Ein Fall von Liebe
ich ihr, es sei in der letzten Zeit etwas schwierig gewesen, weil wir beide so beschäftigt seien. Ich sagte, es fehle mir etwas, weil ich dich so wenig sähe. Das...«
»So, als wäre unsere Ehe ein bißchen problematisch geworden. Du lieber Himmel!«
»Aber ich sage dir doch, sie hat so darüber gesprochen, und da habe ich ihr erwidert, für dich sei es wahrscheinlich anders, doch mir bedeute es alles. Du brauchtest andere Menschen und fändest, ich übertriebe es manchmal.«
»Manchmal!«
»Dann sagte sie: ›Ich nehme an, du sprichst von deiner körperlichen Liebe zu Charlie.‹ Sie sagte das nicht schockiert, und darum sagte ich natürlich: ›Ja, Männer können einander ebenso lieben, wie Männer und Frauen einander lieben‹, und da ließ sie das Beil niedersausen. Sie sagte, sie würde mich natürlich nie wieder empfangen, und warf mich hinaus. Ich wußte nicht, wie mir geschah. Es war da so gar nichts gewesen, was mich vor dem, was dann kam, hätte warnen können. Ich bin noch nie so entsetzt in meinem Leben gewesen, als mir klar wurde, was geschehen war. Mir war so übel, daß ich mich unterwegs fast übergeben mußte. Du mußt es mir glauben. Das Ganze war nur ein Trick.«
Ein Schweigen folgte. Peter stand stumm flehend da. Charlie blickte ihn an, wollte etwas sagen, hielt dann inne und begann im Zimmer umherzugehen. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar und schrie: »Das ist Unsinn. Wieso ein Trick? Zu welchem Zweck?«
»Das liegt doch auf der Hand. Mir ist der Sinn nur allzu klar. Ich wette, sie hat es immer gewußt. Sie hat vorgeschlagen, daß wir zusammenlebten, vergiß das nicht. Wenn wir uns nur hin und wieder gesehen hätten, hätte sie nichts dagegen tun können. Aber so hat sie beobachten können, wie unsere Liebe wuchs, und als sie den Augenblick für gekommen hielt, konnte sie eingreifen und dem ein Ende machen.«
»Wenn es so ist, dann ist es ihr allerdings gelungen.«
»Sag das nicht. Was hast du ihr gesagt?«
»Ich habe es natürlich geleugnet. Ich sagte, ich wüßte nicht, was du meintest.«
»Natürlich. Hat sie dir geglaubt?«
»Sie hat so getan, als ob sie mir glaubte. Warum sollte sie es auch nicht? Es sei denn, du hättest ihr Dinge gesagt, die du mir nicht gesagt hast.«
»Nein. Sie konnte aus allem, was ich gesagt habe, schließen, daß es mich allein betraf. Nach allem, was sie sagte, nahm ich an, daß sie an der körperlichen Liebe gar nicht zweifelte, bis sie jene Frage stellte. Aber auch damit bezog sie dich nicht unbedingt mit ein. Nein, sie hat die Frage so gestellt, daß sie jetzt alles glauben kann, was sie will.«
»Großartig. Nur, so ist sie nicht. Warum sollte sie jetzt so etwas tun? Wenn sie überhaupt etwas weiß, dann hat sie’s immer gewußt. Sie hat vielleicht geglaubt, wir liebten uns platonisch. Sie hat das sogar gesagt. Sie hat dich immer geliebt. Warum sollte sie dich jetzt plötzlich loswerden wollen?«
»Ich bin sicher, ich weiß auch den Grund. Wir haben über dich und das Theater gesprochen. Sie argwöhnt, daß es dich noch immer interessiert. Ich habe neulich den Fehler gemacht, zu sagen, ich glaubte nicht, daß das eine so schlechte Idee wäre. Ich weiß, ich hätte das nicht sagen sollen. Ich habe gleich geahnt, daß sie mir nicht mehr traute. Sie glaubt vielleicht, ich bestärkte dich darin.«
»Du mußt über alles reden, nicht wahr? Aber was hat das damit zu tun, daß wir einander lieben? Du hast weiter nichts im Kopf, und darum hast du die erste einfache Frage nach unserer Freundschaft falsch gedeutet, hast darin eine Aufforderung gesehen, ihr alles zu sagen.«
»Falsch gedeutet? Läßt sich das anders deuten: ›Ich weiß seit einiger Zeit, daß du und Charlie leidenschaftlich ineinander verliebt seid.‹?«
»Ja.« Er fühlte sich durch die überzeugende Art, mit der Peter sich verteidigte, in die Enge getrieben, und seine Wut wallte neu auf. »Für sie haben die Worte nicht immer den gleichen Sinn wie für uns. Sie interpretiert gewisse Dinge auf ihre eigene Weise. Kannst du dir vorstellen, wie schrecklich es für sie wäre, wenn sie glaubte, daß wirklich etwas zwischen uns gewesen sei? Es hat keinen Sinn, noch weiter darüber zu reden. Du mußt gehen.«
»Aber gerade das will sie. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie mich nicht von Anfang an als Köder benutzt hätte, um dich auf die Probe zu stellen. Nun, jetzt weiß sie es. Ich glaube nicht, daß sie dich in naher Zukunft mit weiteren hübschen Jungen bekannt machen
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