Ein ganz besonderer Sommer
gerade aus der anderen Richtung. Bille erzählte lachend, was sie eben erlebt hatte.
„Übergewicht schätzungsweise ein Zentner, rund wie ein Ballon und genauso rot, ich hatte Angst, er platzt gleich vor Wut. Dabei waren es wirklich nur ein paar Spritzer nasser Sand, die er abbekommen hat.“
„So was Blödes!“ Mini schüttelte den Kopf. „Er braucht die Badehose doch nur noch mal kurz ins Wasser zu tauchen, dann ist der Sand weg.“
„Der wird sich schon wieder beruhigen“, meinte Bettina. „Hier, stellt mal die Kühlbox mit unserem Picknick in den Schatten. Gut, dass ich so reichlich eingepackt habe“, fügte sie mit einem Blick auf die Mädchen hinzu.
„Oh, wir haben auch was mitgebracht“, verkündete Lena. „Kuchen und Käsekekse, von meiner Mutter selbst gebacken. Außerdem ein paar Sandwiches . Und Orangensaft.“
„Na, dann ist die Gefahr, dass wir verhungern, ja gebannt. Sehr beruhigend.“ Tom zerrte sich die Reitstiefel von den Füßen. „Gehen wir gleich ins Wasser?“
„Klar!“, riefen Lena und Mini im Duett. Sie trugen ihre Badeanzüge bereits unter den Reitsachen. Wie der Blitz hatten sie sich ihrer Stiefel, Hosen und T-Shirts entledigt.
„Okay, geht ihr drei schon mal vor“, sagte Bille. „Tom kann dich auf den Rücken nehmen, Lena, die Krücken lassen wir lieber hier bei unseren Sachen. Bettina und ich kümmern uns inzwischen um die Vierbeiner.“
Bille und ihre Freundin banden die Pferde und Ponys an Pfosten, die sie für diesen Zweck schon vor längerer Zeit in die Dünen oberhalb des Strandes geschlagen hatten. Da standen sie im Schatten einer Reihe großer Sträucher, und man hatte sie auch beim Baden unter Beobachtung.
Zottel sah sehnsüchtig zum Wasser hinunter.
„Ein bisschen musst du noch warten, mein Dicker, ich hole dich dann. Erst mal will ich ein Stück rausschwimmen.“ Bille fuhr ihm noch einmal liebevoll durch die Mähne, dann zog auch sie sich um und lief zum Wasser hinunter. Tom war mit Mini und Lena schon ein Stück hinausgeschwommen, doch da er sich Zeit nahm und Lena nicht aus den Augen ließ, hatte Bille die Gruppe bald eingeholt.
„Herrlich!“, prustete sie, warf sich auf den Rücken und strampelte mit den Beinen. „Superspitzenmäßigtoll! Juhu!“ Dann drehte sie sich und tauchte in eine heranrollende Welle. Das Meer war ziemlich ruhig heute, deshalb musste sie Lena nicht jeden Augenblick bewachen und konnte das Bad nach Herzenslust genießen.
Hinter ihr kam Bettina heran. Seite an Seite schwammen sie ein Stück hinaus, während Tom und die Mädchen sich parallel zum Ufer hielten, falls es Lena zu viel werden sollte. Doch die entwickelte eine ungeahnte Kraft und Ausdauer.
Zottel war unzufrieden. Warum hatte Bille ihn nicht mitgenommen? Sie wusste doch, wie sehr er ein Bad im Meer liebte! Energisch zerrte er an seinem Führstrick, der mit einem dreifachen Knoten fest an den eisernen Ring des Pfostens gebunden war.
Der Führstrick hielt seinem Zerren stand. Auch der Pfosten rührte sich nicht. Anders der Ring, dessen Halterung tief in das Holz geschraubt war und sich mit der Zeit durch den Wechsel von Hitze, Kälte und Nässe gelockert hatte. Ein leises Knirschen und Splittern, dann löste er sich und baumelte am Knoten des Führstricks.
Einen Augenblick blieb Zottel vor Überraschung ganz still stehen. Doch nicht lange, dann erkannte er seine Chance. Neben ihm dösten Panja und Bettinas Sternchen, sie schienen in schöne Träume versunken und hatten offenbar alles um sich herum vergessen. Umso besser.
Zottel war nicht dumm. Wenn Bille vom Wasser aus sein Fehlen bemerkte, würde sie sofort angelaufen kommen und ihn wieder festbinden. Und dann würde er sich nicht so leicht noch einmal befreien können. Also musste er möglichst unauffällig verschwinden. Im Schatten der Büsche kletterte er die Dünen hinauf und lief oberhalb des Strandes ein Stück zurück bis zu einer Stelle, an der es, wie er wusste, einen Einschnitt mit einem direkten Zugang zum Meer gab.
Dort bog er ein und näherte sich mit vorsichtigen Schritten dem Wasser. Nur kein Aufsehen erregen! Zottel wusste, wenn die Zweibeiner ihn erst einmal entdeckt hatten und mit großem Geschrei hinter ihm herliefen, war es aus mit dem Vergnügen. Vor den Blicken der weiter entfernten Strandburgenbewohner schützte ihn zum Glück ein mächtiger Wall an seiner Seite, der ebenfalls zu so einem seltsamen Riesennest aus Sand gehörte. Aus seinem Inneren drangen laute Schnarchgeräusche.
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