Ein Fall von Liebe
durfte doch nicht sein. Charlie ging in die Mitte des alkovenartigen kleinen Zimmers. Peter konnte ihn nicht anblicken.
»Nun, womit beginnen wir?« Es klingelte, und Charlie ging in den Flur hinaus und drückte auf einen Knopf. Peter hörte, wie sich die Tür öffnete.
»Komme wegen des Ofens«, sagte eine rauhe Stimme. »Wo ist die Frau?«
»Es gibt hier keine Frau«, antwortete Charlie. »Der Herd steht dort.«
Charlie kam in das Zimmer zurück, und sie gingen herum und rückten Möbel. Hin und wieder hörte man es in der Küche klopfen. Nach ein paar Minuten erschien der Mann in der Tür.
»Alles wieder in Ordnung. Ach, zwei Männer. Nun, das gibt’s heut überall. Ist ja süß.« Er schielte grotesk und schlurfte hinaus.
»Dieser Schweinehund«, rief Charlie, ging in den Flur und schlug die Tür zu. Mit empörtem Gesicht erschien er wieder.
Peter stand wie angewurzelt da. Er war den Tränen nahe. Das hatte gerade noch gefehlt. »Nun sag’s mir schon«, sagte er. »Was ist?«
»Nun, dieser Schweinehund...«
»Der ist mir schnuppe. Ich meine etwas ganz anderes. Ich habe versucht, es mir vorzustellen, aber ich konnte es nicht. Es war zu schrecklich. Was ist passiert?«
»Passiert? Wovon redest du? Ach«, er lachte leicht verärgert, »denkst du wieder an Eddie? Ich habe dir doch gesagt, mit ihm war es ganz anders als mit dir. Das stand fest, ehe du abfuhrst; es hat sich nicht geändert.«
»Nein? Ist das wirklich dein Ernst?«
»Ach, mein Kleiner.« Charlie ging zu ihm, legte seine Hand unter sein Kinn und küßte ihn auf den Mund. »Nein, es hat sich nicht geändert.«
Peter seufzte und schüttelte den Kopf. »Verzeih, ich bin ein Dummkopf.« Er warf den Kopf zurück und lachte. Dann legte er seine Hände auf Charlies Hosenschlitz, berührte das Glied und flüsterte: »Das ist es, was ich wollte. Darauf habe ich gewartet. Ich war so selig, dich zu sehen, daß ich nicht wußte, was ich tat. Ich konnte an nichts anderes denken, als mit dir ins Bett zu gehen. Es war fast ein Schock, als ich entdeckte, daß noch gar kein Bett dastand.«
Charlie legte seine Hände auf Peters und drückte sie an sich. »Warte bis heute nacht, mein Kleiner.« Sie lächelten einander an. Eine Schauer der Wonne überlief Peter bei dem Gedanken daran. Das Glied lag schwer in seiner Hand.
»Ja. Nun, dann wollen wir’s dafür wohnlich machen.« Sie zogen ihre Jacken aus und banden ihre Schlipse ab. Peter lachte von neuem ohne einen besonderen Grund. Er war wieder heiter. Die Qualen der Trennung waren fast vergessen. Sie rückten Möbel, alles war solide, manches hübsch, das übrige brauchbar. Sie legten den von Peter mitgebrachten Teppich hin. Bei der Arbeit küßten sie sich immer wieder. Peter arbeitete schnell in der Hoffnung, daß ihnen, ehe sie fortmußten, noch etwas Zeit blieb. Aber sie schufteten noch, als sie schon für den Besuch bei C. B. hätten angezogen sein müssen. Sie duschten eilig, betrachteten sich gegenseitig beim Betreten und Verlassen des Badezimmers, wagten aber nicht, eine Pause einzulegen, weil sie fürchteten, sonst ganz um das Abendessen zu kommen. Sie zogen sich an und gestatteten sich einen Abschiedskuß. Peter warf einen letzten Blick auf das Bett, das jetzt fix und fertig an seinem Platz stand, ehe sie die Wohnung verließen. Es war kühler geworden. Sie gingen zur Park Avenue hinüber und sie hinauf. An den Kreuzungen wollte Peter Charlie unterfassen, aber Charlie untersagte es ihm.
»Wir müssen vorsichtig sein. Denke daran, was heute nachmittag war.«
Peter konnte nicht einsehen, daß das in dieser anonymen Stadt auffiel, aber er gab nach. Er war glücklich, allein mit seinem Geliebten zu sein, hätte am liebsten seine Freude laut herausgerufen, beherrschte sich aber der Leute wegen.
Ein ihnen unbekannter Neger öffnete ihnen die Tür von C. B.’s Wohnung. Nach der unpersönlichen Pracht der Halle des Hauses war es, als wenn man in eine andere Zeit und ein anderes Land käme. Hier war alles alt, poliert und erlesen, und strahlte eine Atmosphäre von Anmut und Eleganz aus. C. B. erwartete sie in einem großen Salon, der wirkte, als ob sich dahinter von Bäumen beschattete Rasenflächen erstreckten. Sie hüllte Peter in Seide und Spitze ein, als sie ihn leidenschaftlich umarmte und küßte. Ihre Brillanten kratzten ihn. Sie schob ihn ein Stück von sich und konnte sich nicht satt an ihm sehen.
»Mein Darling, mein lieber Peter. Endlich! Wir haben uns so nach dir gesehnt. Drei
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