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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Silhouetten der Dirokime. ’Roll pfiff leise. »Wir sind aus dem Spiel, Chef, zumindest solange es darauf ankommt. Ich habe nicht gewusst, dass Fehltreffer so nahe sein können.«
    Vielleicht war es gar kein Fehltreffer. Kjet schälte sich aus seinem Harnisch und schnellte sich quer durch den Raum, um kopfunter über dem winzigen Monitor hängen zu bleiben. Vielleicht sind wir schon tot. Irgendwo sehr nahe war eine Sonde detoniert, und die Wellenfront hatte die Ølvira erreicht, ehe sie sprang. Der harte Stoß war die Explosion der äußeren Teile des Schiffsrumpfes gewesen, als sie die weiche Röntgenkomponente der feindlichen Ladung absorbiert hatten. Er starrte auf die roten Buchstaben, wie sie langsam über die Schadensanzeige wanderten. Höchstwahrscheinlich war die Elektronik auf Dauer tot; eventuell hatten sie alle eine tödliche Dosis Gammastrahlung abgekriegt. Der Geruch verbrannter Isolation drang mit dem Luftstrom des Ventilators durch den Raum.
    »Ayja! Seht euch das an. Noch fünf Nanosekunden, und wir wären überhaupt nicht gestreift worden. Wir sind tatsächlich gesprungen, nachdem uns die Front traf!« Und irgendwie hatte die Elektronik lange genug durchgehalten, um den Sprung zu vollenden. Der Gammastrom durch das Steuerdeck hatte 200 rem betragen, nichts, was sie in den nächsten paar Stunden beeinträchtigen würde, und vom Schiffs-Chirurgen leicht zu behandeln. Was den Chirurgen und die übrige Automatik der Ølvira betraf…
    Tirroll tippte etliche lange Abfragen in den Kasten; die Stimmerkennung war ausgefallen. Mehrere Sekunden vergingen, bis eine Antwort über den Bildschirm lief. »Zentrale Automatik außer Betrieb. Bildschirmverwaltung außer Betrieb. Antriebsberechnung außer Betrieb.« Tirroll stieß seinen Bruder an. »He, ’Frell, es sieht aus, als ob die ’Vira sich noch ordentlich abgeschaltet hat. Das meiste davon können wir wieder in Gang bringen!«
     
    Dirokime waren bekannt als haltlose Optimisten, doch in diesem Fall lag Tirroll nicht weit von der Wahrheit entfernt. Ihre Begegnung mit der Bombensonde war etwas gewesen, das einmal in einer Milliarde Fälle vorkommt, der winzigste Bruchteil eines Treffers. Die nächsten anderthalb Stunden hindurch ließen die Dirokime vom gehärteten Prozessor des Monitors aus Routinen für den Neustart laufen und brachten erst ein Aggregat, dann das andere wieder in Gang. Manches war nicht mehr zu retten: Die Kommunikationsautomatik hatte die Sprachanalyse-Intelligenz verloren, und die Ultraantriebsdorne auf einer Seite des Schiffes waren teilweise geschmolzen. (Absurderweise hatte der Brandgeruch von einem verirrten Diagnosesystem gestammt, das eigentlich zusammen mit der übrigen Automatik der Ølvira hätte abgeschaltet werden müssen.) Sie lagen weit hinter der Pestflotte zurück.
    … und es gab immer noch eine Pestflotte. Der Knoten der feindlichen Lichter war kleiner als zuvor, doch unbeirrbar auf derselben Flugbahn. Die Schlacht war lange vorüber. Die Reste der Sicherheitsgesellschaft waren über vier Lichtjahre verlassenes Schlachtfeld verstreut; sie hatten die Schlacht mit zahlenmäßiger Überlegenheit begonnen. Wenn sie richtig gekämpft hätten, hätten sie vielleicht gewonnen. Statt dessen hatten sie die Schiffe mit signifikanten Echtgeschwindigkeiten zerstört – und nur etwa die Hälfte der übrigen. Einige von den größten Flotteneinheiten des Feindes waren noch intakt. Diese übertrafen die entsprechenden Überlebenden der Aniara-Flotte zahlenmäßig um mehr als das Vierfache. Die PEST hätte leicht alles vernichten können, was von der Sicherheitsgesellschaft übrig war. Doch das hätte einen Umweg bei der Verfolgungsjagd bedeutet, und diese Jagd war die einzige Konstante im Verhalten des Feindes.
    Tirroll und Glimfrell brachten Stunden damit zu, die Verbindung wiederherzustellen und herauszufinden, was zerstört war und was vielleicht wiederhergestellt werden konnte. Fünf Schiffe hatten alle Antriebsmittel eingebüßt, die Besatzungen aber hatten überlebt. Manche Schiffe waren an bekannten Orten getroffen worden, und Svensndot sandte Schiffe mit Sondenschwärmen aus, um die Wracks zu suchen. Kriegführung Schiff gegen Schiff war für die meisten Überlebenden eine saubere, intellektuelle Übung, doch Trümmer und Zerstörungen waren nicht weniger wirklich als bei einem Bodenkrieg, nur über das Billionenfache an Raum verteilt.
     
    Schließlich war die Zeit für wunderbare Rettungen und traurige Entdeckungen vorüber.

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