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Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Titel: Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Bewusstsein kommt, wird er starke Schmerzen haben”, beantwortete Morgan etwas verspätet Lizzies Frage. Ihre Besorgnis war nur zu verständlich. Jedem Menschen mit einem Hauch Mitgefühl würde Carson leidtun. Und doch bestätigte ihre heftige Reaktion seine Erkenntnis – nämlich, dass Lizzie vielleicht glaubte, Whitley Carson nicht mehr zu lieben, sich aber wahrscheinlich nur etwas vormachte.
    In diesem Moment tat sie etwas Unerwartetes – sie nahm Morgans Hände, zog ihm die Handschuhe aus, die er sich von Christian geborgt hatte, und begann, seine kalte Haut zu reiben. Eigentlich nichts Besonderes, doch sie tat es auf eine sinnliche Weise, auf die Morgan nicht vorbereitet war. Lodernde Hitze jagte durch seinen Körper und weckte lang verschüttete Gefühle.
    “Ich habe Suppe gekocht.” Lizzie deutete auf die Kaffeekanne auf dem Herd, in der etwas fröhlich vor sich hin köchelte. Morgan erinnerte sich an den Dosenschinken aus der Kiste des Vertreters und die getrockneten Bohnen aus dem Frachtwaggon. “Sie sollten besser etwas davon essen”, fügte sie hinzu. “Das wird sie aufwärmen.”
    Dass sie ihn schon ziemlich aufgewärmt hatte, konnte er ihr auf keine schickliche Weise erklären. “Ich sollte mich zuerst um Mr. Carson kümmern. Je mehr ich tun kann, bevor er aufwacht, umso besser.”
    Obwohl sie nickte, tauchte sie trotzdem eine saubere Tasse in die Brühe und brachte sie ihm. Er nahm einen Schluck, stellte die Tasse ab und schälte sich aus seinem Mantel. Mit einer Schere aus seiner Arzttasche schnitt er Carsons klitschnasse Hose ein Stück auf und zerriss dann den Stoff bis übers Knie. Lizzie zuckte weder zusammen, noch schaute sie weg.
    Kurz kam Morgan der aufwühlende Gedanke, dass Lizzie der Anblick von Carsons nacktem Fleisch womöglich vertraut war, dann schob er ihn hastig beiseite. Lizzie McKettricks Privatleben ging ihn nichts an, und schon gar nicht hatte er irgendwelche Rechte.
    “Ich habe einen Petticoat”, verkündete sie.
    Diese Bemerkung ließ Morgan aufschrecken. Carson begann, sich zu regen und zu winden, er warf den Kopf von links nach rechts. Mit dem Bewusstsein kehrten auch die Schmerzen zurück. Morgan warf Lizzie einen Blick zu.
    Sie errötete. “Um damit die Schienen festzubinden”, erklärte sie.
    Morgan nickte und unterdrückte ein Lächeln.
    Einen Moment verschwand Lizzie aus seinem Blickfeld. Gleich darauf folgte ein rührend weibliches Rascheln von Stoff, dann hielt sie ihm einen Rock aus feinster elfenbeinfarbener Seide und Spitze hin. Einen Moment hielt Morgan den Stoff in seiner Faust, genoss das seidige Gefühl und den schwachen Duft nach Lavendel, dann riss er den teuren Petticoat in große Streifen. In der Zwischenzeit hatte Lizzie unaufgefordert seine Arzttasche geholt.
    Carson öffnete die Augen und sah zu ihr auf. “Ich wollte”, wisperte er angestrengt, “ich wollte Hilfe holen, Lizzie … es tut mir so leid … wie ich mich benommen habe …”
    “Psst”, beruhigte sie ihn, setzte sich auf die Bank und bettete Carsons Kopf sanft in ihrem Schoß. Sie strich ihm übers Haar. Morgan verspürte einen heftigen Stich der Eifersucht, eine rohes, bitteres Gefühl.
    Christian kam mit den Ästen zurück und schnitt sie mit einem Taschenmesser zu. Der Kiefernduft verlieh der Kombüse eine geradezu festliche Atmosphäre.
    “Das wird jetzt wehtun”, warnte Morgan, während er Carsons Fußknöchel in beide Hände nahm.
    “Können Sie ihm nicht etwas gegen die Schmerzen geben?” Lizzie sah mit erschrockenen Augen zu Morgan auf.
    “Hinterher”, versprach Morgan. Morphin war eine mächtige Droge, und der Patient befand sich noch im Schockzustand. Wenn er ihm jetzt etwas spritzte, könnte das katastrophale Folgen haben. Besser war es, ihm hinterher Laudanum zu geben. “Es wird schnell vorbei sein.”
    “Fangen Sie an”, sagte Carson, wodurch er in Morgans Achtung ein wenig stieg. Vielleicht besaß der Mann doch einen Hauch Charakter.
    Morgan schloss die Augen. Er hatte einen sechsten Sinn, was Knochen und innere Organe anging. Diese Tatsache hatte er keiner lebenden Seele gegenüber jemals erwähnt, nicht einmal seinem Vater gegenüber, weil es dafür keine wissenschaftliche Erklärung gab. Er konnte den Bruch vor seinem inneren Auge sehen, so deutlich, als ob er Carsons Haut und Muskeln mit einem Skalpell geöffnet hätte. Als er so weit war, machte er eine schnelle, gekonnte Bewegung.
    Carson schrie auf.
    Doch der gebrochene Oberschenkelknochen war

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