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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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hasste Züge, die über Brücken fuhren, unter denen ich stand, ich hatte Angst vor platzenden Luftballons, Partybomben oder Christmas Crackern. Ich war besonders vorsichtig bei allem, was plötzlich ein lautes Geräusch machen konnte. Natürlich hatte ich auch furchtbare Angst vor dem Donner; selbst später noch, als mir klar wurde, dass das eigentlich Gefährliche am Gewitter der Blitz war, hatte ich dennoch immer mehr Angst vor dem Donner. Auch das Feuerwerk am Guy-Fawkes-Day sorgten bei mir für Nervosität, obwohl ich ihm sehr gerne zugeschaut habe.« 20
    Als Eltern oder Lehrer wird es für Sie schwierig sein, sich in eine solche Person einzufühlen, da derartige Geräusche von normalen Menschen nicht als besonders unangenehm empfunden werden. Für Menschen mit Asperger-Syndrom sind solche Geräusche aber ähnlich unangenehm wie für andere etwa das Geräusch von Fingernägeln, die auf einer Schultafel kratzen. Bereits der bloße Gedanke an diese Geräusche kann ein heftiges Gefühl der Ablehnung hervorrufen.
    Die folgenden Zitate illustrieren die Intensität der sensorischen Wahrnehmung und das damit verbundene Leiden.
    Albert machte sich seine auditive Empfindlichkeit zunutze, um vorauszusagen, wann ein Zug eintreffen würde – einige Minuten bevor seine Eltern ihn hören konnten. Er sagte: »Ich höre ihn immer. Papa und Mama können das nicht. Es fühlte sich immer laut in meinen Ohren und in meinem Körper an.« 21 Ich habe einmal ein Kind untersucht, das ein Spezialinteresse für Busse hatte und jeden Bus an seinem einzigartigen Motorengeräusch erkannte. Außerdem interessierte es sich für Nummernschilder und so konnte es genau das Kennzeichen eines Busses angeben, der nur zu hören, aber nicht zu sehen war. Das Kind spielte ungern zu Hause im Garten, weil es die Klack-klack-Geräusche der Flügel von Insekten, etwa von Schmetterlingen, hasste.
Akustische Verzerrungen und Überempfindlichkeit
    Es kann auch akustische Verzerrungen und »Tonausfälle« geben. Darren beschreibt die sich verändernde Verzerrung so: »Ein weiterer Streich, den mir meine Ohren spielten, war, dass sie die Lautstärke der Geräusche um mich herum veränderten. Wenn andere Kinder mich ansprachen, konnte ich sie manchmal kaum hören. Ein anderes Mal hörten sie sich laut wie Gewehrkugeln an.« 22
    Donna Williams erklärte dazu: »Manchmal mussten Leute denselben Satz mehrere Male für mich wiederholen, weil ich nur Bruchstücke davon hörte und wenn ich versuchte, diese Bruchstücke zusammenzusetzen, ergab das nur eine seltsame und unverständliche Botschaft. Es war ein bisschen so, als würde ständig jemand am Lautstärkeregler des Fernsehers herumspielen.« 23
    AUS DEM LEBEN
    »Die Eltern dachten, ich sei taub«
    Donna Williams schrieb hierzu:
    »Meine Mutter und mein Vater dachten, dass ich taub sei. Sie standen hinter mir und machten laute Geräusche, aber ich reagierte mit kaum mehr als einem Blinzeln. Sie haben mich dann zu einem Hörtest geschickt. Der Test ergab, dass ich nicht taub war und damit war das erledigt. Jahre später habe ich noch einmal einen Hörtest gemacht. Dabei fand man heraus, dass mein Gehör sogar besser war als der Durchschnitt. Ich konnte einige Frequenzen hören, die sonst nur von Tieren wahrgenommen werden. Das Problem hatte offenbar mit der Veränderung der Aufmerksamkeit für Geräusche zu tun.« 24
    Wir wissen nicht genau, ob ein sensorischer »Tonausfall« daher kommt, dass derjenige so sehr mit etwas beschäftigt ist, dass das akustische Signal die intensive Konzentration nicht durchdringen kann oder ob es sich stattdessen um einen echten zeitweiligen Ausfall der auditiven Wahrnehmung und Informationsverarbeitung handelt.
Umgang mit der Überempfindlichkeit
    Wie geht eine solche Person mit der akustischen Überempfindlichkeit um?
    Andere Ausblendtechniken sind:
Summen, um andere Geräusche abzublocken, oder
sich intensiv auf eine bestimmte Tätigkeit zu konzentrieren – sodass man ganz darin gefangen, wie hypnotisiert ist –, um das Eindringen unangenehmer sensorischer Wahrnehmungen zu verhindern.
    AUS DEM LEBEN
    Alles ausblenden
    Manche lernen, bestimmte Geräusche auszublenden, wie es Temple Grandin beschreibt:
    »Wenn ich mit lauten und verwirrenden Geräuschen konfrontiert war, konnte ich sie nicht modulieren. Entweder musste ich das alles aussperren und mich zurückziehen oder ich ließ es hinein und wurde wie von einem Güterzug davon überrollt. Um diesen Ansturm zu vermeiden, habe

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