Ein Feuer Auf Der Tiefe
über höhere Erwägungen: »Aber wozu ist das gut?«
Blaustiel zauderte. Nach einer Weile sagte Grünmuschel ein wenig schüchtern: »Es gibt Theorien. Es ist purer Kohlenstoff, ein fraktaler Polymer. Wir wissen, dass es in Ladungen aus dem Transzens oft vorkommt. Wir glauben, es wird als Verpackungsmaterial für eine Art vernunftbegabtes Eigentum benutzt.«
»Oder es ist das Exkrement dieses Eigentums«, murmelte Blaustiel surrend. »Ach, aber das ist unwichtig. Wichtig ist, dass die eine oder andere Rasse im Mittleren Jenseits das Zeug schätzt. Und warum das? Auch das wissen wir nicht. Sankt Rihndells Leute sind garantiert nicht die Endnutzer. Die Hauerbeine sind viel zu vernünftig, um gewöhnliche Trellis-Käufer zu sein. So. Wir haben dreihundert von diesen wunderbaren Dingern – mehr als genug, um Sankt Rihndells Furcht vor den Aprahanti zu besiegen.«
Während Pham bei Ravna gewesen war, hatte Sankt Rihndell einen Plan entwickelt. Das Wachstumsmittel anzuwenden, wäre im selben Hafen, in dem die Aprahanti-Schiffe lagen, zu auffällig. Außerdem hatte der oberste Schmetterling verlangt, dass die ADR das Feld räumte. Sankt Rihndell besaß einen kleineren Hafen etwa sechzehn Millionen Kilometer um das RIP-System herum. Der Umzug war sogar plausibel, denn zufällig befand sich im System von Harmonische Ruhe ein Terraneum von Skrodfahrern, und zwar zur Zeit nur ein paar hundert Kilometer von Rihndells zweitem Hafen entfernt. Sie würden sich im Raum mit den Hauerbeinen treffen und Reparaturen gegen zweihundertsiebzehn geflammte Trellise eintauschen. Und falls die Trellise perfekt den Anforderungen genügten, versprach Rihndell, noch eine Überholung des Agravs draufzulegen. Nach dem Untergang von Relais wäre das sehr willkommen… Tss. Olle Blaustiel blieb immer am Ball.
Die ADR löste sich aus ihren Halterungen und schwebte vorsichtig von der Ringebene empor. Pham hielt ein wachsames Auge auf die Fenster für elekromagnetische und Ultrawellen-Signale. Aber es gab keine Zielsuchstrahlungen von den Aprahanti-Schiffen, nichts als gelegentlichen Radarkontakt. Niemand folgte ihnen. Von der kleinen ADR und ihren ›Topfpflanzen‹ nahmen die großen Krieger keine Notiz.
Eintausend Meter über der Ringebene. Zehntausend. Das Geplauder der Skrodfahrer – sowohl miteinander als auch mit Pham – versickerte. Ihre Stiele und Wedel waren so gebogen, dass die Sinnesoberflächen in alle Richtungen schauten. Die Sonne und ihre Energiewolke waren ein Lichtschwall auf einer Seite des Decks. Sie befanden sich über den Ringen, aber dennoch so nahe… Es war, als stünden sie bei Sonnenuntergang an einem Strand mit vielfarbigem Sand…, der sich bis zu einem unendlichen Horizont erstreckte. Die Skrodfahrer starrten in das Licht, und ihre Wedel wiegten sich sanft hin und her.
Zwanzig Kilometer über den Ringen. Eintausend. Sie zündeten das Haupttriebwerk der ADR und beschleunigten quer über das System. Die Skrodfahrer erwachten langsam aus ihrer Trance. Wenn sie erst einmal den zweiten Hafen erreicht hatten, würde die Heilung der Dorne etwa fünf Stunden dauern – vorausgesetzt, dass Rihndells Wachstumsmittel nicht an Wirkung eingebüßt hatte; der Heilige hatte behauptet, es sei unlängst von der Obergrenze importiert und nicht verdünnt worden.
»In Ordnung, wann liefern wir also die Trellise ab?«
»Bei Beendigung der Reparatur. Wir können nicht abfliegen, bis Sankt Rihndell – oder seine Kunden – sich überzeugt haben, dass alle Stücke echt sind.«
Pham trommelte mit den Fingern auf dem Kommunikationspult. Dieses Unternehmen weckte in ihm eine Menge Erinnerungen, von denen manche haarsträubend waren. »Sie kriegen also die Ware, während wir noch mitten in RIP sind. Das gefällt mir nicht.«
»Sehen Sie, Herr Pham. Ihre Erfahrungen mit interstellarem Handel stammen aus der Langsamen Zone, wo zwischen den einzelnen Käufen Jahrzehnte oder Jahrhunderte Reisezeit lagen. Ich bewundere Sie dafür, mehr als ich sagen kann, aber es vermittelt Ihnen ein verzerrtes Bild von den Dingen. Hier oben im Jenseits ist der Aspekt der späteren Geschäftsbeziehungen wichtig. Wir wissen sehr wenig von Sankt Rihndells inneren Beweggründen, wohl aber, dass sein Reparaturgeschäft seit mindestens vierzig Jahren besteht. Dass er möglichst viel herauszuschlagen versucht, können wir von ihm erwarten, aber wenn er öfters jemanden ausrauben oder ermorden würde, wüssten es die Kauffahrergruppen, und sein kleines
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