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Ein froehliches Begraebnis

Ein froehliches Begraebnis

Titel: Ein froehliches Begraebnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Ulitzkaja
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stampften so schnell und heftig, als wollte sie die heißen Kohlenstückchen austreten, die aus dem Ofen gefallen waren.
    Die Paraguayer waren hingerissen, besonders ihr Anführer.
    »Was ist das?« fragte der Saxophonist Faina, aber sie konnte es englisch nicht genau benennen und antwortete darum vage:
    »Russischer Country.«
    Nina war schon vor Valentinas Folklorehit mit aufrechtem Rücken und stolz erhobenem Kopf, als liefe sie über eine Bühne, ins Schlafzimmer gegangen. Sie setzte sich im Halbdunkel auf den Rand der Liege, und als sie Flaschen klappern hörte, wußte sie, daß sie nicht allein war. In der Ecke hockte Alik, mit dem Rücken zu ihr. Er kramte zwischen den Flaschen herum und schien etwas zu suchen.
    Nina wunderte sich nicht, rührte sich aber auch nicht von der Stelle.
    »Was suchst du da, Alik?«
    »Hier stand eine kleine Flasche, aus dunklem Glas«, antwortete er leicht gereizt.
    »Die steht doch da«, erwiderte Nina.
    »Ach, da ist sie ja«, freute sich Alik und stand auf, die Flasche an sein altes rotes Hemd gepreßt.
    Nina wollte ihm sagen, er solle aufpassen, diese Kräutertinkturen hinterließen so häßliche braune Flecke, kam aber nicht mehr dazu. Er ging schon an ihr vorbei, und sie sah, daß er wirklich wieder völlig gesund war, zugenommen hatte und wieder lief wie früher, leichtfüßig und mit den Knien schlackernd. Und noch etwas. Im Vorbeigehen strich er ihr sanft übers Haar, und zwar auf seine ureigene, ihr seit langem vertraute Weise: Er griff mit gespreizten Fingern in ihr Haar, direkt an die Wurzeln, und fuhr dann von der Stirn bis zum Hinterkopf. Außerdem sah sie, daß er ihr Kreuz um den Hals trug, und da wußte sie: Sie hatte alles richtig gemacht.
    Das muß ich unbedingt Valentina sagen, dachte sie noch, und kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt, schlief sie augenblicklich ein.
    Doch Valentina hätte sie jetzt ohnehin nicht gefunden, die war weit weg. Im Bad, unter der Dusche, versetzte ihr ein kurzbeiniger, drahtiger Indio mit einer kurzen, kräftigen Waffe Stoß um Stoß. Sie sah sein schwarzes Haar, das ihm um die eingefallenen Wangen wehte, und den rosigen Streifen Haut, der seine Narbe überzog. An Fuß – und Handgelenken spürte sie eine eiserne Umklammerung, aber dabei war sie völlig schwerelos und wurde ruckartig hoch und nach vorn geschwungen. Das war anders als alles, was sie je erlebt hatte, und es war überwältigend.
    Das Telefon weckte Irina mitten in der Nacht.
    Wahrscheinlich die betrunkene Nina, dachte sie und langte nach dem Hörer.
    Flüchtig sah sie zur Uhr: Kurz nach eins.
    Aber es war nicht Nina, sondern einer der beiden Galeristen, der, der für den Papierkram zuständig war.
    »Wir müssen dringend miteinander reden wegen Ihres Klienten«, begann er ohne Umschweife. »Wir möchten gern alle in seinem Atelier verbliebenen Bilder kaufen, aber möglichst unverzüglich.«
    Irina hielt eine Kunstpause ein – das hatte sie gelernt.
    »Ja, und selbstverständlich möchten wir, daß Sie Ihre Klage zurückziehen. Wir werden unsere gesamten Beziehungen neu ordnen.«
    Eins, zwei, drei, vier, fünf – und Hieb!
    »Nun, erstens, was die Klage angeht, das ist eine andere Angelegenheit, wir werden das unter keinen Umständen vermengen. Und wegen der Arbeiten meines Klienten, das können wir Ende nächster Woche besprechen, wenn ich aus London zurück bin. Ich fahre nämlich wegen der Bilder dorthin«, log sie mit großem professionellen Vergnügen.
    Der Schlaf war wie weggeblasen. Sie stand auf und ging ins Wohnzimmer. Unter T-Shirts Türschwelle drang ein heller Lichtschein hervor. Irina klopfte an.
    T-Shirt, bei dieser Hitze im langen Nachthemd, legte ihr Buch weg und stützte sich auf den Ellbogen.
    »Was gibt’s?«
    »Sieht so aus, als wäre er doch ein guter Maler gewesen. Diese Banditen haben angerufen, sie wollen alles kaufen, was Alik hinterlassen hat.«
    »Sag bloß?« T-Shirt freute sich.
    »Ja. Ich werd noch eine Erbschaft für dich rausholen. So ist das.«
    »Spinnst du, was für eine Erbschaft? Und Nina? Was machen wir mit der?«
    »Also, Nina interessiert mich nicht. Und für das Geld werd ich noch ganz schön rumrennen müssen.« Irina sah todmüde aus, und T-Shirt dachte: Mama wird alt, und nachts, ohne Schminke, ist sie gar nicht so schön.
    »Weißt du was, laß uns nach Rußland fahren.«
    T-Shirt rückte ein Stück, um Platz zu machen für Irina. Viele Jahre konnte T-Shirt nicht allein einschlafen, und Irina kam vom anderen Ende der

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