Ein Feuer Auf Der Tiefe
in Bodennähe und machten es unmöglich, die Position beizubehalten, ohne ständig kurz die Düsen arbeiten zu lassen. Er hielt inne und ließ sich von der Strömung still aus seinem kleinen Tal tragen. Da. Ein gespenstisches Zischen, das nicht von ihm selbst stammte. Wieder. Die beiden näherten sich ihm aus verschiedenen Richtungen. Sie kannten vielleicht nicht seine exakte Position, konnten aber offensichtlich ihre eigene miteinander abstimmen.
Der Schmerz kam und ging, und ebenso das Bewusstsein. Kurze Schübe von Schmerz und Dunkelheit. Er wagte es nicht, noch mehr Betäubungsmittel zu verwenden. Pham sah Wedelspitzen über den nächsten Hügel lugen. Er hielt inne und beobachtete die Wedel. Wahrscheinlich besaßen die Wedel gerade genug Sichtflächen, um Bewegungen wahrzunehmen… Zwei Sekunden vergingen. Phams letzte Mücke zeigte, wie der andere Angreifer geräuschlos von der Seite herbeischwebte. Jede Sekunde würden die beiden jetzt hervorspringen. In diesem Augenblick hätte Pham alles für eine bewaffnete Mücke gegeben. Bei all seiner dummen Bastelei war er dazu nie gekommen. Hilft nichts. Er wartete auf einen Moment klaren Bewusstseins, lange genug, um sich über den Feind zu katapultieren und zu schießen.
Wedel rasselten, machten sich laut bemerkbar. Phams Mücke sichtete Blaustiel, wie er hundert Meter entfernt hinter Lattenwänden rollte. Der Skrodfahrer huschte von einer Deckung zur anderen, aber immer näher an Grünmuschel heran. Und das Gerassel? War es eine flehentliche Bitte? Sogar nach fünf Monaten in Gesellschaft der Fahrer hatte Pham nur eine ganz vage Ahnung von ihrer Rasselsprache. Grünmuschel – die Grünmuschel, die immer die Schüchterne von beiden gewesen war, die zwanghaft ehrliche – erwiderte das Rasseln nicht. Sie schwenkte ihren Strahler herum und bestrich die Latten mit Feuer. Der dritte Skrodfahrer tauchte gerade weit entfernt genug auf, um auf die Latten zu schießen. Sein Schusswinkel wäre gerade richtig gewesen, um Blaustiel an Ort und Stelle zu rösten – wenn ihn nicht seine Bewegung direkt vor Phams Waffe geführt hätte.
Noch als Pham feuerte, beschleunigte er mit ganzer Kraft aus seinem Loch hervor. Jetzt hatte er seine einzige Chance. Wenn er sich umdrehen und auf Grünmuschel schießen konnte, ehe sie mit Blaustiel fertig war…
Das Manöver war ein einfacher Salto, nach dem er sich mit den Beinen zuoberst und dem Gesicht zu Grünmuschel hätte befinden müssen. Doch für ihn war jetzt nichts einfach, und Pham drehte sich zu schnell, die Landschaft torkelte unter ihm. Aber da war schon Grünmuschel, und sie schwenkte ihren Strahler auf ihn.
Und da war Blaustiel, der zwischen Säulen hervorjagte, die vor Hitze von Grünmuschels Feuer weiß glühten. Seine Stimme klang laut in Phams Ohren: »Bitte, töte Sie nicht. Nicht töten…«
Grünmuschel zögerte, richtete dann die Waffe wieder auf den näherkommenden Blaustiel. Pham drückte auf den Abzug seiner Waffe und ließ seinen Drehimpuls den Strahl über den Boden ziehen. Das Bewusstsein schwand. Ziel! Ziel richtig! Er furchte das Land unter sich mit einem glühenden, geschmolzenen Pfeil, der an etwas Dunklem und Verklumptem endete. Blaustiels winzige Gestalt rollte immer noch über die Trümmer und versuchte, Grünmuschel zu erreichen. Dann hatte sich Pham zu weit gedreht und vermochte sich nicht mehr zu erinnern, wie er sein Blickfeld ändern könnte. Langsam schwenkte der Himmel vor seinen Augen vorüber:
Ein bläulicher Mond mit einem scharfen Schatten quer über die Mitte. Ein Schiff nahebei, mit federähnlichen Dornen, wie ein riesiger Käfer. Was in der Dschöng Ho… wo bin ich?… und das Bewusstsein erlosch.
NEUNUNDZWANZIG
Da waren Träume. Er hatte wieder einmal eine Stellung als Kapitän verloren, war dazu degradiert worden, Topfpflanzen im Gewächshaus des Schiffes zu pflegen. Nun ja. Phams Aufgabe war, sie zu gießen und zum Blühen zu bringen. Doch dann bemerkte er, dass die Töpfe Räder hatten und sich hinter seinem Rücken bewegten, leise raschelnd abwarteten. Was schön gewesen war, war nun finster. Pham war bereit gewesen, die Geschöpfe zu gießen und vor Unkraut zu bewahren; er hatte sie immer bewundert.
Nun wusste er als Einziger, dass sie der Feind allen Lebens waren.
Mehr als einmal im Leben war Pham Nuwen im Innern medizinischer Automaten erwacht. Fast war er gewöhnt an Tanks, eng wie Särge, an glatte grüne Wände, Drähte und Schläuche. Diesmal war es anders,
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