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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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«Es spricht nichts dagegen, dass Ihnen das noch mal gelingt.»
    Bevor ich an diesem Abend ging, zeigte ich Mrs. Traynor die Unterlagen.
    Sie war gerade in die Auffahrt eingebogen, und ich zögerte außer Sicht von Wills Fenster einen Moment, bevor ich zu ihr ging. «Ich weiß, dass es teuer ist», sagte ich. «Aber … ich finde, es sieht sagenhaft aus. Ich glaube wirklich, dass Will dort den besten Urlaub aller Zeiten verbringen kann. Wenn … wenn Sie verstehen, was ich meine.»
    Sie blätterte alles schweigend durch und sah sich dann die Kostenaufstellung an, die ich gemacht hatte.
    «Ich zahle für mich selbst, wenn Sie das wollen. Für Unterkunft und Verpflegung. Ich will nicht, dass irgendjemand denkt …»
    «Ist schon gut!», schnitt sie mir das Wort ab. «Tun Sie alles Notwendige. Wenn Sie glauben, ihn dazu überreden zu können, dann buchen Sie die Reise einfach.»
    Ich verstand, was sie mir damit sagen wollte. Wir hatten keine Zeit mehr zu verlieren.
    «Glauben Sie denn, dass Sie ihn davon überzeugen können?», fragte sie.
    «Na ja … wenn ich … wenn ich behaupte, dass es …», ich schluckte, «… zum Teil um mich geht. Er findet, dass ich nie genug aus meinem Leben gemacht habe. Er sagt mir ständig, dass ich reisen soll. Dass ich was … unternehmen soll.»
    Sie sah mich eindringlich an. Dann nickte sie. «Ja. Das klingt nach Will.» Sie gab mir die Papiere zurück.
    «Ich bin …» Ich atmete tief ein und stellte dann zu meiner Überraschung fest, dass ich nicht sprechen konnte. Ich schluckte zweimal schwer. «Was Sie in dem Café zu mir gesagt haben. Ich …»
    Sie schien mir nicht mehr zuhören zu wollen. Sie neigte den Kopf, und ihre schlanken Finger tasteten nach der Goldkette. «Ja. Nun, ich gehe jetzt besser hinein. Wir sehen uns morgen. Lassen Sie mich wissen, was er dazu sagt.»

    An diesem Abend ging ich nicht zu Patrick. Ich wollte eigentlich hin, aber irgendetwas führte mich von dem Gewerbegebiet weg, und ich überquerte stattdessen die Straße und stieg in den Bus ein, der zu meinen Eltern fuhr. Ich ging die 180 Schritte bis zu unserem Haus und schloss auf. Es war ein warmer Abend, und alle Fenster standen offen, damit eine kühle Brise durchs Haus zog. Mum kochte und sang dabei vor sich hin. Dad saß mit einem Becher Tee auf dem Sofa, Großvater döste in seinem Sessel, den Kopf zur Seite geneigt. Thomas bemalte hochkonzentriert seine Schuhe mit schwarzem Filzstift. Ich sagte hallo, ging an ihnen vorbei und überlegte, wie es so schnell dazu hatte kommen können, dass ich mich hier nicht mehr zugehörig fühlte.
    Treena arbeitete in meinem Zimmer. Ich klopfte und ging hinein. Sie hatte eine Brille auf, die ich nicht kannte, und saß am Schreibtisch über einem Stapel Lehrbücher. Es war merkwürdig, sie inmitten der Sachen zu sehen, die ich für mich selbst ausgesucht hatte. Thomas’ Bilder hingen schon überall an den Wänden, die ich so sorgfältig angestrichen hatte, und auf der Ecke meiner Jalousie war immer noch seine Kritzelei zu sehen. Ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht automatisch zu ärgern.
    Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu. «Soll ich zu Mum kommen?», sagte sie. Dann sah sie auf die Uhr. «Ich dachte, sie will Thomas etwas zu essen geben.»
    «Das macht sie auch. Er bekommt Fischstäbchen.»
    Sie sah mich an und setzte ihre Brille ab. «Alles klar mit dir? Du siehst scheiße aus.»
    «Du auch.»
    «Ich weiß. Ich habe diese idiotische Entschlackungsdiät gemacht. Hab Nesselausschlag davon bekommen.» Sie fasste sich ans Kinn.
    «Du hast keine Diät nötig.»
    «Jaja. Also … da ist so ein Typ bei mir im BWL-Kurs. Dachte, ich könnte ja mal einen Versuch starten. Tja, Nesselausschlag im Gesicht erhöht garantiert die Chancen, was?»
    Ich setzte mich aufs Bett. Meine Tagesdecke lag darauf. Ich hatte gewusst, dass Patrick sie abscheulich finden würde, mit ihrem wilden geometrischen Muster. Es wunderte mich, dass sie Katrina zu gefallen schien.
    Sie klappte ihr Buch zu und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. «Also, was gibt’s?»
    Ich kaute auf der Unterlippe, bis sie ihre Frage wiederholte.
    «Treen, glaubst du, ich könnte noch mal eine Ausbildung machen?»
    «Eine Ausbildung? Als was denn?»
    «Ich weiß nicht. Irgendwas mit Mode. Design. Oder vielleicht einfach Schneiderin.»
    «Also … Weiterbildungskurse gibt es natürlich. Und ich bin ziemlich sicher, dass an meiner Uni Lehrgänge angeboten werden. Das kann ich für dich

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