ihr doch sicher tanzen gehen«, sagte C.  B.
    »Nicht unbedingt. Wenn man’s jede Woche tut, hängt’s einem bald zum Hals heraus.«
    Es war ein triumphaler Augenblick für Peter. Er brauchte den

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