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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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auf dem Sheepcote Hill angekommen waren, ich keuchend und mit bleischweren Beinen, entschied ich mich, einfach dort die Bombe platzen zu lassen. Ich schätzte, dass wir bis nach Hause noch ungefähr zehn Meilen vor uns hatten, auf denen er sich abregen konnte.
    «Ich komme nicht zu dem Xtreme Viking mit.»
    Er blieb nicht stehen, kam aber dicht neben mich. Er wandte sich zu mir, die Beine unter ihm trabten weiter, und er wirkte so schockiert, dass ich beinahe an einen Baum gefahren wäre.
    «Was? Warum?»
    «Ich … arbeite.»
    Er schwenkte wieder auf die Straße ab und rannte schneller. Wir waren auf dem Hügelkamm, und ich musste bremsen, um ihn nicht zu überholen.
    «Und wann hast du das beschlossen?» Feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und an seinen Waden zeichneten sich die Sehnen ab. Wenn ich sie noch länger betrachtete, würde ich mit dem Fahrrad umkippen.
    «Am Wochenende. Ich wollte sicher sein, bevor ich es sage.»
    «Aber wir haben die Flüge gebucht und alles.»
    «Das ist nur easyJet. Ich zahle dir die 39 Pfund zurück, wenn du so einen Aufstand machst.»
    «Es geht nicht ums Geld. Ich dachte, du würdest mich unterstützen. Du hast gesagt, du kommst mit und unterstützt mich.»
    Patrick konnte so richtig schmollen. Zu Beginn unserer Beziehung hatte ich ihn damit aufgezogen. Mr. Quengelpeter hatte ich ihn genannt. Ich musste darüber lachen, und ihn ärgerte es so, dass er gewöhnlich mit dem Schmollen aufhörte, nur damit ich den Mund hielt.
    «Oh, jetzt stell dich nicht so an. Unterstütze ich dich etwa nicht schon die ganze Zeit? Ich hasse Radfahren, Patrick, und das weißt du. Aber ich unterstütze dich trotzdem.»
    Erst nach einer Meile sagte er wieder etwas. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber das Geräusch von Patricks Schritten auf der Straße klang auf einmal grimmig und entschlossen. Wir waren jetzt hoch über unserem Städtchen, und ich keuchte bei jedem Anstieg der Straße und versuchte vergeblich, meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen, wenn ein Auto vorbeikam. Ich fuhr auf Mums altem Rad – Patrick ließ mich nicht einmal in die Nähe seines rasenden Dämons –, und es hatte keine Gangschaltung, sodass ich ihm häufig hinterherkeuchte.
    Er warf einen Blick über die Schulter und wurde ein winziges bisschen langsamer, sodass ich zu ihm aufholen konnte. «Und warum können sie niemanden von der Personalvertretung nehmen?», sagte er.
    «Jemanden von der Personalvertretung?»
    «Der zu den Traynors geht. Wenn du dort sechs Monate arbeitest, musst du ja wohl einen Urlaubsanspruch haben.»
    «So einfach ist das nicht.»
    «Und wieso nicht? Schließlich hattest du keine Ahnung, als du dort angefangen hast.»
    Ich hielt die Luft an. Das war gar nicht so leicht angesichts des Umstandes, dass ich vom Radfahren komplett außer Puste war. «Weil er eine Reise machen muss.»
    «Was?»
    «Er muss eine Reise machen. Also brauchen sie mich und Nathan, damit wir ihm helfen.»
    «Nathan? Wer ist Nathan?»
    «Sein Krankenpfleger. Der Typ, den du gesehen hast, als Will bei meinen Eltern zum Essen war.»
    Ich sah, dass Patrick darüber nachdachte. Er wischte sich den Schweiß aus den Augen.
    «Und damit du gar nicht erst fragst», fügte ich hinzu, «nein, ich habe keine Affäre mit Nathan.»
    Er wurde langsamer, den Blick auf den Asphalt gerichtet, bis er praktisch auf der Stelle joggte. «Was soll das, Lou? Es … es kommt mir so vor, als wäre da die Grenze zwischen dem verschoben, was Arbeit ist und was …», er zuckte mit den Schultern, «… normal ist.»
    «Das ist kein normaler Job. Und das weißt du auch.»
    «Aber Will Traynor scheint zurzeit wichtiger als alles andere zu sein.»
    «Oh, das hier etwa nicht?» Ich nahm eine Hand vom Fahrradlenker und deutete auf seine joggenden Füße.
    «Das ist etwas anderes. Aber er braucht nur zu pfeifen, und schon kommst du angelaufen.»
    «Du gehst also laufen, und ich komme angelaufen.» Ich versuchte zu lächeln.
    «Sehr witzig.» Er drehte sich weg.
    «Es sind sechs Monate, Pat. Sechs Monate. Und du warst schließlich derjenige, der gesagt hat, ich soll diese Arbeit annehmen. Du kannst mich nicht dafür kritisieren, dass ich sie ernst nehme.»
    «Ich glaube … ich glaube, es geht nicht um die Arbeit. Ich denke einfach … dass es da etwas gibt, das du mir nicht erzählst.»
    Ich zögerte einen winzigen Moment zu lang. «Das stimmt nicht.»
    «Aber du kommst nicht zu dem Viking mit.»
    «Ich hab es dir doch schon erklärt,

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