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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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wieder mit ihm zu sprechen, auch wenn…!
    Die Klauenwelt füllte jetzt den halben Bildschirm aus, mit einem kaum gekrümmten Horizont anstelle des Planetenrunds. Himmelsfarben standen vor ihnen und verschwammen ins Schwarz des Weltraums. Die Eiskappe und Eisberge ließen vor dem Hintergrund des Meeres Einzelheiten über Einzelheiten erkennen. Sie sah Wolkenschatten. Sie verfolgte die Küste südwärts, Inseln und Halbinseln so dicht aneinander, dass man eine von der anderen nicht sicher unterscheiden konnte. Schwärzliche Berge und schwarzgestreifte Gletscher. Grüne und braune Täler. Sie versuchte sich an die Geographie zu erinnern, die sie von Jefri erfahren hatte. Die Verborgene Insel? Doch da waren so viele Inseln.
    »Ich habe Funkkontakt zur Planetenoberfläche«, erklang die Stimme des Schiffs. Gleichzeitig zeigte ein blinkender Pfeil auf eine Stelle ein kleines Stück landeinwärts von der Küste. »Wollen Sie den Ton in Echtzeit?«
    »Ja. Ja!«, sagte Ravna und schlug dann auf ihre Tastatur, als das Schiff nicht sofort antwortete.
    »Hei, Ravna. O Ravna!« Die Stimme des kleinen Jungen sprang aufgeregt übers Deck. Er klang genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    Ravna verlangte mit ein paar Tastenanschlägen zweiseitige Verbindung. Sie waren jetzt weniger als zweitausend Kilometer von Jefri entfernt, auch wenn sie mit siebzig Kilometern pro Sekunde vorüberflogen. Nahe genug für ein Gespräch über Funk. »He, Jefri!«, sagte sie. »Wir sind endlich da, aber wir brauchen…« Wir brauchen alles an Mitarbeit, was deine vierbeinigen Freunde uns geben können. Wie sagte man das schnell und wirksam?
    Doch der Junge da unten hatte schon etwas mitzuteilen: »… brauchen die Hilfe jetzt, Ravna! Die Holzschnitzer greifen uns jetzt an.«
    Es gab ein dumpfes Geräusch, als ob das Sprechgerät herumgeworfen würde. Dann eine andere Stimme, hoch und sonderbar undeutlich. »Hier Stahl, Ravna. Jefri Recht. Holzschnitzerin…« Die fast menschliche Stimme löste sich in zischendes Gekoller auf. Einen Augenblick später hörte sie Jefris Stimme: »›Überfall‹, das Wort heißt ›Überfall‹.«
    »Ja… Holzschnitzerin hat großen, großen Überfall gemacht. Sie überall um uns. Wir sterben in Stunden, wenn ihr nicht helfen.«
     
    Holzschnitzerin hatte niemals ein Krieger sein wollen. Aber ein halbes Jahrtausend lang zu regieren, erfordert eine Reihe von Fertigkeiten, und sie hatte gelernt, wie man Krieg führt. Manches davon – wie den eigenen Leuten zu vertrauen – hatte sie in den letzten paar Tagen zeitweise wieder verlernt. Es hatte wirklich einen Hinterhalt am Margrum-Steig gegeben, aber nicht den, den Fürst Stahl geplant hatte.
    Sie blickte über die zeltbestandenen Felder zu Feilonius hinüber. Das Rudel war von gedämpften Geräuschen halb verdeckt, doch sie sah, dass es nicht so munter wie früher war. Wenn er peinlich befragt wird, verliert jeder ein wenig die Selbstbeherrschung. Feilonius wusste: Sein Überleben hing davon ab, dass die Königin ein Versprechen hielt. Dennoch – es war ein schrecklicher Gedanke, dass Feilonius leben würde, nachdem er so viele ermordet und verraten hatte. Sie wurde sich bewusst, dass zwei von ihr vor Wut leise winselten, die zusammengebissenen Zähne gebleckt. Ihre Welpen drängten sich im Gefühl unsichtbarer Bedrohungen an sie. Das zeltbestandene Gebiet stank nach Schweiß und den Denkgeräuschen von zu vielen Leuten auf zu engem Raum. Sie musste wirklich ihren Willen anspannen, um sich zu beruhigen. Sie leckte die Welpen und gab sich eine Weile friedvollen Gedanken hin.
    Ja, sie würde das Versprechen halten, das sie ihm gegeben hatte. Und vielleicht würde es den Preis wert sein. Feilonius konnte nur Vermutungen über Stahls innere Geheimnisse anstellen, doch er hatte viel mehr über Stahls taktische Lage herausgefunden, als die andere Seite ahnen konnte. Feilonius hatte gewusst, wo sich die Flenseristen verborgen hielten und in welcher Stärke. Stahls Leute hatten zu sehr auf ihre Superkanonen und ihren geheimen Verräter vertraut. Als Holzschnitzerins Truppen sie überrumpelten, war der Sieg leicht gewesen – und nun besaß die Königin ein paar von den wunderbaren Kanonen.
    Von jenseits der Hügel dröhnten diese Kanonen noch immer und fraßen sich durch die Munitionsvorräte, die die gefangen genommenen Kanoniere offenbart hatten. Feilonius als Verräter hatte sie viel gekostet, aber Feilonius als Gefangener brachte ihr vielleicht dennoch den

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