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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Last der Gefahr gemeinsam getragen. Nun waren sie entzweit, und ihre Feinde kamen ihnen langsam näher. Was konnten Phams Gottsplitter schon gegen tausend feindliche Schiffe ausrichten – und gegen die PEST, die hinter ihnen stand?
    Einen zeitlosen Moment lang schwebte sie so, und das Schluchzen versickerte in verzweifelter Stille. Und abermals fragte sie sich, ob es wohl richtig sein konnte, was sie getan hatte. Sie hatte Phams Leben bedroht, um Blaustiel und Grünmuschel und ihresgleichen zu schützen. Dabei hatte sie etwas verheimlicht, das vielleicht der größte Verrat in der Geschichte des Bekannten Netzes war. Kann ein Einzelner solch eine Entscheidung treffen? Pham hatte ihr diese Frage gestellt, und sie hatte mit Ja geantwortet, aber…
    Die Frage machte ihr Tag für Tag zu schaffen. Und jeden Tag versuchte sie, einen Ausweg zu finden. Sie wischte sich schweigend das Gesicht ab. Sie zweifelte nicht an dem, was Pham entdeckt hatte.
    Es gab ein paar großkotzige Netzteilnehmer, die behaupteten, etwas derart Ausgedehntes wie die PEST sei einfach eine tragische Katastrophe und nicht etwas Böses. Böses, behaupteten sie, könnte nur in kleinerem Maßstab eine Bedeutung haben, wenn ein vernunftbegabtes Wesen einem anderen Schaden zufügte. Vor RIP war diese Ansicht wie ein frivoles Wortspiel erschienen. Nun sah sie, dass es eine Bedeutung hatte – und eine grundfalsche. Die PEST hatte die Skrodfahrer erschaffen, eine wunderbare und friedfertige Rasse. Ihre Anwesenheit auf einer Milliarde Welten war etwas Gutes gewesen. Und hinter alldem stand die Möglichkeit, den Geist eigenständiger Freunde in etwas Ungeheuerliches zu verwandeln. Wenn sie an Blaustiel und Grünmuschel dachte und die Furcht in ihr aufstieg, da sie wusste, dass das Gift dort verborgen lag – obwohl sie gute Leute waren –, dann wusste sie, dass sie einen Blick auf das Böse im transzendenten Maßstab geworfen hatte.
    Sie hatte Blaustiel und Grünmuschel zu dieser Mission bewegt; sie hatten sich nicht darum gerissen. Sie waren Freunde und Verbündete, und sie würde ihnen kein Leid tun, weil sie zu etwas anderem werden konnten.
    Vielleicht lag es an den jüngsten Nachrichten. Vielleicht lag es daran, dass sie sich zum x-ten Mal denselben Unmöglichkeiten gegenübersah: Ravna straffte sich, während sie die letzten Botschaften betrachtete. So. Sie glaubte, was Pham über die von den Skrodfahrern ausgehende Gefahr sagte. Sie glaubte auch, dass diese beiden nur potentiell Feinde wären. Sie hatte alles hingeworfen, um sie und ihresgleichen zu retten. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, aber mach das Beste daraus. Wenn sie gerettet werden sollen, weil du sie für Verbündete hältst, dann behandle sie wie Verbündete. Behandle sie als die Freunde, die sie sind. Wie sind alle nur Bauern im Spiel.
    Ravna schob sich sacht auf die Tür ihrer Kabine zu.
     
    Die Kabine der Skrodfahrer lag dicht hinter dem Steuerdeck. Seit dem Debakel bei RIP hatten die beiden sie nicht verlassen. Während sie den Gang entlang auf ihre Tür zu schwebte, erwartete Ravna halbwegs, Phams Apparaturen in den Schatten lauern zu sehen. Sie wusste, dass er sein Bestes tat, um ›sich zu schützen‹. Doch sie bemerkte nichts Ungewöhnliches. Was wird er davon halten, dass ich sie besuche?
    Sie machte sich bemerkbar. Nach einer Weile erschien Blaustiel. Sein Skrod war von den Zierstreifen gesäubert, und im Raum hinter ihm herrschte Durcheinander. Er winkte sie mit knappen Rucken seiner Wedel herein.
    »Meine Dame.«
    »Blaustiel.« Sie nickte ihm zu. Die Hälfte der Zeit verfluchte sie sich, dass sie den Skrodfahrern traute, und die andere Hälfte war sie zu Tode betrübt, dass sie sie allein gelassen hatte. »W-wie geht es Grünmuschel?«
    Zu ihrer Überraschung deutete Blaustiel mit einer kurzen Bewegung seiner Wedel ein Lächeln an. »Sie haben es erraten? Es ist der erste Tag mit ihrem neuen Skrod… Wenn Sie wollen, zeige ich es Ihnen.«
    Er schlängelte sich um Vorrichtungen herum, die auf einem Haltegitter quer durch den Raum verstreut waren. Es ähnelte der Werkstattausrüstung, die Pham benutzt hatte, um seine Rüstung mit Antrieb zu bauen. Und wenn Pham es gesehen hätte, hätte er womöglich alle Selbstbeherrschung verloren.
    »Ich habe jede Minute daran gearbeitet, seit… Pham uns hier eingesperrt hat.«
    Grünmuschel befand sich im anderen Zimmer. Ihr Stiel und die Wedel ragten aus einem silbrigen Topf hervor. Er hatte keine Räder. Er sah überhaupt nicht wie

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