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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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und einen zusammengerollten Teppich zu seinen Füßen. Rechts reichte die Markise von ›El Morocco‹ bis an die Bordschwelle und wirkte in der grellen Nachmittagssonne erstaunlich schäbig. Peter blickte beklommen um sich. Seine großen Augen musterten jeden sich nahenden Fußgänger und schweiften von Taxi zu Taxi, das von der Lexington Avenue auf ihn zubrauste, und er kaute am Knöchel seines Zeigefingers, während er immer wieder auf seine Uhr blickte. Schon volle vierzehn Minuten hatte er dort gestanden, als ein Taxi am Bordstein unmittelbar vor ihm hielt. Er spähte so intensiv in alle Richtungen, daß es einen Augenblick dauerte, bis er sah, daß Charlie aus dem Taxi stieg. Ihre Augen begegneten sich, sie lächelten sich an, und dann holte Charlie eifrig sein Gepäck aus dem Taxi und bezahlte den Fahrer. Peter wußte nicht, ob er schreien oder einen Luftsprung machen oder in Tränen ausbrechen sollte. Er zitterte am ganzen Leibe. Das Taxi fuhr davon und ließ Charlie auf einer kleinen Insel aus Gepäckstücken zurück.
    »Hallo, kannst du mir mit dem Zeug helfen?«
    Peter eilte auf ihn zu, ergriff die beiden größten Koffer und zog sie über den Gehsteig zu seinen Sachen. Charlie folgte mit den übrigen. Er setzte alles ab, zog einen Schlüssel heraus und öffnete die Tür neben dem Eingang zu dem Laden, in dem man Bruchbänder und Ähnliches bekam. Da sie von selbst zuschlug, stellten sie einen Koffer dagegen, damit sie offenblieb, bis sie alles in den Flur geschleppt hatten. Charlie ging an der Treppe vorüber hinten in den Flur und öffnete eine andere Tür. »Es ist hier hinten«, sagte er. Peter ergriff wieder Gepäck und trug es hinein. Charlie half, und als alles drinnen war, schloß er die Tür hintern ihnen. Peter fiel ihm um den Hals, drängte ihn an die Tür und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Er zitterte noch immer von Kopf bis Fuß und gab seltsame kleine Laute von sich. Charlie hielt ihn einen Augenblick an sich gepreßt, dann schob er ihn weg und lachte. »Nicht so stürmisch, mein Kleiner. Es wird gleich jemand wegen des Herds kommen.«
    Peter riß sich zusammen und ließ ihn los. Das Schlimmste war vielleicht vorüber. »Nie wieder«, sagte er. »Ich habe es kaum aushalten können. Von jetzt an rühre ich mich nicht mehr vom Fleck. Du bist so schön wie immer.«
    Charlie legte eine Hand auf seine Schulter und drückte sie ein bißchen. »Komm, willst du nicht unser Nest sehen?« Sie standen in einem schmalen Flur. Die Tür vor ihnen führte in eine ziemlich große Küche. Sie gingen in das Zimmer rechts. Die Möbel standen bunt durcheinander darin, einige noch in Papier verpackt. An einem Ende waren zwei Fenster, durch die man auf einen Baum in einem Hof sah, auf dem alles Mögliche herumlag. Am anderen Ende war eine Art Alkoven. Es war sehr heiß und roch nach frischer Farbe.
    »Das ist es also«, sagte Peter. »Hier werden wir leben. Ich meine, hier fängt unser Leben erst richtig an.«
    »Wir müssen überlegen, wie wir alles stellen. Ich hätte es gern für dich fertig eingerichtet, aber der Mietvertrag begann erst gestern, und die Möbel sind erst vorhin gekommen.«
    Die Möbel interessierten Peter nicht. »Erzähl mir lieber«, sagte er, »wie es dir ergangen ist.«
    »Ach Gott, ich habe dich vermißt, aber das ist nun vorüber. Wir haben viel zu tun. Jetzt werden wir erst mal die Fenster aufmachen.«
    Peter ging gehorsam zu dem einen Fenster. Dies mußte eigentlich ein großer Augenblick sein, aber er spürte nichts davon. Sein Herz zog sich zusammen. Die kaum unterdrückten Ängste erwachten wieder in ihm. Mit tauben Fingern schob er das schwere Fenster hoch. Heiße Luft strömte herein.
    »Ich komme gerade von C.  B.«, sagte Charlie vom anderen Fenster her. »Sie erwartet uns heute abend zum Dinner. Sie brennt darauf, dich zu sehen.«
    Es war ein bitterer Schock, aber Peter überraschte es nicht. So gern er auch C.  B. wiedersehen wollte, er hatte sich auf ihr erstes gemeinsames Mahl in ihrer eigenen Wohnung gefreut. Natürlich ging C.  B. vor. Die Erfüllung eines Traums konnte verschoben werden. Er schwieg.
    »Du sollst morgen mit einem Mann wegen eines Jobs sprechen«, fuhr Charlie fort. »Ich fange morgen auch mit der Arbeit an. Ich bin schon ein paarmal dort gewesen. Ich glaube, es wird ganz gut gehen.«
    Von Minute zu Minute wurde es trüber. Sie waren wieder zusammen, aber Charlies Verhalten enthielt keinen Hinweis auf ihre wunderbaren gemeinsamen Erlebnisse. Das

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