Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder
auch sein mochte, die Meinung ihres Großvaters und ihrer Eltern war ihr sehr wichtig.
Angus nahm einen Schluck Kaffee. “Dir geht es gut, oder, Lizzie-Mädchen? Du kommst mir irgendwie –
anders
vor.”
“Ich habe mich wahrscheinlich verliebt.”
Da hob Angus lächelnd die Kaffeetasse und prostete ihr zu. “Darauf trinke ich”, sagte er, als Lorelei mit einer Bibel zurück in die Küche kam und sie Lizzie reichte.
“Lies das”, forderte sie Lizzie auf und zeigte auf eine Stelle im Buch der Hebräer, Kapitel 13, Vers zwei.
“
Vergesst nicht, Gastfreundschaft zu üben, denn auf diese Weise haben einige, ohne es zu wissen, Engel bei sich aufgenommen
.”
8. KAPITEL
“M r. Christian sieht so gar nicht nach einem Engel aus”, sagte Lizzie ein paar Stunden, nachdem Lorelei ihr die Bibelstelle in der Hotelküche gezeigt hatte. “Findest du nicht?”, fragte sie Morgan.
Morgan nahm sein Stethoskop vom Hals und legte es zur Seite. “Da ich noch nicht allzu viele Engel kennengelernt habe, kann ich das wirklich nicht sagen.”
“Er hat mit den Kindern Karten gespielt.” Lizzie suchte noch immer nach Gründen, warum Mr. Christian nicht zu den Himmelsscharen gehören konnte. “Er hat mit einer Pistole auf Whitley gezielt, und er hat dir Whiskey gegeben, bevor du hinaus in den Schneesturm gegangen bist.”
“Das ist allerdings teuflisch”, zog Morgan sie auf. “Die Sache mit der Pistole habe ich leider verpasst.”
“Du warst zu dieser Zeit draußen.”
“Warum sollte ein Handelsvertreter auf die Idee kommen, Carson mit einer Waffe zu bedrohen, egal wie lästig er auch sein mag?”
Lizzie schüttelte den Kopf. “Ich versuche herauszufinden, was eigentlich geschehen ist, Morgan. Und du bist mir wirklich keine Hilfe.”
“Manche Dinge ergeben eben einfach keinen Sinn. Genauso wenig wie die Tatsache, dass jede unverheiratete Frau in Indian Rock mit einem Mal eine sehr melodramatische Krankheit entwickelt hat.”
Obwohl sie nicht sonderlich amüsiert war, lachte Lizzie. “Das ist nun wirklich kein Rätsel. Schließlich bist du ein begehrter Junggeselle.”
“Oh, aber ich bin kein richtiger Junggeselle mehr.” Seine dunkle Stimme jagte einen Schauer über ihren Rücken. “Ich bin nämlich ganz und gar vergeben.”
Gerade, als er sie wieder küssen wollte, ging die Praxistür mit einem lauten Knall auf. Doss, Lizzies siebenjähriger Bruder, stand auf der Schwelle.
“Pa ist zurück!”, schrie er begeistert. “Die Straßen sind frei, und nach der Kirche können wir nach Hause fahren und Weihnachten feiern.” Er runzelte verblüfft die Stirn. “Habt ihr etwa
geknutscht
?”, fragte er misstrauisch.
“Nein”, sagte Lizzie lachend.
“Ja”, antwortete Morgan im gleichen Moment.
“Dann solltet ihr besser heiraten”, entschied Doss. “Man darf Leute nicht küssen, wenn man nicht mit ihnen verheiratet ist.”
“Ist das so?” Morgan ging zu Doss und wuschelte ihm durch das dicke blonde Haar.
“Ich wette, das steht so in der Bibel”, behauptete Doss fest.
“Haben wir etwa einen angehenden Priester in unserer Mitte?” Morgans Augen lachten.
Lizzie kicherte. “Doss? Gott behüte. Er ist eher ein Teufelsbraten als ein Engel.”
Beim Wort Engel verstummte sie und dachte wieder an Mr. Christian und das unlösbare Rätsel, das ihn umgab.
“Wir durften noch nicht Weihnachten feiern”, beschwerte sich Doss. “Dabei liegt ein ganzer Haufen Geschenke zu Hause unter unserem Baum, und ein paar davon gehören mir. Und jetzt müssen wir auch noch erst in die Kirche.”
Lizzie betrachtete Morgan aufmerksam. “Wirst du mit uns kommen? Um ein McKettrick-Weihnachten zu feiern?”
“Ich würde doch nur stören.”
“Der Mann mit dem gebrochenen Bein kommt auch”, verkündete Doss hilfsbereit.
Morgan breitete nur die Arme aus, als wollte er zu Lizzie sagen:
Siehst du, ich wusste es doch
.
“Du gehörst zu uns.” Lizzie ließ sich nicht verunsichern. Es war zwar merkwürdig, das verspätete Weihnachtsfest mit Whitley und Morgan zusammen zu feiern, ließ sich aber nicht ändern. Whitley allein im Hotel zurückzulassen, während alle anderen sich über die Weihnachtsente und den Eierflip hermachten, war einfach nicht McKettrick-Art.
Und schließlich gab Morgan nach.
Pastor Reynolds begann die Weihnachtsmette bei Sonnenuntergang, und die gesamte Stadt nahm daran teil. Kerzen wurden angezündet, Weihnachtslieder gesungen, und nach dem Abschlussgebet bekamen alle Kinder Geschenke.
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