Ein Feuer Auf Der Tiefe
Die Befehlshaber von SjK versammelten sich auf einem gemeinsamen Kanal, um über eine gemeinsame Zukunft zu entscheiden. Es wäre vielleicht besser eine Totenwache gewesen – für Sjandra Kei und die Aniara-Flotte. Mitten in der Besprechung tauchte ein neues Fenster auf, ein Blick auf die Brücke der Aus der Reihe. Ravna Bergsndot verfolgte die Unterredung schweigend. Die ›Gottsplitter‹ von einst waren nirgends auszumachen.
»Was ist noch zu tun?«, sagte Johanna Haugen. »Die verdammten Schmetterlinge sind längst fort.«
»Sind wir sicher, dass wir alle gerettet haben?«, fragte Jan Trenglets. Svensndot gab eine wütende Erwiderung von sich. Der Kommandeur der Trance fing immer wieder damit an. Er hatte zu viele Freunde in der Schlacht verloren; den ganzen Rest seines Lebens würden ihn Alpträume von Schiffen plagen, die einen langsamen Tod in der tiefen Nacht starben.
»Wir haben alles registriert, sogar Gaswolken«, sagte Haugen so sanft, wie die Worte es erlaubten. »Die Frage ist, wohin wir uns jetzt wenden sollen.«
Ravna räusperte sich. »Meine Herren und Damen, wenn…«
Trenglets schaute auf ihr übertragenes Bild. All sein Schmerz verwandelte sich in einen Wutausbruch. »Wir sind nicht deine Herren, du Schlampe! Du bist keine Fürstin, für die wir gern in den Tod gehen. Du verdienst jetzt unser tödliches Feuer und weiter nichts.«
Die Frau wurde klein angesichts von Trenglets’ Zorn. »Ich…«
»Ihr habt uns in diese selbstmörderische Schlacht gehetzt«, schrie Trenglets. »Ihr habt uns dazu gebracht, unbedeutende Ziele anzugreifen. Und dann habt ihr nichts getan, um uns zu helfen. Die PEST ist auf euch fixiert wie ein Dämhai auf einen Kraken. Wenn ihr euren Kurs auch nur um den winzigsten Bruchteil geändert hättet, hättet ihr die Pestler von unserem Weg abbringen können.«
»Ich glaube nicht, dass das etwas genutzt hätte, mein Herr«, sagte Ravna. »Die PEST scheint eher an unserem Ziel interessiert zu sein.« An dem Sonnensystem ein paar Dutzend Lichtjahre vor der Aus der Reihe. Die Flüchtlinge würden dort gerade mal reichlich zwei Tage vor ihren Verfolgern eintreffen.
Jo Haugen zuckte die Achseln. »Ihnen muss klar sein, was der verrückte Schlachtplan Ihres Freundes angerichtet hat. Wenn wir den Angriff vernünftig geführt hätten, dann hätte unser Feind nur noch den Bruchteil seiner gegenwärtigen Stärke. Wenn er beschlossen hätte, die Verfolgung fortzusetzen, hätten wir Sie vielleicht auf dieser… dieser Klauenwelt beschützen können.« Sie schien dem Klang des sonderbaren Namens nachzulauschen und sich zu fragen, was er bedeuten mochte. »Jetzt… ich denke nicht daran, sie dorthin zu verfolgen. Was von dem Feind übrig ist, könnte uns auslöschen.« Sie schaute in Svensndots Richtung. Kjet zwang sich, den Blick zu erwidern. Egal, wer der Aus der Reihe die Schuld geben mochte, es war Gruppenkapitän Kjet Svensndot gewesen, der die Flotte zu ihrer Taktik überredet hatte. Aniaras Opfer war vergeudet worden, und er wunderte sich, dass Haugen und Trenglets und die anderen überhaupt noch mit ihm sprachen. »Schlage vor, wir setzen die Besprechung später fort. Rendezvous in eintausend Sekunden, Kjet.«
»Ich werde bereit sein.«
»Gut.« Jo unterbrach die Verbindung, ohne noch etwas zu Ravna Bergsndot zu sagen. Sekunden später waren Trenglets und die anderen Kommandeure fort. Nur noch Svensndot und die beiden Dirokime waren da – und Ravna Bergsndot, die über den Bildschirm von der Aus der Reihe her blickte.
Schließlich sagte Bergsndot: »Als ich ein kleines Mädchen auf Herte war, haben wir manchmal Kidnapper und Sicherheitsgesellschaft gespielt. Ich habe immer davon geträumt, von Ihrer Gesellschaft vor Dingen schlimmer als der Tod gerettet zu werden.«
Kjet lächelte matt. »Nun, Sie haben einen Rettungsversuch gekriegt«, und dabei sind Sie zur Zeit nicht einmal ein eingetragener Kunde. »Das war bei weitem die größte Schießerei, die ich je mitgemacht habe.«
»Es tut mir Leid, Kjet – Gruppenkapitän.«
Er betrachtete ihre dunklen Gesichtszüge. Ein Mädchen von Sjandra Kei, bis hin zu den violetten Augen. Das konnte unmöglich eine Simulation sein, nicht hier unten. Er hatte alles darauf gesetzt, dass sie keine war; er glaubte das noch immer. Dennoch… »Was sagt Ihr Freund zu alledem?« Pham Nuwen war seit seiner so beeindruckenden Gottsplitter-Nummer zu Beginn der Schlacht nicht mehr gesehen worden.
Ravnas Blick glitt etwas seitlich von der
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