Ein Fall von Liebe
die einzige Möglichkeit, sich von dem Makel zu befreien, C. B. in die Augen sehen und sich ihrer würdig fühlen zu können, war der endgültige Bruch und damit die Verhinderung weiterer möglicher Enthüllungen. Er trank einen Schluck Whisky und deutete mit dem Glas zu Peter: »Das geht nicht. Was ist, wenn deine Eltern dagegen sind, daß du von dir aus wegziehst? Was, wenn sie beschließen, herzukommen, um es nachzuprüfen? Es würde alles herauskommen, und dann säßen wir wirklich in der Tinte. Sie könnten uns sogar zusammen im Bett finden.«
»So braucht es nicht zu sein. Ich kann es so einrichten, daß jeder weiß, was er zu sagen hat, wenn es herauskommt. Ich könnte sogar einige meiner Sachen dorthin bringen, damit es überzeugender wirkt.«
»Du scheinst ja mit den Jungen sehr innig zu sein.«
»Sie sind sehr nett. Es sind zwei, die zusammenleben, und sie würden es verstehen.«
»Es ist zu riskant«, sagte Charlie kühl. »Ich mache da nicht mit.«
»Nun, was sollen wir dann tun? Willst du nur dasitzen und sagen, ich müsse gehen?«
Charlies Herz begann heftig zu schlagen, als er spürte, daß der Sturm sich um ihn zusammenbraute. Er umklammerte das Glas mit den Fäusten. Er wußte nicht, ob er ein Wort herausbringen würde. Aber dann sagte er: »Genau das werde ich tun.« Die Küche war plötzlich zu klein. Er ging ins Wohnzimmer, und Peter folgte ihm auf den Fersen.
»Du kannst das nicht tun. Sie bringt dich um. Ob sie mich umbringt, spielt vielleicht keine Rolle. Ich tauge wahrscheinlich sowieso nicht viel. Aber bedenke, was sie dir antun wird. Sie hat deinen Eltern, deiner eigenen Mutter das Leben kaputt gemacht. Sie hat dir das Malen kaputt gemacht. Sie macht mich kaputt. Warte, bis du siehst, was sie Hattie antut, wenn du weiter mit ihr befreundet bleibst. Aber das alles zusammen führt nur dazu, daß sie auch dein Leben zerstört. Du bist zu gut. Du bist zu wundervoll! Ich werde das nicht zulassen.«
»Ach, du siehst in ihr nur noch eine Teufelin.«
»Eine Teufelin, ja! Siehst du denn nicht, was sie dir antut? Sie macht dich zu ihrem Schoßhündchen. Du wirst eine Null. Ich werde das nicht zulassen!«
»Ich wüßte nicht, das du dagegen tun könntest.«
»Ich kann vieles dagegen tun«, rief Peter. »Ich werde zu ihr gehen und ihr sagen, du hättest mich seit Monaten gefickt. Und die Größe deines Schwanzes erwähnen, wenn sie einen Beweis haben will.«
»Jetzt willst du mich also erpressen?«
»Ach nein, Liebling. Ich weiß nicht, was ich sage. Du weißt, ich würde dir nie etwas Schlimmes antun. Aber du darfst uns dies nicht antun.«
»Mir scheint, du hast uns das alles angetan.«
»Du brauchst mich, Liebling. Es soll nicht eingebildet kleingen. Aber ich kenne dich so gut. Du brauchst mich, wie ich dich brauche.«
»Ich brauche dich. Ich brauche Hattie. Ich brauche C. B. Ich scheine ganz hilflos zu sein. Verdammt, ich brauche dich nicht. Ich brauche niemanden. Ich komme allein zurecht.«
»Ach, Liebling, jeder braucht jemanden. Das ist doch ganz natürlich. Ich sage nichts gegen dich. Wie könnte ich das? Für mich bist du vollkommen. Aber bitte, Liebster, versetz dich doch mal in meine Lage. Du weißt, ich tauge nichts ohne dich.«
»Was für ein Blödsinn! Wenn du so etwas sagst, dann ist das nur noch ein zusätzlicher Beweis dafür, daß du gehen mußt.«
»Aber ich kann nicht gehen, Liebling. Wohin sollte ich gehen? Dies ist mein einziges Zuhause. Unser Zuhause.«
»Ja? Ich habe noch nicht gemerkt, daß du die Miete bezahlt hast.«
»Ach, sag das nicht.« Er legte die Hände an seinen Kopf, als ob er einen Schlag bekommen hätte. »Sag das nicht. Hör auf damit. Dies sind wir. Dies ist alles, was ich habe. Charlie?«
Er streckte seine Hände zu ihm aus, aber Charlie wich vor ihnen zurück.
»Sei nicht so theatralisch.«
»Du hast es doch selber gesagt. Wir sind eins. Das bedeutet: für immer. Das muß es bedeuten.«
»Für immer! Was soll das heißen? Jeden Tag trennen sich Menschen voneinander.«
»Willst du einen anderen Jungen? Geht das Ganze nur darum? Ist da etwas vorgegangen, von dem ich nichts weiß?«
»Ach, du hast wirklich eine schmutzige Fantasie. Ich will keinen anderen Jungen.«
»Du wirst es wollen, wenn ich gehe. Ich kann es nicht ertragen, aber du weißt doch genau, daß du, wenn ich gehe, einen anderen brauchst.«
»Nein, ich weiß nichts davon«, brüllte Charlie. Seine Wut wurde immer größer. »Nur weil du an nichts anderes denken kannst,
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