Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss
Grün, sondern in einer Farbe, die mich an eine eitergefüllte Pustel erinnerte. Ich fragte mich, warum der Tropfen hier überhaupt übermalt worden war. Nachts, wenn die Filme gezeigt wurden, verlor er sich sowieso in der Dunkelheit über dem Licht, das von der Leinwand zurückgeworfen wurde.
Im Inneren der Kinoleinwand, unserem Zuhause, sah alles recht normal aus. Im Erdgeschoss befanden sich Küche, Wohnzimmer, das Bad und Callies Zimmer. Daran schloss sich eine Imbissbude an, wo Hotdogs, Popcorn, Süßigkeiten und Erfrischungsgetränke verkauft wurden. Kurz nachdem wir den Laden übernahmen, setzten wir noch Brathähnchen und Würstchen am Spieß auf die Speisekarte.
Im ersten Stock befanden sich zwei Zimmer, eins für mich und eins für Mom und Dad. Ich war begeistert. Unser altes Haus in No Enterprise hatte ein einziges richtiges Schlafzimmer gehabt, und ich und Callie hatten nachts auf Matratzen im Wohnzimmer geschlafen. Hier im Dew Drop hatten wir unsere eigenen Betten, unsere eigenen Zimmer, und das war großartig, schließlich hatte ich erst kürzlich die Freuden der Selbstbefriedigung entdeckt. Auch wenn ich noch nicht herausgefunden hatte, was es eigentlich genau damit auf sich hatte, machte es mehr Spaß, als gegen mich selbst Dame zu spielen.
Über alldem lag noch eine weitere Etage, eine Art Bodenkammer mit einer Treppe, die zum Dach des Autokinos hinaufführte, wo der große Tautropfen thronte.
Von dort oben konnte man zuschauen, wie die Autos eintrafen, und wenn man zur anderen Seite des Daches hinüberging, sah man unseren »Hinterhof«: Lautsprecher auf ordentlich aufgereihten Pfosten, und nachts eben Autos und einen Haufen Leute.
An der kurzen Seite des Gebäudes stand ein Geräteschuppen mit einem Vorhängeschloss an der Tür, und neben dem gab es einen Spielplatz mit einer Wippe, Schaukeln und einer Rutsche für die Kinder, denen der Film zu langweilig wurde. Um all das herum zog sich ein Zaun, größtenteils aus Wellblech und, in der Nähe des Spielplatzes, aus Maschendraht.
Jenen Sommer über arbeitete ich mit Caldonia in unserem Autokino. Ein Schwarzer namens Buster Abbot Lighthorse Smith, der schon für den vorherigen Besitzer gearbeitet hatte, bediente den Filmprojektor. Er war alt, mürrisch, wirkte kräftig und sprach kaum ein Wort. Kümmerte sich um seinen eigenen Kram. Er war so still, dass man vergaß, dass er überhaupt da war. Eine Stunde vor der Vorführung kam er angeschlendert, tat seine Arbeit, verräumte den Film, wenn die Vorstellung zu Ende war, und ging wieder.
Meine Mutter und mein Vater hielten das Autokino von Montag bis Samstag geöffnet, außer bei starkem Regen und im tiefsten Winter. Selbst in East Texas war es manchmal zu kalt, um im Freien zu parken.
Darum schlossen wir eine Woche vor Weihnachten und machten erst Anfang März wieder auf. In der Zwischenzeit werkelte Daddy an den Lautsprechern herum, schaffte frischen Kies heran, malerte und tischlerte.
Wenn er das nicht tat und Geld brauchte, reparierte er auf dem Rasen des Kinos Autos. Das war ihm zuwider, und er sehnte sich nach dem Tag, an dem er keinen Schraubenschlüssel mehr drehen und auf Löcher in undichten Verteilern horchen musste, durch die die Luft pfiff.
So sehr Daddy derartige Arbeiten verabscheute, so sehr liebte er das Autokino. An Sonntagen, wenn es geschlossen war, saß er oft vor dem Haus auf einem Gartenstuhl, und ich setzte mich neben ihm auf den Boden und quälte mit einem Grashalm Ameisen. Dann starrte er auf die Cowboys und Indianer auf der Vorderseite des Leinwandgebäudes, als würde er wirklich einen Film schauen.
Ich glaube, vor seinem geistigen Auge bewegten sich die Bilder tatsächlich. Vielleicht war es auch nur der Gedanke, dass er sein eigenes Geschäft besaß, der ihn faszinierte. Daddy kam nicht gerade aus reichem Elternhaus, und seine Schulbildung war eher dürftig. Alles, was er besaß, hatte er sich hart erarbeitet, und er war stolz darauf. Für ihn konnte sich der Besitzer eines Autokinos ohne Weiteres mit einem Arzt oder Anwalt messen. Und für die damalige Zeit, mit seinem Hintergrund, fand er, dass er ziemlich gutes Geld verdiente.
Mit meinen dreizehn Jahren war ich der Jüngste der Mitchels und obendrein für mein Alter auch nicht gerade frühreif. Ich hatte so viel Ahnung von Gott und der Welt wie ein Schwein von Essbesteck und Tischmanieren. Für mich war Sex noch das, was zwischen Fünf und Sieben kommt.
Tragischerweise hatte ich erst vor Kurzem meinen
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