Ein Fall von Liebe
war, das liebende Verständnis zwischen ihnen wiederherzustellen, das die Grundlage seiner Zuneigung zu ihr war. Er wußte, er hatte einen großen Fehler gemacht. Das nächste Mal mußte er es vermeiden, ihr zu widersprechen, durfte nur das sagen, was sie hören wollte. Er berichtete Charlie von dem Gespräch nichts.
B ALD DANACH kam der Tag, an dem C. B. Charlie in seinem Büro anrief. Das war an sich nicht ungewöhnlich, aber ihr Ton ebenso wie ihr Drängen, auf dem Heimweg vom Büro bei ihr vorbeizukommen, waren es. Er ging zu ihr, neugierig und mit einem unbehaglichen Gefühl, aber ohne die Katastrophe zu ahnen. Als sie sich erhob, um ihn in ihrem Salon zu empfangen, war Charlie sofort auf der Hut. Ihr Kuß war bedenklich kühl. Mit einem Taschentuch deutete sie auf einen Sessel.
»Ich glaube, dies ist keine Gelegenheit, dir einen Drink anzubieten.« Sie saß sehr aufrecht, die Hände auf den Knien. Charlie saß ihr gegenüber. Sie blickte ihn ernst an. »Vor ein paar Stunden war Peter hier. Was ich sagen muß, wird mir sehr schwer, aber ich glaube, je früher es gesagt wird, desto besser. Er hat mir seine Liebe zu dir gestanden.«
Schon als sie Peters Namen erwähnte, hatte Charlies Herz heftig zu schlagen begonnen, und jetzt war es ihm, als ob sich das ganze Zimmer drehte. In seinem Kopf brauste es. Sein Gesicht war wie taub. Er merkte, daß er die Lehnen des Sessels umklammerte. »Was?« fragte er mit keuchender Stimme.
»Überrascht dich das so sehr?« Sie fixierte ihn weiter.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Er spürte, seine Wangen brannten. Er wußte nicht, wie er ihrem Blick standhalten sollte. Aber schließlich gelang es ihm doch. Er klammerte sich innerlich an eine einzige Formel: Leugne es! Leugne alles! Leugne!
»Ein mögliches Mißverständnis ist leider ausgeschlossen. Er wirkte sehr bekümmert, und ich habe ihn natürlich gefragt, warum. Da gestand er, er liebe dich – eine Liebe gegen jedes Gesetz. Er machte keinen Versuch, es zu beschönigen.«
»Er muß den Verstand verloren haben. Hat er gesagt, daß ich..., daß wir...?«
»Er hat keine Andeutung gemacht, daß es zu etwas Ungehörigem gekommen sei. Ich hätte ihm das auch gar nicht erlaubt. Ist es möglich, daß du keine Ahnung davon hattest?«
Charlie atmete auf. Die Frage gab ihm das, was er brauchte, um sich zu retten. Er dachte an die Zeichnungen. Sie hatte offenbar nie etwas von ihnen erfahren. Er hatte immer gewußt, daß sie zu unschuldig war, um Dinge wirklich zu verstehen, auf die sie oft anzuspielen schien. »Wie könnte ich die blasseste Ahnung gehabt haben?« protestierte er, sich daran erinnernd, daß sich die Unschuld eher durch Verwunderung als durch Empörung glaubhaft machen ließ. »Glaubst du, ich hätte das zugelassen? Ich verstehe immer noch nicht recht, was er gesagt hat.«
»Nur das, was ich dir gesagt habe. Ich möchte es nicht wiederholen. Er schien dir vorzuwerfen, daß du seine scheußliche Leidenschaft nicht teilst.«
»Sie teilen? Ich weiß nichts davon.« Die Szene, die sich zwischen C. B. und Peter abgespielt haben mußte, begann ihm klar zu werden. Peter hatte gewiß darüber geklagt, daß er ihn so selten sah. C. B. hatte daraus geschlossen, daß er ihn abgewiesen hatte. Es war nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte, aber es gab nur einen Ausweg: er dachte nur daran, sich vor C. B. zu schützen, nicht an die Folgen, die das für Peter hatte. »Wie du weißt, bin ich... nun, bin ich in letzter Zeit ziemlich oft mit Hattie zusammengewesen. Ich habe Peter in den letzten Wochen kaum gesehen.«
»Und der arme Kerl hat sich in Eifersucht verzehrt. So muß es wohl sein. Es fiel mir auf, daß er nicht so war wie sonst. Er hat dich offenbar sehr verehrt. Ich weiß, was platonische Liebe ist, aber die andere, die körperliche..., undenkbar.«
»Nein, bestimmt nicht. Es ist völlig unmöglich. Bist du sicher, daß er es so gemeint hat? Bist du sicher, daß er nicht nur hysterisch war?«
»Er sagte wörtlich: ›Ich liebe ihn auf jede mögliche Art. Leidenschaftlich, so wie Männer und Frauen einander lieben. ‹ Er betonte das, als wäre er stolz darauf.«
»Ach, um Gotteswillen.« Charlie strich sich mit der Hand über die Augen und nahm allen Mut zusammen. »Nun, dagegen läßt sich nichts machen. Er wird gehen müssen.«
»Arme, gemarterte Seele. Ich gestehe, ich sehe keine Alternative. Es ist so furchtbar traurig. Irgendwie fühle ich mich mitschuldig.«
»Sei nicht töricht, C.
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