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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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hatte.
    Wir machten an diesem Nachmittag nicht mehr viel. Louisa räumte Wills Rucksack aus und zog jedes Miniaturfläschchen mit Shampoo, Spülung, Mini-Nähutensilien und Duschhauben hervor, das sie sich in diesem Hotel hatte schnappen können. «Da gibt es gar keinen Grund zum Lachen», sagte sie. «Bei den Preisen hat Will für eine ganze Haarwaschmittelfabrik bezahlt.» Wir sahen uns einen japanischen Trickfilm an, den Will als perfekten Kater-Film bezeichnete, und ich blieb noch eine Weile da – zum Teil, um seinen Blutdruck noch ein bisschen länger zu kontrollieren, aber ehrlich gesagt auch, weil ich sie ein bisschen aufziehen wollte. Ich wollte seine Reaktion sehen, wenn ich verkündete, dass ich ihnen Gesellschaft leisten würde.
    «Wirklich?», sagte er. «Ihnen gefällt Miyazaki?»
    Aber dann fing er sich sofort und sagte, natürlich würde er mir gefallen … ein toller Film … blablabla. Also stimmte es. Einerseits freute ich mich für ihn. Dieser Mann hatte zu lange über ein und dieselbe Sache nachgedacht.
    Also schauten wir uns den Film an. Zogen die Jalousien herunter, hängten das Telefon aus und sahen uns diesen merkwürdigen Trickfilm über ein Mädchen an, das in ein Paralleluniversum gerät, in dem es von komischen Wesen wimmelt, bei denen man von der Hälfte nicht weiß, ob sie gut oder böse sind. Lou saß dicht neben Will, gab ihm etwas zu trinken und wischte ihm übers Auge, wenn etwas hineingeflogen war. Es war richtig süß, echt, obwohl ich mich fragte, wohin das wohl führen sollte.
    Und dann, als Louisa die Jalousien wieder hochzog und uns allen Tee kochte, sahen sich die beiden an wie Leute, die überlegen, ob sie einen in ihr Geheimnis einweihen sollen. Und dann erzählten sie mir von der Reise. Zehn Tage. Sie wussten noch nicht, wohin es gehen sollte, aber es würde weit sein, und es würde toll werden. Und ob ich mitkommen und ihnen helfen würde.
    Scheißt der Bär in den Wald?
    Ich musste vor diesem Mädchen den Hut ziehen. Wenn mir jemand vier Monate davor gesagt hätte, dass sich Will zu einer Fernreise überreden lassen würde – verdammt, dass wir ihn auch nur aus diesem Haus herausbekommen würden –, hätte ich ihm gesagt, bei ihm wären wohl ein paar Gehirnzellen zu viel durchgebrannt. Allerdings würde ich Lou ein paar Takte über Wills medizinische Versorgung erzählen, bevor wir fuhren. Wir konnten uns eine Beinahe-Katastrophe wie die heutige nicht erlauben, wenn wir irgendwo am Ende der Welt saßen.
    Sie erzählten es sogar Mrs. T., die hereinkam, als Louisa gerade gehen wollte. Will sagte es, als wäre es nicht weiter bemerkenswert, als würde er einfach nur ankündigen, dass er einen Spaziergang um die Burg vorhätte.
    Ich muss gestehen, ich war ziemlich begeistert. Diese verflixte Online-Poker-Website hatte mein ganzes Geld geschluckt, und ich konnte mir in diesem Jahr keinen Urlaub mehr leisten. Ich verzieh Louisa sogar, dass sie Will geglaubt hatte, als er sagte, sie müsse die Schläuche nicht wechseln. Und Sie können sich vorstellen, wie sauer ich auf sie war. Also sah alles perfekt aus, und ich pfiff vor mich hin, als ich meinen Mantel anzog und mich schon auf weiße Strände und das blaue Meer freute. Ich überlegte sogar, ob ich einen Kurzbesuch zu Hause in Auckland damit verbinden konnte.
    Und dann sah ich die beiden – Mrs. Traynor stand draußen vor der Hintertür, und Lou wollte gehen. Ich weiß nicht, worüber sie geredet hatten, aber beide sahen ziemlich wütend aus.
    Ich bekam nur den letzten Satz mit, und der reichte mir ehrlich gesagt auch schon.
    «Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Louisa.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 20
    D u machst was nicht ?»
    Wir waren in den Hügeln außerhalb der Stadt, als ich es ihm sagte. Patrick war mitten in einem Sechzehnmeilenlauf und wollte, dass ich seine Zeit stoppte, während ich ihm mit dem Rad hinterherfuhr. Da ich beim Radfahren einen Hauch weniger begabt war als in Teilchenphysik, war das meinerseits mit einer Menge Fluchen und Ausweichen verbunden und seinerseits mit Verzweiflungsausbrüchen. Eigentlich hatte er sogar vierundzwanzig Meilen laufen wollen, aber ich hatte ihm erklärt, dass mein Hintern das nicht verkraften würde, und abgesehen davon einer von uns den Wocheneinkauf erledigen musste, wenn wir nach Hause kamen. Wir hatten keine Zahnpasta und keinen Kaffee mehr. Es versteht sich von selbst, dass nur ich den Kaffee wollte. Patrick war auf Kräutertees umgestiegen.
    Als wir oben

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