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Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Titel: Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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wieder gerade.
    Schnell, geschickt und so sanft wie möglich – was er wieder eher für Lizzie tat als für Carson – band Morgan die Äste mit den langen Petticoatstreifen fest. Dann nahm er das Laudanum aus der Tasche, zog den Korken heraus und hielt es an Carsons Lippen. “Einen Schluck”, sagte er.
    Bleich und schwitzend hob Carson den Kopf von Lizzies Schoß und nahm einen Schluck von der bitteren Medizin, die fast sofort ihre Wirkung tat. Carson seufzte, legte sich zurück und schloss die Augen. Währenddessen murmelte Lizzie weiterhin süße, sinnlose Worte und fuhr fort, sein Haar zu streicheln.
    Morgan hatte schon eine Menge gebrochene Knochen wieder geradegerückt, doch diesmal ließ ihn die Prozedur merkwürdig geschwächt zurück. Er konnte Lizzie nicht ansehen, als er das Laudanum zurück in die Tasche packte und sein Stethoskop herausnahm. Es lag etwas unerhört Intimes in der Art, wie sie Carson beistand, so zärtlich wie eine Mutter ihrem Kind.
    Oder eine Frau ihrem Ehemann.
    Hastig wandte Morgan sich ab, das Stethoskop baumelte um seinen Nacken. Er durchquerte den Waggon, um Mr. Thaddings Herz abzuhören, das zum Glück ganz regelmäßig schlug. Dann ging er zu John Brennan.
    “Wie fühlen Sie sich?”, fragte er den Soldaten ein wenig schroff. Bei der Frage handelte es sich um eine reine Formalität: Das Fieberglänzen in Brennans Augen und das ununterbrochene Zittern waren Antwort genug.
    Brennans Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen. “Ich habe den Burschen gerade schreien hören …”
    “Ein gebrochenes Bein”, erklärte Morgan. “Machen Sie sich keine Sorgen.”
    Ein neuer Hustenanfall schüttelte den dünnen Körper. Als er sich wieder etwas erholt hatte, griff Brennan nach Morgans Hand und zog daran. Morgan beugte sich über ihn.
    “Ich muss lange genug am Leben bleiben, um meinen Jungen noch einmal zu sehen”, stieß er flehend hervor. “Es ist beinahe Weihnachten. Mein Tad soll nicht sein Leben lang daran denken müssen, dass sein Dad Weihnachten gestorben …” Er hustete wieder.
    Weil es keine Stühle in der Kombüse gab, hockte Morgan sich neben die Bank. Er war nicht einmal unter besten Voraussetzungen daran gewöhnt zu lächeln, und unter diesen Umständen fiel es ihm noch schwerer. Brennan stand mit einem Fuß im Grab, und wenn ihn nicht schnell ein Engel am Schlafittchen packte und ganz fest hielt, würde er mit Sicherheit hineinfallen.
    “Das wird schon wieder”, tröstete er. “Denken Sie nicht ans Sterben, John. Denken Sie ans
Leben
. Denken Sie daran, wie Sie mit Ihrem Sohn fischen gehen werden – erinnern Sie sich an schönere Zeiten …” Er brach ab. Zu seiner eigenen Überraschung hatte er auf einmal das Gefühl zu ersticken. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal die Fassung verloren hatte – vielleicht noch nie. Wenn du überhaupt zu etwas nutze sein willst, hörte er seinen Vater sagen, dann musst du einen kühlen Kopf bewahren, egal, was um dich herum geschieht.
    “Meine Frau”, begann John, “macht einen hervorragenden Rumkuchen, immer zu Weihnachten. Sie fängt schon im Herbst an …”
    “Glauben Sie, dass sie dieses Jahr auch einen gebacken hat?”, fragte Morgan ruhig, als er wieder sprechen konnte.
    John lächelte und schaffte sogar ein Nicken. So schwer ihm das Sprechen auch fiel, die Unterhaltung schien ihn zu trösten. Vermutlich klammerte er sich so verzweifelt an dieses Gespräch, wie Lizzie sich an Morgans Gürtel geklammert hatte, als sie über dem Abgrund hing. “Sie hat doppelt so viel gebacken”, brachte John hervor. “Nur weil ich zu Weihnachten nach Hause kommen sollte.”
    “Und Sie werden kommen, John”, sagte Morgan.
    Erschöpft ließ John den Kopf wieder zurücksinken. Er schien sich ein wenig zu entspannen. Morgan bemerkte, dass Lizzie direkt hinter ihm stand. Sie hielt eine Tasse mit dampfender Suppe in der Hand und einen der Porzellanlöffel des Vertreters.
    “Ich dachte, Mr. Brennan sollte vielleicht etwas essen”, sagte sie. Ihre Augen waren groß und furchtsam, ihre Haut bleich, und ihr üppiges Haar sah aus, als ob es jeden Moment alle Haarnadeln sprengen und bis zu ihrer Taille herabfallen würde.
    Morgan nickte und machte ihr Platz.
    Als Lizzie an ihm vorbeiging, berührten sich ihre Arme. Sie kniete sich neben Brennan. “Die würde mit Zwiebeln besser schmecken”, sagte sie tapfer lächelnd, während sie den Löffel an die Lippen des Patienten hielt. “Und mit Salz

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